Stabil : Wettbewerbe, Kundenkontakte


Reklame muss wohl jeder Hersteller treiben, der seine Produkte verkaufen will. Die geläufigste Art der Reklame sind Prospekte. Wenn der Kunde Fragen zum Produkt hat, so wird der Hersteller im eigenen Interesse für eine erfolgreiche Kommunikation sorgen. Bei den Metallbaukasten-Herstellern entwickelte sich so ein intensiver brieflicher Kontakt mit den die Jungen, die an dem Metallbaukasten ihre Freude hatte. Die Jungen stellten Fragen bei Bauproblemen, machten Verbesserungsvorschläge, sendeten selbst entwickelte Modelle ein. Der Hersteller versuchte, solche Themen möglichst vielen Jungen bekannt zu geben.
Diese Kommunikation möglichst optimal zu gestalten, war eine große Herausforderung für alle Metallbaukasten-Hersteller.

Aber es gab noch eine andere Initiative der Hersteller. Man konnte ja erst einmal eine große Anzahl von Modellen öffentlich ausstellen oder nur als Bild präsentieren. Aber war es dann nicht noch besser, wenn auch die Schöpfungen von Kunden gleich mit gezeigt würden.
Auf diese Art wurde der Modellbau-Wettbewerb geboren. Wichtig war danach, dass über die Gewinner berichtet, und dass besonders schöne Modelle genau beschrieben wurden.


Kundenkontakte bei Korbulys Matador und Hornbys Meccano

Die Firma Walther war erst in den 10er Jahren überhaupt in der Lage größere Gelder für die Vermarktung ihrer Produkte auszugeben. Andere Hersteller nützen schon weit eher die Möglichkeiten einer groß angelegten Kommunikation zum Kunden. Deshalb beschreibe ich hier zunächst Methoden der Mitbewerber, aus denen die Firma Walther später lernen konnte.

Die Ideen eine Zeitung für seine Kunden herauszugeben, hatte zuerst Johann Korbuly für seinen Holzbaukasten Matador. Dankesbriefe und die von kleinen Baumeistern entworfene Modelle sollten einem größerem Publikum bekannt gemacht werden. Korbuly schuf deshalb die Matador-Zeitung, welche erstmals 1905 erschien. Die Zeitung sollte ein Sprechsaal für alle Anhänger von Matador bilden, und alle Verlautbarungen bezüglich Wettbewerbe sollten darin erfolgen. Gemäß Heft Nr. 1 bekamen die Teilnehmer eines Wettbewerbs eine Liste der eingereichten Modelle und einen Stimmzettel, mit dem sie über die Modelle abstimmen konnten. Und jedes Heft enthielt viele neue Modelle.
Später gab es nur noch Fotowettbewerbe, die in Wien begutachtet wurden. Der erste Preis bei einem Wettbewerb war um 1927 mit 50 Schilling nicht vergleichbar mit den Preisen, die bei den Stabil- oder Meccano-Wettbewerben vergeben wurden.

Die englische Firma Meccano, der Baukasten hieß damals noch "Mechanics Made Easy", veranstaltete ihren ersten Modellbau-Wettbewerb im Februar 1904, nachdem in der Zeitschrift "Model Engineer" mehrmals dafür inseriert wurde. Dabei wurde von einer Schule ein Modell der "Forth Bridge" [Manual 1908 Fig. 61] gezeigt, das alles bisher dagewesene übertraf. Hornby, der Gründer der Firma Meccano, übernahm das Modell sogleich in seine Vorlagenhefte [Love,Gamble S. 22f]. Damit wurde der Wettbewerb zum Hilfsmittel, um an neue Modellideen heranzukommen.
Die Meccano-Wettbewerbe von 1914/15 und 1915/16 waren dann gigantisches Einsammeln von neuen Modellideen, denn Meccano sicherte sich die Veröffentlichungsrechte vom Teilnehmer ohne weitere spätere Zahlungen. Und es kamen 10000 Einsendungen rund um den Globus, geworben durch viele Spielwarenhändler überall auf der Welt. Meccano stellte eine Gesamtsumme von £200 für die Preise zur Verfügung. Der erste Preis war £50. Das entsprach dem damaligen Jahresgehalt eines Arbeiters bei der Firma Meccano.
Die weiteren Preise sind nur von 1915/16 bekannt : 2. und 3. Preis £35, 4. Preis £7|10, 5. Preis £5, 6. Preis £2. Es gab aber insgesamt 10 Gewinner von Geldpreisen. Die restlichen Gelder wurden an 218 Gewinner in Form von Meccano-Baukästen verteilt [Love,Gamble S. 59ff].

Erst jetzt, nach einem nahezu unglaublichen Aufstieg der Firma, brachte man 1916 erstmals das Meccano-Magazin heraus. Auffällig an der Zeitung ist die immer wiederkehrende Lobpreisung von Frank Hornby als den Erfinder des Original-Metallbaukastens - ein richtiger Personenkult um den Firmengründer.
Anfänglich als Reklamezeitung gedacht, entwickelte sich das Meccano-Magazin Anfang der 20er Jahre immer mehr zu einer generellen Jugendzeitschrift, die weit mehr als nur Metallbaukasten-Themen behandelte.

