Eisenbahnwagen-Baukästen


Die Historie der Eisenbahnwagen-Baukästen

Bereits 1912 gab es zwei Kästen Stabil-Spezialspiele, von denen gesagt wird, dass sie "u.a. auch eingerichtet zum Bau von Eisenbahnwagen, die auf Schienen von 35 und 48mm Spurweite laufen", was ungefähr der Spur 0 und der Spur 1 entspricht.
Zweifellos handelt es sich hier um Vorläufer der späteren Eisenbahnwagen-Baukästen 60 und 61.
Der kleinere Kasten Stabil-Spezialspiel hat die Maße 380*240*55mm und kostet 9.00 Mark. Der größere Kasten kostet 14.00 Mark.
Diese zwei Stabil-Spezialspiele von 1912 wurden ausgebaut zur Serie der Eisenbahnwagen-Baukästen, die ab 1913 unter dieser Bezeichnung verkauft wurden und die 1914 die Nummern 59-63 umfassten. Die Ergänzungskästen hatten die Nummern 59a-62a.
1915 wurden die Kästen nicht mehr angeboten.


Aus einem Prospekt von 1914

Die folgenden Abbildungen stammen aus einem Prospekt vom Frühjahr 1914. Vom Kasten 63 gab es vermutlich noch kein Bild, weil er gerade erst herauskam. Etwa Ende 1914 hieß es in der Reklame der Vorlagenhefte, der Kasten 64 (mit 13 gleichzeitig baubaren Wagen) sei in Vorbereitung. Der Prospekt von 1914 erwähnt den geplanten Kasten 64 aber nicht.

Kasten 59 Kasten 60 Kasten 61 Kasten 62

No.Maße in mmPreis
1914
59 320*210*5211,00
60 375*230*5214,00
61 440*300*5224,00
62 480*300*5235,00
63 540*300*5255,00
59a180*135*203,50
60a285*205*2510,50
61a350*245*2512,00
62a350*245*2522,00
Die Kästen waren so konzipiert, dass man mehrere Wagen gleichzeitig bauen konnte.
Mit dem Kasten 59606162 63
kann man 2357 9 Wagen gleichzeitig bauen.
In jedem Grundkasten war bereits ein fertig montiertes Modell A enthalten.

Jeder Ergänzungskasten erweiterte das Gesamtsystem somit um einen oder gar 2 neue Wagen, die jedoch erweiterte Eigenschaften gegenüber den bisherigen Wagen hatten.
Es ist anzunehmen, dass ein Ergänzungskasten 1 oder 2 neue Wagen bedeutete, wobei man die Ergänzungskästen nicht in aufsteigender Reihenfolge kaufen musste. Man konnte eventuell sogar mit einem beliebigen Ergänzungskasten beginnen, wenn das darin enthaltene Modell gefiel.

Ein Kasten 61 kostete etwa soviel wie ein Stabil 53. Die Preise in der Tabelle stammen aus einem Vorlagenheft.


Aufgefundene Kästen

Es ist bisher nur ein Kästen 60 bekannt geworden. Hier sind Bilder dieses Kastens aus der Sammlung von Jürgen Kahlfeldt. Danke, Jürgen.
Klicken Sie auf die Bilder, wenn Sie eine Vergrößerung wünschen.

Deckelbild Kasten 60 von 1914
Das Bild oben zeigt das äußere Erscheinungsbild eines Kasten 60 von etwa 1914. Die Eisenbahnwagen-Baukästen gab es 1914 nur in Kartonverpackung.
Die Maße des Kartons (375*234*24mm) hat Jürgen Kahlfeldt in allen Einzelheiten verfügbar gemacht. Das Deckblatt allein ist auch verfügbar.

Inhalt Kasten 60 von 1914
Inhalt eines Kasten 60 von etwa 1914. Der Kasten ist bespielt. Der beim neuwertigen Kasten in der Mitte enthaltene zusammengebaute Wagen ist bereits zerlegt. Im Fach rechts oben sind Schrauben einzeln in die Pappe gedrückt. Die Holzstäbe von 145mm Länge sind im mittleren Fach des Kastens zu erkennen. Auch eine Holzrolle ist zu sehen. Holzrollen können optional für die Modelle R, S, T verwendet werden. Ob sie schon beim Kauf des Kastens enthalten war, ist nicht bekannt.

