Die Stabil-Baukästen von 1913 bis 1920 : Der erste Erfolg
Was geschah zwischen 1913 und 1920 mit Stabil ?
Stabil hatte 1913 bereits einen hohen Standard erreicht.
Es umfasste bereits die Kästen 49 bis 54.
Die zwei Stabil-Spezialspiele-Baukästen von 1912 wurden ausgebaut
zur Serie der Eisenbahnwagen-Baukästen,
die 1914 die Nummern 59-63 umfassten.
Mit der Einführung dieser "Eisenbahnwagen-Baukästen" brauchte man etwa 1912 ein
neues Deckelbild,
das auch Eisenbahnwagen aus Stabil-Teilen zeigte.
Die Bilder gab es in mehreren Größen, abhängig von der Größe des Kastens, auf
dessen Deckel sie geklebt wurden. Sie wurden bis ca. 1919 verwendet.
Auf den kleinsten Ergänzungskästen 49a und 50a begnügte man sich jedoch mit
einem recht einfach gestaltetem
Deckelbild.
Ebenfalls schon etwa ab dem Jahr 1912 wurde das System als
Walther's neues Konstruktionsspiel STABIL
bezeichnet.
Vorher wurde die Bezeichnung Walther's neues Jngenieur-Bauspiel
"STABIL" auf dem Vorlagenheft verwendet; auf den Deckelbildern stand
lediglich Walther's Ingenieur=Bauspiel :Stabil:. Die zugehörigen
Bilder sind verfügbar.
Anscheinend hatten einige Kunden Schwierigkeiten, den neuen Stabil-Baukasten
vom bisherigen
Walther's Ingenieur Bauspiel zu
unterscheiden, das ja immer noch angeboten wurde.
Nach der Einführung des Kastens 54 gab es mehrere Erweiterungen
des Stabil-Systems im Jahr 1913, die so bedeutsam waren, dass man sogar
von einer eigenen Periode des Systems sprechen könnte.
Nicht nur das Deckelbild und die Bezeichnung "Konstruktionsspiel" sind neu,
sondern auch fundamental neue Teile wurden eingeführt.
Allen Kästen, selbst schon dem kleinsten, dem Kasten 49, wurden als
neue Teile die Lochscheibe 37mm
(Teil 35a) und der Gewindestift 22mm
(Teil 4g) hinzugefügt.
Auch enthielt der Kasten 49 jetzt 4
Schnurräder (Teil 5), statt 2, wie 1912.
So unscheinbar diese Erweiterung an Teilen auch war, so bedeutungsvoll war sie
in Hinblick auf die Baumöglichkeiten.
Waren es 1912 beim Kasten 49 nur 16 Modelle, so waren es 1913 bereits 50.
Noch bedeutsamer war 1913 die Einführung der
Durchbrochenen Platte (Teile 1c/1d),
die durch ein DRGM geschützt wurde.
Diese wurde in ihrer bekannten Form den Kästen ab Nr. 50 beigegeben.
Die Kästen ab 54 enthielten 1914 sogar 2 davon.
Auch durch dieses Teil erweiterten sich die Baumöglichkeiten enorm. So waren 1912
im Vorlagenheft für den Kasten 50 nur 11 Modelle aufgeführt, während in 1914
bereits 26 Modelle gezeigt wurden.
1913 oder 1914 erschien der Kasten 55. In 1914 war ein noch größerer
Kasten 56 in Vorbereitung, der dann aber nicht mehr realisiert wurde.
Es ist aus dieser Zeit bekannt, dass
Einsendungen neuer Modelle
von der Firma Walther gerne entgegengenommen wurden.
Gefundenen Kästen lagen Bilder von Modellen bei, die mit einem Preis
ausgezeichnet worden waren, nämlich einem passenden Ergänzungskasten.
Stabil war damals ja nur eines der Baukasten-Systeme der Firma Walther.
Im Februar 1914 wollte man als neues System den
Verwandlungsbaukasten Architecton, einen
Gebäudebaukasten, einführen. Nach 1914 wird der aber nicht mehr erwähnt.
Ende 1914 oder Anfang 1915
(DRGM) wurde das
Metallbaukastensystem Miniatur,
wohl als Ablösung des alten Walther's
Ingenieur Bauspiel, mit den Kästen 20 und 21 aufgelegt.
Das System hat einen Lochabstand von 10mm. Die Teile sind deshalb auch deutlich
kleiner. Da jetzt die Teile mit Schrauben und Muttern zusammengehalten wurden,
gewann man all die Vorzüge von Stabil.
Zudem sind viele Stabil-Teile in abgewandelter Form ins neuen System
übernommen worden.
Eine neu eingeführte Trapezplatte ist ein Vorläufer für das entsprechende
zukünftige Stabil-Teil von 1921.
Der Händlerprospekt vom Frühjahr 1914
gibt Auskunft über die damaligen Systeme und Baukästen der Firma Walther.
Der erste Weltkrieg, er wurde am 1. August 1914 begonnen, war ein ganz
schwerer wirtschaftlicher und kultureller Rückschlag für ganz Europa,
insbesondere aber für Deutschland.
Das starke Aufstreben des technischen Fortschritts, sei es in der Funktechnik,
der Elektrotechnik, der Chemie, der Grundlagenphysik (man denke nur an Einstein),
wurde abrupt angehalten und nur noch zum Morden missbraucht.
Millionen fähigster Menschen wurden sinnlos verheizt.
Die Haupttäter, Wilhelm Preußen (er ließ sich Kaiser Wilhelm II nennen),
Paul Hindenburg und Erich Ludendorff, wurden nie zur Verantwortung gezogen.
Für die Firma Walther bedeutete das auch einen Rückschritt. So wurden die
Eisenbahnwagen-Baukästen eingestellt, die Entwicklung des neuen Großkastens 56
musste eingefroren werden, der Handel ins Ausland war kaum mehr möglich.
Da aber mit dem Krieg die deutsche Niederlassung der englischen Firma Meccano
vom Deutschen Reich als Feindvermögen unter deutsche Zwangsverwaltung gestellt
wurde, musste die Firma Walther rechtliche Schritte von diesem
Konkurrenten nicht mehr fürchten.
Durch den Krieg stiegen alle Preise stark an, und manche Materialien durften
nicht mehr zur Herstellung von Produkten des täglichen Bedarfs verwendet
werden.
Bei den Baukästen führte das dazu, dass die Messingteile von nun an aus anderen
Materialien - meist Eisen - gefertigt werden mussten, sobald deren Restbestände
aus Friedenszeiten aufgebraucht waren.
Einige Restbestände waren eher erschöpft, andere später. Deshalb
kommt es durchaus vor, dass man Messingteile mit Kriegsteilen nebeneinander
in einem Kasten finden kann.
Um einigen der neuen Teile Messingglanz zu geben, wurde das Eisen
vermessingt oder nur mit Schellack gestrichen.
Da auch Nickel rationiert wurde, durften zwar noch vorhandene vernickelte Teile
aufgebraucht werden. Aber die neuen Teile wurden verzinkt. Als dann später
manchmal auch noch auf das Verzinken verzichtet werden musste, wurden die Teile
brüniert, phosphatiert oder blieben unbehandelt blank.
Ab 1915 wurden, völlig unabhängig vom Kriegsgeschehen, die
Holzplatten (Teile 17-19), der Fallklotz (Teil 29)
und der schmale Transportriemen (Teil 34) aus den Stabil-Kästen genommen.
Spätestens 1916 gab es diese Teile nicht mehr.
In den Vorlagenheften wurde die Modelle, die vormals Holzplatten enthielten,
durch solche ersetzt, die statt der Holzteile jetzt die
Durchbrochene Platte (Teil 1c) und die
Rechteckplatte (Teil 1d) nützten.
Als Folge dieser Umstellung enthält nun der Kasten 52 zwei Platten 1c und 1d.
Nebenbei wurden einige Teile umnummeriert, und einige Kästen wurden mit
einigen wenigen zusätzlichen Teilen bestückt. Zur Herstellung eines
Dampfzylinder-Modells wurden in den Kasten 52 zwei Baggerschaufeln gegeben.
Außerdem erschienen erstmals die Drahtösen
(Teil 40) und das gabelförmig
gebog. Flacheisen 5 Loch.
Spätestens 1916 waren alle diese Änderungen abgeschlossen.
In der Deutschen Spielwaren-Zeitung und dort unter der Rubrik "Neuheiten,
Kataloge und Preislisten" erschien am 15.2.1915 erstmals eine
Beschreibung des
Stabil-Baukastens. Ich danke M.K. für die Bearbeitung.
Ein solcher Artikel war wirklich überfällig. Entsprechende Artikel zu Bings
Baukasten Structator waren bereits 1914 erschienen. Es fällt auch auf, dass
Walther nur sparsam inserierte, nämlich nur vor den Leipziger Messen.
Für die Metallbaukasten-Systeme Structator und besonders für Metallo Trigon
wurden dagegen sehr viele Anzeigen platziert. So war Metallo Trigon ab
Mitte August 1913 zehn Monate lang auf der Titelseite jeder Ausgabe der
Deutschen Spielwarenzeitung zu sehen.
Die englische Firma Meccano dagegen hat in der Deutschen Spielwaren-Zeitung
in den 10er Jahren überhaupt nicht inseriert.
Im Wegweiser war Meccano 1914 nur
zweimal mit größerer Reklame vertreten.
Im Jahr 1916 wurde das System umbenannt in
Walther's neues Metall-Bauspiel STABIL.
Diese neue Bezeichnung stand ab Juni 1916 auch auf dem Deckblatt der
Vorlagenhefte 49 und 50-52. Erst 1917 erschien die neue Bezeichnung dann auch
auf dem Deckblatt der Vorlagenhefte 53-55.
Auf den Deckelbildern der großen Kästen erschien die neue Bezeichnung etwa 1917.
Bei den Deckelbildern der kleineren Kästen, die ja auch ein kleineres Deckelbild
hatten, dauerte es allerdings bis 1919, bis man auch dort die Kästen nicht mehr
"Konstruktionsspiel", sondern "Metall-Bauspiel" nannte.
Die alten Vorräte von Bildern mussten erst aufgebraucht werden.
Ebenfalls ab 1916 wurden eine Seite mit der Abbildung der Teile und eine
Seite mit dem Inhaltsverzeichnis aller Kästen im Vorlagenheft
abgedruckt. Damit erübrigte sich das entsprechende Blatt auf der Rückseite
des Kastendeckels, das spätestens ab 1918 fehlte.