September 1919 wurde im Meccano Magazine die Gründung der Meccano Guild verkündet, deren Präsident natürlich Hornby selbst war. Man kann diese "Guild" wohl eher als einen Verein der Metallbaukasten-Jungen auffassen, nachempfunden dem "Richters Anker-Steinbaukasten-Verein", der 1912 von Richters Erben gegründet wurde (F.Ad.Richter starb 1910) [Hardy].
Aber die Meccano Guild wollte mehr sein. Tugenden, wie Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit, Ehrgeiz, Eigeninitiative und Hilfsbereitschaft sollen bei den Mitgliedern gefestigt werden und das Leben eines Jungen strahlender und glücklicher machen.
Ein Mitglied musste einen Meccano-Baukasten besitzen, das Gilde-Abzeichen immer tragen und anderen Mitgliedern ein Freund sein.

Natürlich gab es bei der Firma Meccano auch einen Modelroom, eine riesige Halle, in der eine Vielzahl von Modellen ausgestellt waren und durch die Hornby persönlich ganze Schulklassen führte.

Eine Klarstellung: Die Firma Märklin hat NIE Modellbau-Wettbewerbe zu Ihren Metallbaukästen durchgeführt. Im Buch "Bauklötze staunen" von Noschka/Knerr wird auf Seite 109 so ein Wettbewerb irrtümlich erwähnt. Der angebliche Preisträger, Hubert Fritz, hat für sein Modell zwar eine Anerkennung von Märklin bekommen. Aber er hat das Modell einfach nur hingeschickt - ohne dass es einen Wettbewerb gab.


Kundenkontakte und die ersten Wettbewerbe bei Walther

Die Firma Walther war erst in den 10er Jahren überhaupt in der Lage größere Gelder für die Vermarktung ihrer Produkte auszugeben. Aber mit dem Erfolg von Stabil konnte auch die Firma Walther ab etwa 1913 die Kundenkontakte intensivieren. Leider fehlen mir bis jetzt Kundenprospekte aus der Zeit vor 1919. So kann auch nicht dokumentiert werden, wie und in welcher Weise die Firma Walther vor 1919 die Kinder angeregt hat, selbst erbaute Modelle einzusenden.
Aber es gab schon 1913 oder früher Einsendungen von Modellen an die Firma Walther. Das erste Modell dieser Art ist wohl das eines Personenkraftwagens, erdacht von dem Sohn eines Pastors bei Köln a. Rh., das erstmals in einem Vorlagenheft von 1913 abgebildet war.
Dass die Firma Walther an solchen Einsendungen interessiert war, erkennt man an dem folgenden Bild, welches einem Kasten 53a von 1915 beigelegt war. Der Einsender des Modells bekam einen Ergänzungskasten als Prämie. Der angegebenen Preis für den gewonnenen Kasten 54a war 1914 gültig.

Kran : Gewinner-Modell 1914
Bitte klicken Sie auf das Bild, wenn Sie eine Vergrößerung wünschen. Die Maße des Originals sind 272*201mm.
Aus dieser Zeit sind hier noch Bilder von einem Doppeldecker-Flugzeug (Maße 241*164mm) und einer Feuerwehr-Leiter verfügbar (Maße 272*201mm). Das Papier, auf das die Bilder gedruckt wurden, erinnert an das einer Postkarte.
Man findet einige dieser neuen Modelle aber erst in Vorlagenheften von 1919 angehängt.

Der erste bekannte Kundenprospekt, nämlich der Prospekt von 1919, zeigt nicht nur Bilder der Baukästen, sondern fordert auch auf, neue Modelle einzusenden. Auf fast jeder Seite findet man die Aufforderung "Jeder Knabe versuche neue Modelle zu erfinden". Viele Bilder eingesandter Modelle werden gezeigt mit Namen des Erbauers und welche Belohnung er bekam. Es sind Modelle die innerhalb der ganzen 10er Jahre eingesandt wurden.
Als Preise winkten Geldgeschenke oder Ergänzungskästen.
1920 wurde ein fast gleichlautender Prospekt herausbracht. Die aufgezählten Gewinner von Einsendungen sind die gleichen wie 1919. Offensichtlich gab es da noch keinen richtigen Wettbewerb.
Auf einer der hinteren Seite wird jetzt noch ein organisatorischer Hinweis zum Ablauf der Einsendung gegeben :
Jeder Knabe, der ein neues Modell zum Preis-Wettbewerb einreichen will, wende sich schriftlich an die untenstehende Firma [Walther & Co.], möglichst mit Zeichnung oder Skizze, Angabe was das Modell vorstellen soll und aus welchem Kasten es gebaut ist. Es erfolgt dann Nachricht, ob das Modell einzusenden ist, oder ob wir die Teile zum Nachbauen des Modells einsenden.
Erst im Weihnachtsprospekt von 1921 findet man dann neue Modelle von 16 Einsendern, und eine Liste "Einige der Knaben, welche Haupt-Prämien erhielten" nennt nochmals 130 Jungen und ein Mädchen. Einige Teilnehmer hatten sogar mehrere Modelle eingesandt. Eine Unterteilung nach erster, zweiter, dritter Preis gab es noch nicht.
Nun werden auch die Wettbewerbsbedingungen enger gefasst :
Abänderungen von Modellen werden nicht prämiiert.
Modelle, die mehr Material enthalten wie die entsprechende Kastengröße, werden vom Wettbewerb ausgeschlossen.