Inhaltsverzeichnis Kasten 60 von 1914
Die Achse für die Wagen waren Gewindestifte von 85mm Länge (Teil 4e). Der Kupplungshaken hatte die Teilenummer 39. Die Puffer waren Klemmscheiben (Teil 9) mit Innengewinde. Die 8 Holzstäbe von 145mm Länge sind gar nicht im Inhaltsverzeichnis aufgeführt; das fragliche Rädchen aus Holz auch nicht.


Vorlagenheft

Vorlagenheft Das Bild links (Computerbearbeitung M.K.) zeigt das Deckblatt eines Vorlagenheftes von etwa 1914 mit den Maßen 241*170mm. Das Bild ist auf die dunkelgrüne Pappe des Heftumschlags gedruckt. Der Text "Vorlageheft zu No. 62" ist violett aufgestempelt.
Die Innenseiten des Vorlagenheftes bestehen aus glänzendem Kunstdruckpapier. Die Bilder der Modelle sind Schwarz-Weiß-Fotos, die mit Detail-Zeichnungen und einer genauen Bauanleitung versehen sind.

Auch wenn ein Vorlagenheft eine 59 aufgestempelt hat und somit dem kleinsten Kasten beilag, so zeigt es doch alle Modelle, die auch mit Kasten 63 erstellt werden können. Das Heft lag wohl allen Eisenbahnwagen-Baukästen bei. Lediglich der Stempelaufdruck war verschieden.
Das Vorlagenheft hatte in seinem Erstdruck 16 Seiten, die durch 2 zusätzlich am Ende eingeklebte Blätter auf 20 erweitert wurden.
Seite 1 beschreibt die Kästen als Gesamtheit, eine Beschreibung, die 1912 entstanden ist.
Die Seiten 2 bis 13 zeigen Eisenbahnwagen-Modelle, die mit den Buchstaben A bis L (wobei I fehlt) abgezählt sind. Die Seiten 14 bis 17 zeigen Seilbahn-Förderkörbe, bezeichnet mit R bis X.
Die Seite 19 nennt Preise der Eisenbahnwagen-Baukästen und dass man
 mit Kasten 59 2 Wagen aus den Modellen A B H J R S,
 mit Kasten 60 3 Wagen aus den Modellen A B C H J R S T,
 mit Kasten 61 5 Wagen aus den Modellen A B C 2*D H J K R S T U V W X,
 mit Kasten 62 7 Wagen aus den Modellen A B C 2*D E F H J K R S T U V W X,
 mit Kasten 63 9 Wagen aus den Modellen A B C 2*D E F G H J K L R S T U V W X
bauen kann.
Umgekehrt kann man schließen, dass man
 mit Kasten 59a 1 Wagen C,
 mit Kasten 60a 2 Wagen D oder 1 Wagen D und 1 Wagen K,
 mit Kasten 61a 1 Wagen E und 1 Wagen F,
 mit Kasten 62a 1 Wagen G und 1 Wagen L bauen kann.
Seite 20 des Vorlagenheftes zeigt Modelle der regulären Stabil-Baukästen, das größte aus einem Nr. 54.


Modelle

Günther Stabe hat die Eisenbahnwagen nachgebaut. Vielen Dank für die Bilder.

A: Plattenwagen, B: Rungenwagen, C: Stirnwandwagen, D: Langholzwagen mit Drehschemel, E: Wagen mit Bordwänden, F: Kippwagen, G: Dreiachsenwagen mit Bordwänden, H: Planwagen, J: Gitterwagen, K: Eisenbahnwagen mit drehbarem Krahn, L: Vierachsenwagen mit Drehgestellen

Plattenwagen Rungenwagen Stirnwandwagen Langholzwagen mit Drehschemel Wagen mit Bordwänden Kippwagen Dreiachsen-Wagen mit Bordwänden Planwagen Gitterwagen Eisenbahnwagen mit drehbarem Krahn Kranwagen mit umgelegten Ausleger Vierachsenwagen mit Drehgestellen
Drehgestell Drehgestell Boden über Drehgestell

T: Förderkorb für Seilbahn Zum Modell L sind oben drei Detailskizzen zugefügt.