In 1917 erwarb die deutsche Firma Märklin die
Niederlassung der englischen Meccano-Gesellschaft vom Deutschen Reich.
Das übernommene Meccano-System entsprach dem Stand etwa vom Anfang 1914.
Damit entstand der Firma Walther wieder ein bedeutender Konkurrent.
Es ist unverständlich, warum die Firma Walther die damalige Meccano-Niederlassung
nicht aufgekauft hat. Vielleicht wurde sie gar nicht beteiligt.
Ab 1. April 1918 ist der Firmensitz in der Grünauer Straße 21 (heute
Ohlauer Straße).
Ende 1918 wurde dann erste Kästen mit einem
neuen Deckelbild
ausgestattet.
Es zeigt Kinder vor einem Sägemodell. Klicken Sie auf das Bild, wenn Sie eine
Vergrößerung wünschen.
Die Datierung des Bildes erfolgte anhand des angegebenen Preises von 16 Mark.
Der Kasten 50 kostete Mitte 1918 noch 13.25 Mk und Anfang 1919 bereits
17.50 Mk.
Parallel dazu wurden noch alte Deckelbilder weiter verwendet und aufgebraucht.
Spätestens Ende 1920 wurden, zumindest dem Kasten 49, schon neue
Teile der nächsten Periode beigefügt. Einzelne dieser Teile gab es
nachweislich schon früher.
In ein damaliges Vorlagenheft 49 wurde ein Zettel eingeklebt,
der besagte, dass der neue Kasten 49 jetzt eine
Durchbrochene Platte 1c,
eine Platte 1d, einen Doppelwinkel 2b,
2 Flachwinkel 2d,
2 Laschen 2e, einen
Schraubenschlüssel mit Mutternführung 10a,
1 Knäuel Treibschnur 12,
2 Winkelbänder 18, eine zusätzliche
Drahtöse 40 und 6
Klemmplatten 40b enthalte.
Durch die Zugabe kann man jetzt mit dem Kasten 49 - außer den Modellen 1-103 -
auch die Modelle 112,114,115,122,123,131,134,136,137,139,143,149,151 des
Kastens 50 bauen.
Die genannten Änderungen wurden im Inhaltsverzeichnis der Kästen, das in den
Vorlagenheften abgedruckt ist, nie berücksichtigt.
Im Zeitraum von 1918-1920 wurden die Zähnezahlen der
Zahnräder 25a und
25b geändert.
Das neue Zahnrad 25a hat jetzt 60 Zähne anstatt der früheren 58 Zähne.
Das Zahnrad 25b hat jetzt 100 Zähne anstatt der früheren 96.
Dadurch sind jetzt ganzzahlige Übersetzungsverhältnisse (1:3 und 1:5) mit dem
kleinen Stabil-Zahnrad (Teil 25)
möglich. Die Räder mit den neuen Zähnezahlen sind am Anfang noch aus Zink.
In den Jahren 1919 und 1920 hat sich an den Kästen - außer den
genannten Teileverbesserungen - nichts geändert. Einige neue, bisher noch
nicht dokumentierte Teile wurden dazu gegeben. Im Übrigen wurden weiterhin die
gleichen unvernickelten Teile, wie zu Kriegszeiten, verwendet. Die Zahnräder
waren immer noch aus Zink. Denn nach dem verlorenen Krieg war die Rohstofflage
in Deutschland alles andere als rosig.
Es liegt ein Prospekt von 1920
vor, der die damaligen Stabil-Kästen zeigt.
Die Bilder der Kästen gleichen den Bildern von 1914 genau, wobei die
Kästen nur in Holzverpackung und ohne Kastendeckel abgebildet werden.
Aufgrund von mehreren Funden kann bestätigt werden, dass die Kartons
die gleiche Einteilung der Fächer hatten wie die Holzkästen. Damit darf als
gesichert angenommen werden, dass die Teile in den neuwertigen Kartonverpackungen
genauso angeordnet waren, wie in den Holzverpackungen, die im Prospekt gezeigt
werden.
Tabelle zu den Kästen von 1920
Kasten | 49 | 50 | 51 |
52 | 53 | 54 |
55 |
Maße | ? | 280*206*25 | 335*225*40 |
380*280*35 | 460*290*40 | 460*290*80 |
460*290*110 |
Teile | 89 | 108 | 157 |
252 | 377 | 566 |
1072 |
Modelle | 103 | 152 | 209 |
239 | 266 | 286 |
293 |
1920 wurden erstmals Motore
eingeführt.
Und man findet in diesem Jahr bereits das neue Deckelbild der folgenden
Periode auf den Kästen, aber noch nicht auf den Vorlagenheften.
Das neue Deckelbild mit den 3 Kindern am Tisch und einem Gattersäge-Modell
gleicht dem Deckblatt eines
Vorlagenheftes von 1921-1925.
Mit dem Jahr 1921 begann eine völlig
neue Periode des Stabil-Systems.
Stabil im Ausland
Die Firma Walther war schon lange vor dem ersten Weltkrieg auch im Ausland
tätig. So wurden ab 1911 die Stabil-Baukästen in Frankreich unter dem
Markennamen "Arts et Métiers Série 1" vertrieben (Série 2 war der
Maschinen-Baukasten, Série 3 war Walther's Ingenieur Bauspiel).
Durch den Beginn des ersten Weltkriegs wurde der Vertrieb deutscher Produkte
in Frankreich und den anderen alliierten Ländern unterbunden.
Im neutralen Dänemark konnte jedoch Stabil weiterhin verkauft werden.
Da kriegsbedingt aber nur bestimmte Materialien exportiert werden durften,
musste man neue Wege gehen.
Aufschlussreich ist hier ein Fund eines Kastens "Den lille Ingeniør" der
dänischen Kaufhauskette Illum aus der Zeit zwischen 1916 und 1919.
Das Bild links zeigt das Deckelbild dieses Kastens (Autor Jürgen Kahlfeldt).
Weitere Hinweise zu
den Bildern sind verfügbar.
Klicken Sie auf das Bild, wenn Sie eine Vergrößerung wünschen.
Vom Teileinhalt her handelt es sich um einen Kasten Stabil Nr. 53.
Die Teile sind aus der Zeit ab 1915, denn Drahtöse und Gabelband sind
enthalten. Auf der Rückseite des Kastendeckels ist noch ein Zettel mit dem
Inhaltsverzeichnis mit Teileabbildungen aufgeklebt.
Diese Zettel fehlten bei den deutschen Kästen spätestens 1917.
Auffällig an dem Kasten sind die wunderbar vernickelten Flacheisen
und Winkeleisen, die alle nur 0.5mm Blechdicke haben. So dünnes Blech wurde bei
Walther für diese Teile nicht verwendet.
Weiterhin sind Schrauben mit Rundköpfen enthalten. Solche Köpfe gab es bei den
normalen Stabil-Schrauben sonst nie.
Das Vorlagenheft (unteres Bild, Autor Jürgen Kahlfeldt) Den lille Ingeniør
... 137 Modeller med Byggeanvisninger wurde von Illum nach eigenen
Vorstellungen erstellt und in Dänemark gedruckt. Es sind 137 Modelle für die
Kästen bis Nummer 52 aufgeführt. Das entspricht dem deutschen Vorlagenheft von
1915.
In der ersten Hälfte des Heftes findet man alle Modellzeichnungen. In der
zweiten Hälfte folgen die Beschreibungen der Modelle in dänischer Sprache.
Offensichtlich war dieses Heft ein Vorläufer für weitere ausländische Hefte.
Man musste für den Wechsel zu einer anderen Sprache nur den zweiten Teil des
Heftes neu erstellen.
Die Innenseiten sind auf Kunstdruckpapier gedruckt worden.
Die Bilder der Modelle stimmen mit denen aus den deutschen Vorlagenheften
überein. Die Abbildungen der Teile und die Inhaltsliste der Kästen fehlt in
diesem Heft.
Auf dem Kasten und auf dem Deckblatt des Vorlagenheftes findet man keinen
Hinweis auf Walther und auf Stabil. War etwa damals ein deutscher Name
verkaufshemmend ?
Insbesondere die andersartigen Teile dieses Kasten lassen die Vermutung zu,
dass er in Dänemark in Lizenz gefertigt wurde.
Aus Prospekten von 1914 und von 1920
No. | Packung | Maße in mm | Preis |
49 | Karton | 260*180*25 | 4,00 |
50 | Karton | 270*180*35 | 6,50 |
50 | Kasten | 275*185*38 | 6,50 |
51 | Karton | 353*223*35 | 8,00 |
51 | Kasten | 355*225*38 | 8,00 |
52 | Karton | 383*288*40 | 16,00 |
52 | Kasten | 385*290*45 | 16,00 |
53 | Kasten | 460*290*45 | 24,00 |
54 | Kasten | 460*290*80 | 40,00 |
55 | Kasten | 460*290*110 | 75,00 |
49a | Karton | 180*135*20 | 2,50 |
50a | Karton | 270*190*25 | 3,00 |
51a | Karton | 285*205*25 | 8,50 |
52a | Karton | 350*245*40 | 9,00 |
53a | Karton | 350*245*40 | |
53a | Kasten | 355*248*42 | 17,00 |
54a | Karton | 460*290*42 | |
54a | Kasten | 462*290*45 | 37,50 |
Die folgenden Abbildungen und die Tabelle rechts stammen aus einem
Händlerprospekt vom Frühjahr 1914.
Die Preise sind jedoch einem Vorlagenheft von etwa 1913 entnommen.
Für den 50a ist auch ein Preis von 2,50, für den 53a einer von 17,50 in einem
Kundenprospekt von 1914
genannt worden.
Der Kundenprospekt von 1916
bestätigt nur bekannte Aussagen.
Vom Kasten 55 gab es vermutlich noch kein Bild, weil er 1914
gerade erst herauskam. Es wird nur erwähnt, die Abbildung sei wie beim Nr. 54
und er habe 3 Einsätze.
Ein Kasten 56 sei, so hieß es 1914, in Vorbereitung.
Wir dürfen annehmen, dass man da ein Konkurrenzprodukt zum Structator VIII
schaffen wollte - und das zu einem weit günstigeren Preis.
Ein Prospekt von 1920 enthält genau
die gleichen Bilder von den Kästen wie im Folgenden gezeigt.
Auffällig an den Bildern ist, dass selbst die einzelnen Schrauben auf Pappplatten
aufgeschraubt waren, um den großen Freiraum im Holzkasten auszufüllen. Die restlichen
Muttern sind auf die Gewindestifte aufgeschraubt. Die runden Pappdöschen gibt
es noch nicht.
Auf den Deckelrückseiten sehen wir das Blatt mit den Abbildungen der Teile
und des Inhaltsverzeichnisses des Kastens. Aus solchen Blättern der Kästen
50a, 51, 52, 52a und 53a aus der Zeit um 1914 konnte die
Teileliste 1914/1911
erstellt werden.
Ein solches Bild mit Teilen und Kasteninhalt für einen Kasten 52 von 1914,
zeigt Ihnen die
Deckelrückseite Kasten 52 von 1914.
Eine Deckelrückseite
eines Kastens 53a von 1913 ist hier auch verfügbar.
Die Kästen wurden in Karton- oder in Holzkasten-Verpackung geliefert.
Den 49 und die Ergänzungskästen 49a bis 52a gab es 1914 nur im Karton.
Die großen Kästen 53 bis 55 wurden 1914 nur im Holzkasten geliefert.
Die Kartons waren bis etwa 1914 außen mit geprägtem dunkelgrünen Papier
beklebt, vergleichbar mit Märklin-Kästen der 50er Jahre, nur dunkler.
Innen waren die Kartons weiß ausgelegt. Die Pappen, auf denen die Teile
aufgenäht und die Schrauben eingesteckt waren, sind meist grün.
Ausführliche Preisangaben
zu den Kästen - insbesondere aus der Zeit von 1915 bis 1920 - sind verfügbar.
Kästen aus der Zeit von 1913 bis 1920
Die Bilder oben hat mir Jürgen Kahlfeldt gegeben. Sie zeigen einen Kasten 52
von 1913, so wie er aufgefunden wurde. Nicht alle Teile sind original.
Die Spardose, zum Beispiel, wurde natürlich erst später hinzugefügt, denn
die Spardose erschien erst 1931.
Im Kasten selbst sind noch die verschiedenen Holzbrettchen vorhanden.
Die "Lochscheibe von Holz" (Teil 15) hat nur 7 Löcher. Die Flanschenräder
sind aus Massivmessing gedreht. Das Windrad (Teil 13) und das Kreissägeblatt
(Teil 14) haben eine hochglänzende Oberfläche.
Links sehen Sie einen nicht ganz vollständigen Kasten 53a von 1914, den
mir Ansgar Henze zur Dokumentation verfügbar machte.
Der Karton ist mit einem sehr dunklen, grünen, fast schwarzem Papier mit
Krokodilhaut-Muster beklebt. Innen zeigt der Karton die ehemals weiße Pappe.
Auf der Rückseite des Kastendeckels - hier nicht sichtbar - sind die
Einzelteilpreise überklebt, was auf den Preisanstieg zu Kriegsbeginn hinweist.
Die enthaltenen Teile sind alle noch in Friedensqualität.
Die Abgebogene Lochplatte 1b ist noch ohne Ausstanzung. Leider fehlen die
Messingzahnräder 25a und 25b. Die Windmühlenflügel 26 sind hell glänzend und
ohne Rostspuren.
Die Winkel sind in dem länglichen Schächtelchen rechts enthalten, das auf der
Durchbrochenen Platte 1c liegt. Der schwarze Deckel des Schächtelchens wurde
nicht mit fotografiert. Die beiden runden Pappschachteln enthalten die
Schrauben. Ob diese Schachteln original sind, ist nicht bekannt.
Eine Auswahl von Teilen des Kastens ist als
Bild verfügbar.
Der links gezeigte Kasten 52 stammt von Ende 1914 oder von 1915.
Es ist ein Kriegskasten, denn es sind bereits Kriegsteile (Teile 8, 9,
22 aus Blech) enthalten. Die Lochscheibe von Holz, 47mm Durchmesser
(Teil 15) hat jedoch noch 7 Löcher, nicht 9 Löcher, wie die spätere.
Auch sind die Holzbrettchen (Teile 17-19) noch enthalten.
Der kleine Kasten 50 wurde für Weihnachten 1914 hergestellt.
Es sind noch reichlich Messingteile enthalten. So sind die Schnurräder,
die Antriebsrolle und die Klemmscheiben immer noch aus Massivmessing.
Die Flacheisen sind alle vernickelt, obwohl das auf dem Bild nicht erkennbar
ist. Sie sind zwar metallisch glänzend, aber die Oberfläche ist durch
den Gebrauch schon etwas stumpf geworden.
Die Durchbrochene Platte 1c ist vernickelt. Ihre Enden sind spitz.
Auf dem Bild ist weiter zu erkennen, dass die Schrauben aus Messing bestehen,
während die Muttern aus Eisen sind. Dieser Sachverhalt wurde bei mehreren
Kästen dieser Zeit beobachtet. Ursprünglich waren alle Schrauben und Muttern
in der kleinen schwarzen Schachtel (Maße 120*27*17mm) rechts oben im Bild.
Zum Fotografieren wurden Schrauben und Muttern in die kleinen
Plastikschächtelchen gelegt, die nicht zum Kasten gehören.
Der Boden der unteren Fächer ist mit grünen Pappen bedeckt. Auf diese Pappen
waren beim neuen Kasten die Flacheisen aufgenäht und in diese Pappen waren
die Schrauben einzeln gesteckt, wie man auf den Prospektbildern deutlich
erkennt.
Der Ergänzungskasten 50a aus der gleichen Quelle, wie der
Kasten 50, wurde 1915 hergestellt. (Stabil wird noch als
Konstruktionsspiel und noch nicht als Metall-Bauspiel bezeichnet.)
Er enthält jetzt schon die Antriebsrolle als vermessingtes Eisenteil.
Die Flacheisen sind, bis auf einige von 5-Loch-Länge, nicht mehr vernickelt.
Vernickelt sind sonst noch einige der Verbindungswinkel.
Die kleine Lochscheibe 35a war auch früher schon vermessingt.
Das Windrad 13 ist noch vernickelt. Es ist aber matt glänzend.
Das Kreissägeblatt 14 ist bereits verzinkt.
Die Spannbretter 17, 17a, die Sockelplatte 18, der Sockel 19 und die
Sockelschraube 20 fehlen bereits.
Die Lochscheibe von Holz hat bereits 9 Löcher.
Wieder wurden die Schrauben und Muttern zum Fotografieren in ein
Plastikschächtelchen gegeben.
Die Schrauben und Muttern befanden sich ursprünglich in der kleinen
Papiertüte, im Bild links.
Es ist klar zu erkennen, dass die Schrauben jetzt aus Eisen bestehen.
Die beiden Kästen 50 und 50a hat mir Jürgen Kahlfeldt zum Fotografieren
geliehen. Vielen Dank.
Die beiden folgenden Fotos zeigen einen Kasten 54 von 1918,
ein 54er in Kartonverpackung (Foto M.K.).
Die dunkelgrauen Flacheisen sind aus unbehandeltem Eisenblech. Sie sind meist
original. Die matten, hellen, silbergrauen Teile, auch die 25-Loch-Winkeleisen,
stammen jedoch aus der Zeit um 1941.
Ein Vorbesitzer hat sie dem Kasten zugefügt, um ihn zu "vervollständigen".
Die Stirnzahnräder sind aus Zink und ebenfalls die Kegelräder sind original.
Die im Kasten befindliche große Lochscheibe aus Holz (Teil 15a) stammt
aus den 30er Jahren. Das ursprüngliche Stabil-Teil hat eine andere Anordnung
der Bohrungen.
Andere zugefügte Teile stammen aus der Zeit um 1913.
Generell ist höchst zweifelhaft, ob damals überhaupt schon Klammern zum
Bündeln von Teilen im Kasten verwendet wurden. Bekannt jedoch ist, dass Teile
durch Schraube und Mutter oder durch eine Schnurschlinge gebündelt wurden.
Eine genauere Beschreibung
des Kastens ist verfügbar.
Der hier gezeigte Kasten 55 von Frühjahr 1914 wurde in einem
außen gebeizten Holzkasten aus Massivholz mit Schiebedeckel geliefert.
Die Fotos vom Kasten sowie viele Hinweise stammen von Ernst Leuthold. Vielen
Dank.
Die senkrechten Seiten des Holzkastens und auch die der Einsätze sind durch
Fingerverzinken verbunden.
Der Holzkasten selbst hat die äußeren Maße 475*297*114mm. Laut
Händlerprospekt von 1914 sollte er
460*290*110mm groß sein.
Das Bild links zeigt den Inhalt. Klicken Sie auf das Bild, wenn Sie eine
Vergrößerung wünschen.
Den Kasten hat Ernst Leuthold so eingeräumt, wie es ihm sinnvoll erschien.
Es ist ja bisher kein Bild der Firma Walther von diesem Kasten gefunden
worden.
Der Schiebedeckel hat auf der Rückseite kein Bild mit den Einzelteilen
aufgeklebt.
Im Unterkasten befinden sich links die langen
Flacheisen, auch die
doppelt gelochten Flacheisen sowie die
langen Winkeleisen.
Im Fach rechts oben sind die Holzteile untergebracht. Man erkennt die
Kleine Holz-Lochscheibe (Teil 15), die
anfangs nur 7 Löcher hatte. Dann erkennt man noch die
Sockelplatte (Teil 18), den
Kreissägetisch (Teil 16), verschiedene
Spannbretter (Teile 17-17b) und eine
kurze Transportwalze (Teil 31).
Die Große Holz-Lochscheibe (Teil 15a), der
Sockel (Teil 19), mehrere
Transportwalzen,
die Transportriemen (Teile 33-34),
der Fallklotz (Teil 29) fehlen
hier.
In den unteren Fächern findet man vier der neuen
Durchbrochenen Platten (Teil 1c/d) und
eine Abgebogene Platte (Teil 1b),
welche noch nicht ausgestanzt ist.
Der große Einsatz enthält im oberen linken Fach die
Transporthaken (Teil 37) und die
Verbindungswinkel (Teil 2).
Im Fach rechts unten findet man zwei
Schraubenzieher (Teil 11), nur einen
Schraubenschlüssel (Teil 10) und nur eine
Kurbel (Teil 6).