Links im Bild sehen Sie Modell T, den Förderkorb für die Seilbahn.
Die Modelle R bis X sind alles Förderkörbe mit einer oder mit zwei Rollen, wobei Modell T vielleicht noch das anspruchsvollste ist. Die Modelle können lediglich an einem Seil entlang rollen.
Seilbahn-Endstationen kann man mit den Eisenbahnwagen-Baukästen allein nicht bauen.


Besondere Teile der Eisenbahnwagen-Baukästen

Räder und Puffer Für die Eisenbahnwagen-Baukästen waren spezielle Teile gefertigt worden.
Es gab Gewindestifte 85mm (Teil 4e), einen Gewindestift 125mm (Modell F, Kasten 62) und Rundstäbe aus Holz 145mm (Modell J).
Als Puffer gab es eine spezielle Klemmscheibe 9 mit Innengewinde (links unten im Bild).
Das Dreieckslager aus Modell L ist ein Vorläufer des späteren Teils 145.
Ein einziger Kupplungshaken wird in der Stückliste für jeden Eisenbahnwagen im Vorlagenheft genannt. Das ist ungewöhnlich, denn bei der realen Bahn sind zwei Haken am Wagen angebracht - an jedem Ende einer.

Die Räder 22a waren aus Massivmessing und hatten meist eine konische Lauffläche, die eine Selbstzentrierung der Wagen auf den Schienen ermöglichte.


Inhaltsverzeichnis der Kästen

Ein Inhaltsverzeichnis der Kästen 59 bis 63 kann anhand der Modelle aus dem Vorlagenheft von etwa 1914 erstellt.
Ein Karton auf dessen Deckelrückseite eine Abbildung der Teile und der Kasteninhalt aufgeklebt ist, ist bisher nur für den Kasten 60 gefunden worden. Deshalb nehme ich diese Angaben als Grundlage.
Die Teile des Kastens 59 könnte man dann bekommen, indem man vom Teileinhalt des Kastens 60 die Teile für den Wagen C abzieht.
Den Inhalt des Kastens 61 kann man aus dem Inhalt des Kastens 60 erschließen, indem man die Teile für 2 Wagen D oder 1 Wagen K dazuzählt. (Siehe oben)
Die auf diese Weise erhaltenen Teilezahlen bleiben jedoch nur eine Schätzung.

Selbst zum Inhaltsverzeichnis auf der Deckelrückseite des Kastens 60 sind Fragen angebracht. Da nur 8 Puffer (Teil 9) enthalten sind, kann man nur zwei Eisenbahnwagen bauen. Das widerspricht den Angaben im Vorlagenheft. Selbst wenn man vier Puffer hinzukauft, fehlen danach immer noch vier Verbindungswinkel, um etwa die Wagen A, B, C gemeinsam zu bauen.

Allgemeine Hinweise

Die Wagen, die man mit den Eisenbahnwagen-Baukästen konstruieren konnte, waren noch 1915 in jedem Stabil Vorlagenheft auf einer der letzten Seiten abgebildet.
Ein konkreter Hinweis auf die Lieferbarkeit ist jedoch ab 1915 nicht mehr gefunden worden. Die Eisenbahnwagen-Baukästen wurden ab 1916 überhaupt nicht mehr erwähnt.

Obwohl 1913 die Durchbrochene Platte 1c eingeführt wurde, hatte dies keinen Einfluss auf die Eisenbahnwagen-Baukästen des Jahres 1914, da diese Platte bis dahin nicht beigefügt wurde.
Auf einer der letzten Seiten der normalen Stabil Vorlagenhefte findet man aber 1915 auch Wagen mit der durchbrochenen Platte 1b. In den Jahren davor war diese Seite eine Reklame für die Eisenbahnwagen-Baukästen, wobei nur Wagen aus diesen Kästen gezeigt wurden.
Falls die Eisenbahnwagen-Baukästen auch nach 1914 noch vertrieben worden wären, so hätte man bestimmt irgendwann die Platte 1b beigefügt. Das hätte aber auch eine Überarbeitung des Vorlagenheftes nach sich ziehen müssen.

Die Räder der Wagen waren galvanisch nicht voneinander getrennt. Deshalb waren die Wagen nicht auf allen Eisenbahnsystemen der damaligen Zeit einsetzbar.

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