Dort sind dann noch übrig gebliebene
Gewindestifte und kürzere Winkeleisen
untergebracht.
In allen anderen Fächern findet man Flacheisen.
Die erkennbaren Winkelbänder gab es
damals noch nicht.
Sie wurden später einmal zugefügt.
Dann gibt es noch zwei kleinere Einsätze. Im linken Einsatz sind
die Messingteile einsortiert.
Die Kleinen Zahnräder (Teil 25) haben 20
Zähne.
Eines davon hat einen etwas geringeren Durchmesser.
Das Mittlere Zahnrad (Teil 25a) hat 58
Zahne, was damals üblich war.
Das Große Zahnrad (Teil 25b) hat
96 Zähne.
Von den Klemmscheiben (Teil 9) sind zwei
verschieden Varianten im Kasten.
Vom Scheibenrad (Teil 23) und der
Wellenkupplung (Teil 38) ist jeweils nur
noch ein Stück vorhanden.
Die Schnurräder (Teil 5) und die
Flanschenräder (Teil 22) zeigen
verschiedene Abweichungen untereinander. Die Schnurrille ist jedoch immer
V-förmig.
Im rechten Einsatz sind dann die
Baggerschaufeln (Teil 30)
untergebracht. Es ist noch die Prototyp-Version.
Die Windmühlenflügen (Teil 26) sind
plattiert.
Die Lochscheiben (Teil 35a) sind nicht
genau gearbeitet.
Das Kreissägeblatt (Teil 14) ist
plattiert.
Im unteren Fach befindet sich das Windrad
(Teil 13). Es ist plattiert und hat einen Durchmesser von 80mm.
Daneben liegen die zwei Lochscheiben
(Teil 35), ebenfalls mit einem Durchmesser von 80mm - es ist die älteste
Variante.
In den einzelnen Fächern erkennt man noch die grünen Pappen, auf denen beim
einstmals neuen Kasten die Teile aufgenäht waren.
Die Pappe im unteren kleinen Einsatz lässt erkennen, dass dort einige besondere
Teile sehr lange aufgenäht waren und erst vor nicht allzu langer Zeit davon
entfernt wurden.
Im Kasten sind nur noch einige wenige Schrauben und Muttern. Die Schrauben sind
alle aus Messing gefertigt. Die Muttern sind alle aus Eisen.
Es sind auch etwas dickere Muttern enthalten, die zu den langen Schrauben
(Teil 3b und 20) gehören.
Bei der Fa Walther war es üblich, dass auf der Deckelrückseite ein Bild der
enthaltenen Teile und deren Preise aufgeklebt war. Dieses fehlt beim gerade
besprochenen Kasten.
Ein solches Bild für die Teile eines Kastens 55 ist nun in einem Holzkasten
gefunden worden. Der Holzkasten und sein Inhalt sind jedoch nicht original.
Ton van Genabeek hat mir ein Foto gesendet.
Klicken Sie auf das Bild, wenn Sie eine
Vergrößerung wünschen.
Das Bild ist auf einen Karton geklebt und auf die Deckelrückseite geschraubt.
Die Drahtösen (Teil 40) sind noch nicht aufgelistet. Sie erschienen 1915.
Damit ist 1914 als Entstehungsjahr anzusehen - die Teilepreise passen dazu.
Verwunderlich ist, dass das Bild offensichtlich ein handschriftlich ausgefülltes
Formular ist. Die Bilder der Teile sind ja gedruckt.
Das Bild ist das einzige bisher gefundene Inhaltsverzeichnis für die
Deckelrückseite eines 55er.
Ein weiteres Bild eines Kastens 55
aus der Zeit um 1914 ist verfügbar.
Allgemeine Anmerkungen
Die Kartons von Kästen aus der Zeit des Ersten Weltkriegs waren außen mit
schwarzem Papier beklebt. Innen waren sie schwarz ausgekleidet.
Es ist allgemein bekannt, dass Sammler in guter Absicht ihre Kästen
phantasievoll geschönt und mit Teilen aus anderer Zeit vervollständigt haben.
Damit haben sie leider auch die Reste eines Originalzustandes unwiederbringlich
zerstört. Solche Kästen sind historisch wertlos. Sie erschweren die Arbeit der
historischen Dokumentation und müssen mühsam ausgesondert werden.
Vorlagenhefte
Das Bild links zeigt das Deckblatt eines Vorlagenheftes 53-55 von 1918.
Klicken Sie auf das Bild links, wenn Sie eine Vergrößerung wünschen.
Die Vorlagenhefte von 1911/12 wurden auch 1913 noch verwendet, jedoch mit
aktualisiertem Deckblatt.
Wegen der neuen Teile (Lochscheibe 35a, Durchbrochene Platte 1c/d) gab es jedoch
eine ganze Menge neuer Modelle. Als schnelle Behelfslösung gab man
ergänzende Vorlagenhefte heraus.
Diese hatten den Titel Neue
Abbildungen von Modellen.
Es ist ein französisches Heft für die Kästen 49 und 50 bekannt, das 34
neue Modelle für den Kasten 49 und 14 neue Modelle für den Kasten 50 zeigt.
Ein deutschsprachiges Heft - es ist gestempelt mit "Vorlageheft zu No. 51" -
enthält weitere 5 neue Modelle für den Kasten 51 und noch 2 Modellen für den
Kasten 52.
Ein weiteres noch umfangreicheres deutschsprachiges Heft zeigt dann zusätzlich
1 Modell für den Kasten 53 und 3 Modelle für den Kasten 54. Von diesem Heft ist
das Deckblatt beschrieben.
Ab Ende 1913 wurden die Vorlagenhefte dann neu zusammengestellt
und schrittweise einfacher gemacht.
Während bis etwa 1913 Fotos der Modelle in den Vorlagenheften
abgebildet waren, wurde danach schrittweise zu Zeichnungen
der Modelle übergegangen. 1915 gab es dann nur noch Zeichnungen.
Damit einher gehend wurde begonnen, auf Normalpapier zu drucken, nicht mehr auf
Glanzpapier wie vorher.
Ebenso wurden die Anzahl der Vorlagenhefte beschränkt auf
ein Vorlagenheft zu Kasten 49,
ein Vorlagenheft zu Kasten 50-52
und in ein Vorlagenheft zu Kasten 53-55.
Das Heft zum Kasten 49 enthielt die Modelle für die Kästen 49, zumindest von
1917-1920 enthielt es auch die Modelle für den Kasten 50.
Das Heft 50-52 enthielt die Modelle für die Kästen 49-52.
Das Heft 53-55 enthielt zunächst alle Modelle der Kästen 49-55.
Erst 1917 wurden die Modelle für die Kästen 49-52 aus dem
Heft 53-55 heraus genommen. Das Heft 53-55 war von da an nur noch ein Anhang
zum Heft 50-52.
Alle Vorlagenhefte von 1913 bis einschließlich 1920 haben ein Deckblatt aus
grauem, beigem, bläulichem, hell- oder dunkelgrünem (siehe oben) Heftkarton.
Anhand besonderer Angaben auf dem Deckblatt und anhand der Modellzahlen
lässt sich ein solches Vorlagenheft mit Hilfe der
Deckblätter zumindest grob
und mit der Liste der Vorlagenhefte
recht genau datieren.
Grob kann man sagen
Ab 1912 wird Stabil als Konstruktionsspiel bezeichnet.
In 1913 erfolgt die violette Stempelung "Vorlageheft zu No. ..".
Ende 1913, spätestens Januar 1914, ist "Vorlageheft zu Kasten No. ..."
in großen dicken Lettern eingedruckt.
Ab 1915 findet man zusätzlich einen Text "Copyright 1915 by
Walther & Co., Berlin SO. 36." in kleinen Lettern direkt über dem unteren
Querbalken.
Ab 1916 wird Stabil als Metall-Bauspiel bezeichnet.
Im unteren mittleren Feld werden nun Auflage, Monat und Jahr genannt.
In 1919 wurde die Aufschrift in anderen Schriftarten völlig neu
gestaltet.
Die Modellzahlen erhöhten sich laufend, manchmal wurden in einem Jahr -
zumindest von den Heften 50-52 - mehrmals neue Hefte gedruckt.
Dadurch ist eine noch genauere Datierung möglich.
Dagegen wurde das Heft 53-55 nicht so oft neu aufgelegt. Man änderte zwar
jährlich die Deckblattseiten, aber die Modelle im Innern blieben gleich.
Die Aufschrift auf dem Deckblatt wurde in manchen Jahren auch mehrmals leicht
geändert - nicht inhaltlich aber z.B. in der Schriftart.
Die Vorlagenhefte 49-52 von 1919 und
53-55 von 1919 sind die umfangreichsten vor
der großen Umstellung 1921. Sie sind verfügbar. Die Hefte wurden 1919 und 1920
den Kästen beigelegt. Als Datum ist immer Juli 1919 angegeben.
Ausländische Vorlagenhefte der 10er Jahre hatten noch andere
Deckblätter, die vermutlich von dortigen
Großhändlern ausgesucht wurden.
Auf der Deckelinnenseite einiger Ergänzungskästen war ein Zettel geklebt.
Darauf stand
"In die Ergänzungskasten 50a, 51a, 53a und 54a gehören
keine Vorlagehefte, da die aus diesen Kasten zu bauenden Modelle schon in den
Vorlageheften der Grundkästen abgebildet sind."
In späteren Jahren war man dann aber doch freigebiger mit den Vorlagenheften.
In jedem Ergänzungskasten war ab den 20er Jahren ein passendes enthalten.
Modelle 1913 bis 1920
Bitte stören Sie sich nicht an der Rechtschreibung, ich habe die Namen
der Modelle - so wie sie sind - aus den Vorlagenheften übernommen.
Das Hammerwerk aus dem Kasten 49 von 1913 zeigt erstmals die
Lochscheibe 35a.
Der Eisenbahnwagen aus Kasten 50 von 1913 ist eines der ersten
Modelle mit der Platte 1c.
Hier wurde erstmals eine Skizze anstelle eines Fotos verwendet.
Das Bild links zeigt eine Windturbine aus Kasten 51.
Dabei wird das Kreissägeblatt als Drehscheibe verwendet.
Der Personenkraftwagen aus Kasten 52 (unten) ist eines der ersten Modelle,
das von einem Jungen erdacht und danach der Fa. Walther zur
Verfügung gestellt wurde. Es erschien erstmals im ergänzendem Vorlagenheft von
1913.
Am Ende der Lenksäule ist ein 3-Loch-Flacheisen befestigt, dessen Enden
durch Bindfäden mit der Halterung der Vorderachse verbunden sind. Auf diese
Weise wird die Lenkung ermöglicht.
Die Modelle des Kastens 53 sind technisch nicht sehr anspruchsvoll.
Um einen Überblick zu geben, habe ich hier einige Modelle aufgeführt.
Es sind dies das Baggerwerk (35cm lang), der Brückenkrahn (50cm lang),
die stehende Dampfmaschine (43cm hoch), der Säulenkrahn (49cm hoch),
das Schnellfeuergeschütz (46cm lang) und der Telegraph (35cm hoch).
Bei der Dampfmaschine waren die Kolbenwände aus Baggerschaufeln, die
Kolbenenden aus Flanschenrädern hergestellt.
Das Schnellfeuergeschütz und der Telegraph wurden 1915 als DRGM angemeldet.
Mit dem Geschütz konnte man Erbsen verschießen. Mit dem Telegraphen
konnte man Morsecode auf einen Papierstreifen aufzeichnen.
Von den Modellen des Kasten 54 habe ich nur 3 ausgewählt, denn diese
zeigen einige recht interessante Details.
Der Aufzug (72cm hoch) aus Kasten 54 sollte mit einem Elektromotor
betrieben werden.
Der Antrieb erfolgt vom Schnurrad an der stehenden Welle m1 über
die Kegelräder p, das kleine Zahnrad o1 auf das große Zahnrad o mit der
Welle m, auf der das Hubseil aufgewickelt wird. Das Hubseil geht von der
Welle m über 2 Rollen an die mittlere Rolle n des Förderkorbes, wieder
nach oben an die mittlere Rolle der Achse l3 und zurück an den
Förderkorb, wo das Seil an der Achse z verknotet wird.
Wenn der Schalter in der Stellung ist, die Bild 168e zeigt, so hebt
der Antrieb den Förderkorb, bis dessen oberes Flacheisen s die Schraube w2
hebt und den Schalter in die Position kippt, die Bild 168f zeigt.
Dadurch wird die Achse m1 angehoben, die Kegelräder p getrennt und
der Förderkorb sinkt, aufgrund seines Eigengewichts, nach unten.
Wenn der Förderkorb unten angelangt ist, drückt er die
Schaltstange k an deren unterem linken Winkel nach unten und schaltet
so in den Normalzustand zurück. Im Förderkorb dient dazu der am
Mittelstiel befestigte Winkel r.
Beim Bau des Modells gehen schnell die 9-Loch-Flacheisen aus, wenn man nicht
versucht, diese - wo immer möglich - durch je 2 5-Loch-Flacheisen zu ersetzen.
Als Gleitschienen b für den Korb empfiehlt es sich, Winkeleisen mit spitzen
Enden einzusetzen (wie sie bis 1926 hergestellt wurden). Der Korb kann dann
nicht ruckeln. Damit der Korb sich selbst zentriert, sollte man 8 möglichst
gleiche konische Klemmscheiben w (wie sie bis 1926 in den Kästen lagen) am
Korb montieren. Im Getriebe sollten Kegelräder p ohne Nabe (wie sie bis etwa
1935 üblich waren) verwendet werden.
Fotos eines realisierten Modells
sind verfügbar.
Beim Karussell (42cm hoch) aus Kasten 54 ist oben auf der Zentralsäule das
große Zahnrad fest montiert. Kleine Zahnräder d1 auf den Achsen s3 drehen
sich als Planetenräder darum. Die Schnurräder auf der Achse s3
treiben über die Flanschenräder u die Drehgondeln auf den Achsen s2.
Unter den Flanschenrädern u sind die Antriebsrollen w befestigt, die
mit Schnurrädern auf den Achsen s4 verbunden sind und so das
Schaukeln der Schiffsgondeln ermöglichen.
Ein Foto des realisierten Modells
ist auch verfügbar.
Die Schwebebahn (90cm lang) aus Kasten 54 wurde in ähnlicher
Form bereits im Vorlagenheft von
1912 gezeigt. Das Modell habe ich wegen der Konstruktion des Treibrades
und dessen Speichenstern
mit 8 Förderhaken (Teil 37) ausgewählt.
Das Modell wurde 1921 in dieser Form nicht mehr im Vorlagenheft aufgenommen.
Die Modelle des Kastens 55 sind zwar groß, technisch jedoch
eher enttäuschend. Ich habe hier 3 Modelle ausgewählt.
Der Baukran (175cm hoch) ist in allen Vorlagenheften 53-55
zu finden, auch in den 60er Jahren noch.
Der recht kleine Ausleger ist an der oberen Plattform drehbar.
Ein Foto eines realisierten Modells
mit Beschreibung ist verfügbar.
Die Rundbahn (75cm hoch, rechts außen abgebildet) war nur bis 1920
in den Vorlagenheften vertreten. Die 4 Gondeln fahren auf der oberen
Schiene aus doppelt gelochten Flacheisen entlang. Da diese doppelt gelochten
Flacheisen rechteckige Enden haben, lassen sich daraus Schienen
erstellen, auf denen die Schnurrollen ruckelfrei entlang fahren können.
Die große Schwebebahn (150cm lang, unten abgebildet) habe ich wegen
der Konstruktion des Treibrades und dessen
Speichenstern mit 12 Förderhaken
(Teil 37) ausgewählt.
Das Modell wurde nach 1930 in dieser Form nicht mehr im Vorlagenheft
aufgenommen.
Der Speichenstern war als DRGM angemeldet, aber erst 1921.
Fotos eines realisierten Modells
mit Beschreibung sind verfügbar.
Teile von 1913 bis 1919
Die Teile der Jahre 1913-1914 unterscheiden sich nur gering von denen
der Jahre davor. Die meisten Teile hatten bereits ihre endgültige Form.
Lediglich der Stellring
(Teil 7), die
Antriebsrolle (Teil 8)
und die
Klemmscheibe(Teil 9)
wurden jetzt aus Messing hergestellt, nicht mehr aus Holz gedrechselt.
Als neue Teile des Jahres 1913 sind die
Lochscheibe 37mm (Teil 35a), der
Gewindestift 22mm (Teil 4g) und die
Durchbrochenen Platte (Teile 1c/1d),
zu nennen. Die letztere wurde durch ein
DRGM geschützt.
Diese neuen Teile wurden bereits in die kleinsten Kästen gegeben - die Platte
1c/1d erst ab Kasten 50.
Durch diese neuen Teile erweiterten sich die Baumöglichkeiten enorm. So waren
1912 im Vorlagenheft für den Kasten 50 nur 11 Modelle aufgeführt, während in
1914 bereits 26 Modelle gezeigt wurden.
Am 1. August 1914 wurde der erste Weltkrieg begonnen. Kriegsbedingt durften
jetzt manche Materialien nicht mehr zur Herstellung von Produkten des täglichen
Bedarfs verwendet werden.
Bei den Baukästen führte das dazu, dass die Messingteile von nun ab aus anderen
Materialien gefertigt werden mussten, sobald deren Restbestände aus
Friedenszeiten aufgebraucht waren.
Einige Restbestände waren eher erschöpft, andere später. Deshalb
kommt es durchaus vor, dass man Messingteile mit Kriegsteilen nebeneinander
in einem Kasten finden kann.
Um einigen der neuen Teile Messingglanz zu geben, wurden sie aus Eisenblech
gefertigt und anschließend vermessingt. Manchmal wurden sie nur mit Schellack
gestrichen.
Da auch Nickel rationiert wurde, durften zwar noch vorhandene vernickelte Teile
aufgebraucht werden. Aber die neuen Teile wurden verzinkt. Als dann später
manchmal auch noch auf das Verzinken verzichtet werden musste, wurden die Teile
brüniert, phosphatiert oder blieben unbehandelt blank.
Die Fertigungsqualität ließ immer mehr zu wünschen übrig. Dies kann insbesondere
an den Flacheisen verfolgt werden.
Schnurräder (Teil 5) und
Flanschenräder (Teil 22)
bestehen ab 1915 aus zusammengefügten eisernen Formteilen.
Stellringe (Teil 7) und
Klemmscheiben (Teil 9)
bestehen ebenfalls aus zusammengesetzten blechernen Formteilen oder aber aus
massivem Eisen, und die
Antriebsrollen (Teil 8)
sind Eisenwalzen mit mittlerem Ringnut.
Die Scheibenräder (Teil 23)
sind jetzt nur noch eine Eisenscheibe mit angenieteter Nabe.
Die Zahnräder und die
Kegelräder bestehen nun aus schwarz
eloxiertem oder blankem Aluminium, aber auch aus Zink. Ein
Kronenrad mit Eisenkrone und Alunabe
und eines aus Zink sind bekannt.
Natürlich verschwanden auch die Messingschrauben und wurden durch
Eisenschrauben ersetzt.
Da mit dem Krieg die Rechte der englischen Firma Meccano vom
Deutschen Reich als Feindvermögen eingezogen wurden, musste die Firma Walther
keine Gebrauchsmuster-Klagen seitens Meccano mehr fürchten.
Die Schrauben und die Gewindestifte bekamen das
BSW-5/32"-Gewinde. Man musste
auch nicht mehr aufpassen, Teile immer in anderen Abmessungen zu fertigen,
als das bei Meccano erfolgte.
Ab 1915 wurden, völlig unabhängig vom Kriegsgeschehen, die
Holzplatten (Teile 17-19), der Fallklotz (Teil 29)
und der schmale Transportriemen (Teil 34) aus den Stabil-Kästen genommen.
In den Vorlagenheften wurde die Modelle, die vormals Holzplatten enthielten,
durch solche ersetzt, die statt der Holzteile jetzt die
Durchbrochene Platte (Teil 1c/1d)
nützen.
Nebenbei wurden noch einige Teile umnummeriert, und einige Kästen wurden mit
einigen wenigen zusätzlichen Teilen bestückt. So erschienen erstmals die
Drahtösen (Teil 40) und das
gabelförmig gebog. Flacheisen 5 Loch.
Spätestens 1916 waren alle diese Änderungen abgeschlossen.
1917 wurden die
Holzschrauben aus dem System
entfernt.
Mangelbedingt wurden ebenfalls 1917 die
Treibschnur (Teil 12) und der
Förderriemen
(Teile 33) zeitweise den Kästen nicht mehr hinzugefügt.
Dies wurde auf einem in das Vorlagenheft eingeklebten Zettel mitgeteilt.
1920 (frühestens Juli 1919) wurden, zumindest dem Kasten 49,
schon neue Teile der nächsten Periode beigefügt.
In damalige Vorlagenhefte 49 wurde
ein Zettel eingeklebt,
der besagte, dass der neue Kasten jetzt
Durchbrochene Platte 1c,
eine Platte 1d, einen Doppelwinkel 2b,
2 Flachwinkel 2d,
2 Laschen 2e, einen
Schraubenschlüssel mit Mutternführung 10a,
1 Knäuel Treibschnur 12,
2 Winkelbänder 18, eine zusätzliche
Drahtöse 40 und 6
Klemmplatten 40b enthalte.
Flachwinkel 2d wurden jedoch
bereits in einem Kasten von 1916 gefunden,
und Stellwinkel 2f wurden in einem
Kasten 53a von 1915 entdeckt - die Teile wurden damals Patentwinkel genannt und
waren in keiner Beschreibung erwähnt.
Wahrscheinlich wurden bereits 1918 die
Kronräder (Teil 32)
wieder aus Messing gefertigt. Es sind dann die ersten Teile, die nach dem Krieg
wieder aus Messing hergestellt wurden.
Im Zeitraum von 1919-1920 wurden auch die Zähnezahlen der
Zahnräder 25a und
25b geändert.
Das neue Zahnrad 25a hat jetzt 60 Zähne anstatt der früheren
58 Zähne. Das Zahnrad 25b hat jetzt 100 Zähne anstatt der früheren 96.
Dadurch sind jetzt ganzzahlige Übersetzungsverhältnisse (1:3 und 1:5) mit den
kleinen Stabil-Zahnrad (Teil 25)
Die Räder mit den neuen Zähnezahlen sind am Anfang noch aus Zink.
Mangelbedingt waren die Teile in den Jahren 1919 und 1920 noch
wie zu Kriegszeiten. Es wurden weiterhin die gleichen unvernickelten Teile
verwendet. Die Zahnräder waren immer noch aus Zink.
1920 wurden erstmals Motore
eingeführt.
Inhaltsverzeichnis und Abbildungen der Teile
Die Vorlagenhefte vor 1916 besitzen noch kein Inhaltsverzeichnis der Kästen und
noch keine Abbildungen der einzelnen Stabil-Teile.
Vielmehr waren die Abbildung der Teile und das Inhaltsverzeichnis des
speziellen Kastens auf ein Blatt Papier gedruckt, das auf der
Rückseite des Kastendeckels aufgeklebt war.
Ein solches Bild mit Teilen und Kasteninhalt für einen Kasten 52 von 1914
zeigt Ihnen die
Deckelrückseite Kasten 52 von 1914.
Ein Inhaltsverzeichnis der Kästen bis 1914 finden Sie in der
Teileliste 1914/1911.
Zur Erstellung der Teileliste von 1914 standen Deckelrückseiten der
Kästen 50a, 51, 52, 52a und 53a zur Verfügung.
Der Inhalt der anderen Kästen konnte daraus errechnet werden.
Der Inhalt des Kastens 49 von 1914 jedoch wurde allein aus den Modellen
ermittelt.
Ein Inhaltsverzeichnis der Kästen von 1919 finden Sie in der
Teileliste 1919,
die aus einem Vorlagenheft übernommen wurde. Etwa 1920 wurden schon neue
Teile dem Kasten 49 beigegeben. Ein Beipackzettel in einem solchen Kasten
besagt, dass u.A. bereits ein Doppelwinkel 2b, zwei Flachwinkel 2d und zwei
Laschen 2e im Kasten enthalten wären. Man könne deshalb bereits einige Modelle
des Kastens 50 mit dem vorliegenden Kasten 49 bauen (siehe dazu
Historie). Deshalb ist in der Liste auch der Inhalt
des Kastens 49 aus dem Jahr 1920 zusätzlich angegeben.
Die Bilder der Teile von 1919 finden Sie in der
Abbildung der Einzelteile 1919,
die aus dem Vorlagenheft übernommen wurde.
Meccano und deren Übernahme durch Märklin
Sobald Hornby in einem Land außerhalb Englands seine Baukästen zu verkaufen
begonnen hatte, gedachte er auch, Mitbewerber vom Markt zu drängen.
Hornby allgemeine Strategie war zunächst, diese mit Drohungen einzuschüchtern
und danach mit juristischen Klagen vom Markt zu fegen.
1914 begann seine entsprechende Kampagne in Deutschland. Die Methode hatte
sich ja schon im Ausland bewährt.
Im Frühjahr 1914 ließ ein Vertreter des englischen Metallbaukasten-Herstellers
Meccano gegenüber der Spielwarenpresse verlauten,
dass man in diesem Jahr gegen deutsche Firmen, die ebenfalls
Metallbaukasten neuerdings in ihrer Fabrikation aufgenommen haben, vorgehen
wolle.
Eine Pressemeldung trägt die Überschrift die Meccano-Gesellschaft prozessiert.
Jedoch nahm der deutsche Reporter die Ankündigung nicht besonders ernst.
Denn er schrieb "Inwieweit sie [die Meccano-Gesellschaft] dazu in der
Lage sein wird, d.h. inwiefern ihre Patente noch in Gültigkeit sind, nachdem
der Meccano-Baukasten unseres Wissens bereits seit 12 Jahren am Markt ist,
kann ich nicht ohne weiteres beurteilen. Tatsache ist jedenfalls, daß die
Meccano-Gesellschaft etwas im Schilde führt. Sie führt dies auch hinsichtlich
einer Neuheit, die sie noch in diesem Jahre, aber nicht vor dem 1. August,
damit man sie ihr nicht nachmachen und das Geschäft beeinträchtigen kann,
herausbringen will. Sie tut damit jedenfalls sehr geheimnisvoll."
(Die Neuerung könnte die Coupling 63 sein, die am 13.10.1913 in England
als Patent eingereicht wurde.)
Diese Drohung sah man in Deutschland wohl eher gelassen. Ein deutsches Patent
für den Meccano-Baukasten gab es ja nicht. Das englische Patent Hornbys
war in Deutschland nicht gültig.
Aber im Ausland wirkte derartiges Säbelrasseln. Im Katalog des Spielwarenhändlers
Franz Carl Weber aus Zürich war Stabil von 1911 bis 1913 aufgeführt, im Jahr
1914 aber nicht mehr. Lediglich die Eisenbahnwagen-Baukästen gab es 1914 noch -
ein Versehen, das spätestens 1916 korrigiert war.
Da vertrieb Weber nur noch die Baukästen Record und Miniatur.
Die englische Firma Meccano kam aber mit ihrer angedrohten Klage vor Gericht
nicht mehr zum Zuge.
Mit Beginn des Ersten Weltkriegs, im August 1914, wurde sämtlicher
Zahlungsverkehr und jeglicher Handel zwischen den verfeindeten Ländern
auf allen Seiten unterbunden.[MM1916]
Patente, Lizenzen oder Schutzmarken, welche Angehörigen eines Feindstaates
gehörten, konnten vernichtet oder außer Kraft gesetzt werden
[DSZ 1914_19].
Das war damals ein übliches Verfahren. Deutschen Firmenniederlassungen (z.B. Krupp)
erging es in England nicht anders [DSZ 1917].
Mit dem Kriegsbeginn wurde die deutsche Niederlassung von Meccano als
Feindvermögen unter deutsche Zwangsverwaltung
gestellt.[Reichsgesetzblätter]
Die Befugnisse von Frank Hornby und James Paul Porteus, dem damaligen Direktor
der Niederlassung, ruhten.
Porteus wurde interniert.[MM1916]
Er hat ab 1917 das Meccano-Büro in New York
geleitet.[Beardsley]
Als deutscher Verwalter der Meccano-Niederlassung wurde im Februar 1915 der
Kursmakler Martin Hirschfeldt von der Regierung eingesetzt.
[DSZ 1915]
Martin Hirschfeldt hat nicht nur Kästen aus Lagerbeständen weiter
abverkauft. Er hat ab 1915 auch Meccano-Baukästen herstellen lassen.
Für das Weihnachtsgeschäft 1914 war in Deutschland an Meccano-Baukästen nur
noch verfügbar, was sich schon vor August 1914 in den Lagern in Deutschland
befand.
Aus der Sammlung von Henk Brouwer ist ein Konvolut bekannt aus einem
Meccano-Kasten 1, einem 1a und einem 2a. Da die Kästen als Paket erworben wurden,
kann man von einem aufeinander folgenden Entstehung der Kästen ausgehen
[Forum NZMeccano, Post #26 und Post #22].
Henk hat mir erlaubt, Bilder, die er von seinen Kästen gemacht hat, hier in
überarbeiteter Form zu zeigen. Vielen Dank.
Der Kasten 1, mit deutscher Beschriftung, ist aus England und enthält noch die
um 1913 darin üblichen Meccano-Teile. Er wird hier nicht gezeigt.
Der Kasten 1a, ein Folgekasten, auch mit deutscher Beschriftung und
original englischen Teilen, zeigt aber auf dem Deckel eine Besonderheit.
Der Hinweis auf den Hersteller "MECCANO LTD., LIVERPOOL" wurde mit einem Zettel
überklebt, der nun die
"Meccano G.m.b.H., Berlin C. 2, Burgstr. 28, Bürohaus Börse"
als Anschrift nennt.
Offensichtlich handelt es sich bei dem Kasten 1a um Lagerware, die nach dem
Kriegsbeginn von der deutschen Meccano-Niederlassung vertrieben wurde.
England war nicht mehr erreichbar. Also musste man sich an die deutsche
Meccano G.m.b.H. in Berlin wenden, wenn man Kontakt wollte.
Der dritte Kasten in Henks Paket ist ein Kasten 2a.
Klicken Sie auf das Bild, wenn Sie eine
Vergrößerung wünschen.
Es ist eine eigene Sorte von Kästen. Entstanden ist der Kasten in Deutschland,
etwa ab 1915, aber vor Juli 1917.
Auf den Kastendeckeln ist ein rechteckiger Aufkleber mit dem Wort "MECCANO"
(weißer Text auf rotem Grund) angebracht. Bei den meisten weiteren Funden
derartiger Kästen ist zusätzlich noch ein runder Aufkleber mit der Kastennummer
vorhanden.
Der Deckel sagt nichts aus über die Herkunft des Kastens. Nur das Anleitungsheft
nennt den Hersteller. Es wurde in Deutschland gedruckt.
Nichts auf dem Karton, nichts im Anleitungsheft und kein Teil zeigt irgend einen
Hinweis auf Märklin oder irgend eine sonstige Firma.
Hier handelt es sich ganz offensichtlich um einen Kasten aus der deutschen
Meccano G.m.b.H. unter Martin Hirschfeldt.
Sämtliche Teile für den Kasten konnten entweder aus Lagervorräten
aus Friedenszeiten gedeckt werden oder mussten in Deutschland von örtlichen
Werkstätten neu gefertigt werden. Da die Teile schon vor dem Krieg auch einzeln
in den Spielwarenläden verkauft wurden, lagen entsprechende Vorräte bereit.
Die in den Kästen häufiger vorkommenden Teile mussten zuerst nachgefertigt werden.
Kriegsbedingt waren Kupfer und Messing als Material dafür nicht zulässig.
Die meisten Flacheisen und insbesondere Platten aus dieser Zeit sind schwarz
lackiert. Die Räder sind aus Stahl, und man hat sie bronzefarben gestrichen.
Die Teile weisen keinerlei Prägung auf.
Welche Firmen oder Werkstätten diese neuen Meccano-Teile gefertigt haben,
ist nicht bekannt. Es gab viele Firmen, die über entsprechendes Wissen verfügten
und die deshalb beteiligt gewesen sein könnten.
Die neuen Vorlagenhefte wurden z.B. von Bogdan Gisevius in Berlin gedruckt.
(Er druckte später auch für Märklin.)
Die so entstandenen Kästen sind recht selten. Interessierte Spielwarenhändler
konnten Ende 1914 nicht mehr aus England beliefert werden. Und welcher Kunde
wollte in der damaligen aufgeheizten Kriegsstimmung einen Baukasten kaufen,
der aus dem Land des Feindes stammte. Da griff man eher zum deutschen Baukasten
Stabil.
Es gibt allerlei beliebte Annahmen über die Zusammenarbeit zwischen
Märklin und Meccano. So wird gerne geäußert, dass die Firma Märklin
bereits vor 1917 Teile für Meccano gefertigt haben soll.
Manche Autoren haben sogar schon vermutet, dass alle schwarzen Meccano-Teile
von Märklin schon ab 1911 gefertigt worden wären und nach England exportiert
worden wären. Das ist falsch.
Der "Inventor's Accessory Outfits" von Meccano enthielt fast nur schwarze Teile,
die frühestens 1915 erschienen - zu einer Zeit also, wo kein Export von
Deutschland nach England möglich war wegen des 1. Weltkriegs (ab Aug. 1914).
In Wirklichkeit hat Meccano die schwarzen Teile ab etwa 1912 in England selbst
hergestellt.
Weiter wurde vermutet, die Meccano-Kästen mit schwarzen Teilen und mit deutschen
Anleitungen wären von Märklin in Deutschland zusammengestellt worden.
Das ist auch falsch.
Aus der Schweiz sind Kästen mit schwarzen Teilen bekannt, mit
deutschsprachigen Anleitungen, die während des 1. Weltkrieg aus
England dorthin geliefert wurden (z.B. in 1916).
In Wirklichkeit hat Meccano die Kästen auch früher schon mit schwarzen Teilen
und deutschen Anleitungen selbst zusammengestellt, in England, als vollständige
Kästen. Selbst die Anleitungen wurden in England gedruckt, erkennbar am
Druckereinamen und deren Adresse auf den Anleitungsheften.
Nun gibt es Vermutungen, Martin Hirschfeldt, der die deutsche
Meccano-Niederlassung in Deutschland 1915-1917 leitete, habe sich an Märklin
gewandt, um von dort die Teile zu beziehen.
Es ist aufgrund von Funden naheliegend, dass Märklin tatsächlich einige
Räder, insbesondere Zahnräder zulieferte. Flacheisen hat Märklin aber sehr
wahrscheinlich nicht beigesteuert. Märklin musste erst noch lernen, diese
kostengünstig und hochqualitativ herzustellen. Märklin war dabei als ein
namenloser Subunternehmer aufgetreten. Es gibt für diese Lieferungen aber
keinerlei historische Belege.
Einige, die vermuten, Märklin habe bereits vor 1917 Teile für Meccano
hergestellt, meinen auch, dass das Märklin-Logo schon vor 1917 auf
Meccano-Kästen angebracht worden sei. In diesem Fall hätte man auf den Kästen
aber auch einen Hinweis wie etwa
"Hergestellt unter Lizenz von Meccano Ltd Liverpool" finden müssen.
Am 1.8.1916 trat eine neue Verordnung der Reichsregierung in Kraft. Nach dieser
Verordnung konnten britische Unternehmen nun "liquidiert" werden.
Betroffen waren auch Niederlassungen, Nachlassmassen und Grundstücke dieser
Unternehmen. Dazu wurde ein Liquidator bestellt, der sich in den Besitz des
Unternehmens zu setzen hatte und dann das Unternehmen mit allem Vermögen zu
veräußern hatte.[RGBL16]
Am 15.8.1917 erwarb Märklin offiziell die Bestände und Schutzrechte sowie
den Meccano-Markenschutz von der deutschen Reichsregierung und integrierte das
Sortiment in das eigene seit 1914 bestehende. ...
Am 16.2.1918 ließ Märklin das Warenzeichen "Meccano" in die Zeichenrolle des
Kaiserlichen Patentamtes ... eintragen.
So wird es in der Märklin-Schrift "Die Geschichte des Märklin-Metallbaukastens"
[Fitting] dargelegt.
Allerdings ist der Teilsatz "und integrierte das Sortiment in das eigene seit
1914 bestehende" höchst zweifelhaft. Von 1914 bis 1917 hat Märklin keine
eigenen Metallbaukästen verkauft, sie nicht in Katalogen angeboten oder
in einer Reklame gezeigt.
Es wurden bisher auch keine Märklin-Baukästen aus dieser Zeit gefunden.
Fitting zitierte selbst aus der "Märklin-Chronik" von
Kampmann,
welcher selbst auf mündliche Interviews mit Claudius Märklin zurückgreift,
die dieser in den 50er oder 60er Jahren gab. 40 Jahre nach dem wirklichen
Geschehen kann die Erinnerung daran jedoch schon mal verblasst sein, auch wenn
es sich um Claudius Märklin handelt.
Eigene Modelle hatte man bei Märklin anscheinend 1917 auch noch keine.
Bestätigt wird die Übernahme der deutschen Meccano-Niederlassung in der
Deutschen Spielwarenzeitung vom
20.9.1917.[DSZ 1917, Heft 19/20, S. 13].
Offen bleibt eine Frage, die ich nicht beantworten kann :
Warum wurde die deutsche Meccano-Niederlassung gerade an Märklin
verkauft? Es gab doch auch die Firma Walther.
Die Übernahme der Meccano-Niederlassung war für Märklin eine langfristige
strategische Entscheidung. Denn die Verkaufszahlen für die neuen Kästen können
nicht besonders gewesen sein. In den späten Kriegsjahren ging es der
Bevölkerung in Deutschland schlecht. Die Väter waren an der Front oder
schon tot. Die Mütter arbeiteten in der Rüstung oder übernahmen die Arbeiten
der Männer. Die Großeltern standen in den enorm langen Schlangen vor den
Lebensmittelläden, um wenigstens etwas an Essen zu bekommen.
In 1917/18 hatten viele Menschen in Deutschland Hunger.
Vom 20.9.1917 bis 24.4.1919 erschienen mehrmals Anzeigen mit dem Titel
"Meccano Metallbaukasten früher englisch, jetzt deutsch!" Als Fabrikant wird
die Firma Märklin genannt. Die erste dieser Anzeigen aus der
Deutschen Spielwaren-Zeitung vom 20.9.1917 sehen Sie unten.
Das Handelsbüro der Meccano-Gesellschaft in Berlin wurde 1918 von Märklin
geschlossen. 1919 war Märklin (oder Meccano) nicht mehr im
Berliner Adressbuch zu finden.
Die Aufgaben des Berliner Büros wurden nun von Göppingen aus erledigt.
Als Folge davon findet man nun die Berliner Adresse auch nicht mehr auf den
Bauanleitungen und Deckelbildern.
Wenn man also auf dem Deckelbild eines Meccano-Märklin-Kasten die Berliner
Adresse noch findet, so wäre dieser Kasten dem Jahr 1917 zuzuordnen.
Wenn man dagegen auf dem Deckelbild nur noch die Göppinger Adresse findet,
so wären die Jahre 1918/1919 passend.
Mit der Übernahme durch Märklin wurde das Äußere der Kästen wieder annähernd so
hergestellt, wie es die Kunden von 1914 her kannten.
Als Deckelbild wurde das bunte Motiv von 1914 mit der großen Aufschrift
"MECCANO" neu aufgelegt.
Das Bild oben hat mir Bengt Johansson zur Verfügung gestellt. Vielen Dank.
Klicken Sie auf das Bild, wenn Sie eine
Vergrößerung wünschen.
Auf der linken Seite sieht man einen Meccano-Märklin-Kasten 1 von
etwa 1917.
Rechts ist ein Meccano-Kasten 1 von etwa 1913 zu sehen.
Bei dem neuen Meccano-Märklin-Kasten wurde der Eiffelturm auf der linken Seite
des Bildes durch eine Variante des Meccano-Turms von 1912 ersetzt, der
im Sockel das damalige Märklin-Logo (ein Wappenschild mit den Buchstaben
M und G übereinander) zeigt.
Unter dem Deckelbild ist eindeutig die Firma Märklin als Hersteller genannt.
Es steht dort "FABRIK FEINER METALLSPIELWAREN, MECCANO-BAUKASTEN,
GEBR. MÄRKLIN & CIE., GÖPPINGEN (WÜRTTBG.)".
Auf dem älteren Meccano-Deckelbild steht hingegen "MANUFAKTUR VON MECCANO LTD.,
LIVERPOOL, England. PATENTIERT IN ENGLAND UND IM AUSLANDE.";
ab 1914 dann "ALLEINFABRIKATION VON: MECCANO Ltd., LIVERPOOL, Engl.
Patentiert in der ganzen Welt."
Das linke Deckelbild wurde bis 1919 vom Märklin verwendet.
Es wurde mehrfach schon vermutet, dass das linke Deckelbild schon vor Juli 1917
verwendet worden wäre. Das wäre denkbar, wenn Märklin damals zumindest Teilhaber
der deutschen Niederlassung von Meccano gewesen wäre. Dazu aber gibt es wirklich
keinerlei Hinweise. Es kann deshalb mit Sicherheit behauptet werden:
Jeder Meccano-Baukasten mit deutscher Beschriftung, welcher den Namen "Märklin"
irgendwo aufweist, ist in die Jahre 1917-1919 einzuordnen.
Bei der Bestückung der Kästen wurden zuerst die Restbestände aus früherer Zeit
aufgebraucht.
Es kann vermutet werden, dass Märklin zunächst nicht alle Teile selbst
herstellte und Zulieferer beauftragte - zumindest in der Anfangszeit.
Da einige der gefundenen Kästen einzelne Teile in Friedensqualität enthalten,
kann man ersehen, dass noch viel Lagerware aus Friedenszeiten zur Bestückung
verfügbar war. Dazu kamen die Teile, die Martin Hirschfeldt hat fertigen lassen.
Die Firma Märklin begann aber mehr und mehr Teile selbst zu fertigen.
In den Anzeigen in der Spielwarenpresse ist spätestens vom 25.6.1919 an nur
noch vom Metallbaukasten Märklin die Rede, manchmal noch mit dem
Zusatz "früher Meccano".
Siehe Bild rechts [DSZ 1919].
Die letzte Anzeige mit Meccano als Titel erschien im Wegweiser vom 11.6.1919.
Märklin begründete den Wechsel mit hervorragenden Neuerungen und
Ergänzungen sowie einer wesentlich vergrößerten und reicheren
Ausstattung.
Infolge des Versailler Vertrages war der Firma Märklin zudem die Verwendung
des Wortes "Meccano" untersagt worden, weil "Meccano" nun wieder als das
Erzeugnis einer englischen Firma galt
[Wegw.1923].
Ob das Verbot schon 1919 oder erst 1923 erfolgte, wäre noch zu prüfen.
In diesem Zusammenhang wurde auch das Deckelbild der Kästen geändert.
Es zeigt ab 1919 den Jungen mit dem Drehkran, welcher bis 1942 auf den
Märklin-Metallbaukästen zu finden ist.
Der Teileumfang der neuen Märklin-Metallbaukästen entsprachen zunächst einmal
dem von Meccano in 1914. Die Teile wurden bis zur Nummer 64 in den neuen Baukasten
übernommen. Märklin kopierte auch die bisherigen Meccano-Modelle, entwickelte
aber rasch weitere eigene Modelle. Vermutlich schon Ende 1919, spätestens 1920,
enthielten die Kästen dann auch von Märklin neu entwickelte Teile, die es
vorher bei Meccano in dieser Form nicht gab.
Die Märklin-Preislisten nannten schon Anfang 1919 die "Kleine Runde Platte"
(Teil 67, später 10365).
Die "Große Runde Platte" (Teil 66, später 10395), auch Anfang 1919 entstanden,
hatte damals am abgebogenen Rand nur eine Schnurrille, noch keine umlaufenden
Löcher.
Beide Runde Platten erinnern in ihrem Aussehen an den Boden einer Granate.
Es wurde schon gerätselt, ob nicht Formen zur Herstellung von Kriegsmaterial
nun für die Herstellung von Metallbaukastenteilen umfunktioniert wurden.
(Im Blatt "Meccano-Maerklin Preiserhöhung ab 1.Mai 1919" sind die beiden
Platten 66 und 67 vermerkt, jedoch nicht Nr 68 und Nr 69.
Zur genauen Datierung muss man bei Märklin auf die Preislisten zurückgreifen,
nicht nur auf die Kataloge.)
Der "Große Ring" (Teil 68, später 11095) entstand erst Ende 1919 und war eine
fundamentale Neuerung. Ein Rad dieser Größe gab es bisher bei Meccano noch nicht.
Welche Überlegungen allerdings zum fertigungstechnisch recht aufwändigen Wulst
im Innern des Großen Ringes geführt haben mögen, konnte mir selbst die
Firma Märklin auf meine Anfrage, die ich dort vor Jahren einmal stellte, nicht
beantworten. Sie hatten keine Unterlagen aus der damaligen Zeit mehr.
Auch die Klammer (Teil 86, später 14130) und die Unterlegscheibe (Teil 87,
später 11727) waren neue Teile und erhöhten die angegebenen Teilezahlen der
neuen Kästen ganz beträchtlich. (Die Musterklammern gab es bei Stabil ab 1953
auch. Sie wurden bei Stabil aber nicht als Teile mitgezählt.)
Weitere Märklin-Neuheiten dieser Zeit waren etwa das Speichenrad (Teil 69) und
die Geländerbänder (Teil 81, später 111nn).
Außerdem brachte Märklin eine ganze Reihe von Zusatzkästen heraus.
Aus der Reklame in den Anleitungsbüchern ist zu entnehmen, dass
1920 die Zusatzkästen 201, 202 Uhrwerk-Motor klein/groß,
301 Elektro-Motor, 302 Elektro-Motor-Magnet-Licht,
401, 402 Dampf-Motor klein/groß erschienen sind;
1921 die Zusatzkästen 101/1, 101/2 Transportanlagen klein/groß,
102 Wand- und Standuhren, 104 Elektrische Uhren;
1924 die Zusatzkästen 300 Elektro-Hebemagnet, 751 Elektromotor,
752 Elektromotor, 103 Elektromotorenbau;
1925 der Zusatzkasten 301 Elektro-Motor;
1927 die Zusatzkästen 105/1, 105/2 Maschinen- und Brückenbau.
Schon ab 1917 füllte Märklin die Kästen großzügiger mit Teilen auf als es 1914
bei Meccano der Fall war. Auch später noch wurden die Kästen Jahr für
Jahr inhaltsmäßig erweitert.
Insbesondere der neue, größte Kasten 6 wurde besonders reichhaltig ausgestattet.
So enthielt der Kasten Märklin 6 in 1919 insgesamt 1380 Teile. Im Jahr 1922
waren es bereits 1982.
Die Erhöhung der Teilezahlen geschah nicht nur durch Zugabe von mehr Schrauben,
Klammern und Unterlegscheiben. So wurde z.B. von 1919 bis 1922 auch die Anzahl
der 25-Loch-Flachbänder im Kasten 6 von 48 auf 60 angehoben.
Insgesamt entstand mit dem Metallbaukasten Märklin ein System mit beachtlichen
Vorteilen.
Der größte damalige Metallbaukasten von Märklin, der Kasten 6, war bis 1923 wohl
der größte Metallbaukasten überhaupt. Erst als Meccano dann 1923 den Kasten 7
herausbrachte, war dieser der größte. Märklin hat sich nicht bemüht,
einen Kasten vergleichbarer Größe dagegen zu setzen. 1923 hätte man einen
solchen Kasten in Deutschland kaum verkaufen können. Man denke nur an die
Besetzung des Ruhrgebietes durch französische Truppen, an die Reparationszahlungen,
die galoppierende Inflation - einige Menschen litten sogar Hunger!
Der Firma Walther entstand aber ein neuer Konkurrent mit Kästen, die
inhaltlich die Stabil-Baukästen der damaligen Zeit übertrafen.
Selbst wenn man vermutet, dass die schwarzen Märklin-Flachbänder gegenüber
den hell glänzenden vernickelten Flacheisen von Stabil beim Kunden wenig
Kaufinteresse fänden, so ist doch der Teileumfang der neuen Märklin-Baukästen
recht beachtenswert gewesen.
Jedenfalls sah sich die Firma Walther zum Handeln gezwungen und stellte ihre
Stabil-Baukästen 1921 inhaltlich grundlegend um.
Im Nachhinein ist es auch überhaupt nicht verständlich, warum die Firma Walther
die damalige Meccano-Niederlassung vom deutschen Reich nicht selbst aufgekauft
hat. Sie hätte sich einen Konkurrenten erspart, der sie letztendlich daran
hinderte, in Deutschland der Marktführer zu bleiben.
Vielleicht ist Walther aber erst gar nicht zum Zuge gekommen.
(Es hätte auch recht einfach so gewesen sein können: Martin Hirschfeldt bittet
zuerst Franz Walther in Berlin um Unterstützung bei der Fertigung von Teilen.
Da wären die Wege kurz gewesen. Franz Walther dachte sich, warum solle er die
doch existenzbedrohende Konkurrenz unterstützen? Er hat abgelehnt und damit
verspielt. Denn nun wandte sich Martin Hirschfeldt an Märklin. Und die griffen
später richtig zu.)
Im Jahr 2013 hatte ich begonnen, den Anfang des Metallbaukastens Märklin näher
zu untersuchen. In erster Linie interessierte mich dabei jedoch die Geschichte
von Stabil. Der obige Abschnitt Meccano und deren Übernahme
durch Märklin ist so entstanden.
2017 konnte ich dann einen abschließenden Artikel im Metallbaukasten-Wiki unter
dem Titel Von Hornbys Meccano in Deutschland
zum Anfang des Metallbaukasten Märklin veröffentlichen.
Mir ging es dabei in erster Linie darum, Falschaussagen und Halbwahrheiten
zur Historie des Metallbaukastens Märklin zu korrigieren.
Norbert Klimmek hat das Thema 2020 erneut aufgegriffen. In seinem
Artikel Der Metallbaukasten Märklin -
Seine Vorgeschichte und die ersten Jahre konnte er meine Nachforschungen
bestätigen - und das anhand ganz anderer Kästen. Seine Absicht war jedoch nicht
nur die Richtigstellung. Er hat anhand damaliger Kästen die ganze frühe
Geschichte des Metallbaukastens Märklin (bis ca. 1924) genau dokumentiert.
Ganz besonders interessant für Märklin-Schrauber und -Sammler sind dabei
seine Untersuchungen zu den Märklin Zusatzkästen der 1920er Jahre.
In meinem Artikel wird dagegen die Geschichte der 1920er Jahren nur am Rande
erwähnt.
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