Weiter heißt es :
Einsendungen für den nächstjährigen Wettbewerb werden nur in der Zeit vom 1. Januar bis 1. Juli angenommen.
Damit wurde die Wiederholung eines Modellbau-Wettbewerbe zumindest einmal angekündigt. Die Firma Walther benötigte ja gerade zu dieser Zeit neue Modellideen, denn die gesamten Baukästen waren ja gerade erst grundlegend erweitert worden.
Im Vorlagenheft von 1921 ist dann erstmals bei einigen Modellen vermerkt, dass sie von Jungen stammen. Das erste Modell dieser Art ist wohl der oben genannte Personenkraftwagen, erdacht von dem Sohn eines Pastors bei Köln a. Rh. Den Namen des Jungen wusste man 1921 wohl gar nicht mehr. Denn bei den anderen Modellen, die von einem Jungen stammten, wurde immer Name und Alter angegeben.

Ob es aber 1922 und 1923, der Notzeit der Inflation und des Ruhrkampfes, überhaupt Modellbau-Wettbewerbe gab, ist unwahrscheinlich. Es sind bisher keine Hinweise gefunden worden.

Der nächste Hinweis auf einen Wettbewerb geht aus einem Brief der Firma Walther an Konrad Zuse, den späteren berühmten Erfinder des Computers, hervor. Der Brief ist vom 16.1.1925. Darin wird mitgeteilt, dass das Preisgericht am 12.1. Zuse einen zweiten Preis für die eingesandten Skizzen eines Löffelbaggers zugeteilt hat.
Der Preis waren, neben einer Urkunde, 10 Mark für Einzelteile; alternativ wurde angeboten einen 54a, nach Preisliste vom 1.1.24 57 Mark, zum halben Preis zu bekommen. Zuse überwies 30 Mark an Walther und bekam seinen Ergänzungskasten 54a.
In Vorlagenheft vom Oktober 1925 gibt es dann einen Hinweis, dass am letzten Wettbewerb 1231 Knaben durch Einsenden von Modellen, Lichtbildern, Skizzen oder Zeichnungen teilgenommen haben und 6 erste Preise, 94 zweite Preise und 427 Trostpreise erringen konnten. Die Wettbewerbe fänden vom 1. Februar bis 31. Mai jeden Jahres statt. Leider sind keine Namen der Gewinner angegeben. Deshalb nehme ich an, dass hier auf den Wettbewerb vom Ende 1924 Bezug genommen wird.

Repro Zuse-Urkunde
Das Bild zeigt eine Reproduktion der Urkunde, die Konrad Zuse für seine Teilnahme am Wettbewerb Ende 1924 bekam. Die Urkunde selbst bestätigt nur die Teilnahme am Wettbewerb, nicht den Gewinn eines Preises.
Die Reproduktion erfolgte computergrafisch aus einer Schwarz-weiß-Fotokopie, die mir Horst Zuse zusendete, und aus Bildern anderer Urkunden von 1925. Es ist nicht die Originalgröße wiedergegeben. Ich danke allen Beteiligten für ihre Mithilfe.
Eine Kopie der Original-Urkunde kann im Deutschen Museum in München in der Abteilung Metallbaukästen bewundert werden.
Das Bildmotiv auf der Urkunde wurde von dem Kunstmaler und Werbegraphiker Peter Geh geschaffen, der damals am Tempelhofer Ufer 6 wohnte. Urkunden dieser Art wurden von 1925 bis einschließlich 1927 ausgegeben. Danach wählte die Firma Walther ein anderes Motiv für ihre Urkunden.

Es ist noch ein zweites Schreiben der Firma Walther an Konrad Zuse bekannt. Datiert ist es vom 30.6.1925, und es wird Zuse mitgeteilt, dass er für die übersandte Zeichnung des Modells "Schaufelrad-Bagger" vom Preisgericht am 29.6. einen ersten Preis bekommen hat. Neben einer Urkunde wurde ihm ein ein Erfinderbaukasten Nr. 57 zugesprochen, der nach Liste vom 1.6.25 13.50 Mark kostete. Alternativ wurde ihm ein Erfinderbaukasten 58 (Preis 34 Mark) zum halben Preis angeboten.
Zuse nahm noch an den Wettbewerben von 1928 und 1929 teil.
Bei diesem Wettbewerb 1925, und das ist durch einen Prospekt belegt, gab es 785 Teilnehmer, drei erste Preise (Kreipe, Stutterheim, Zuse), 30 zweite Preise und 300 Trostpreise. Die ausgegebenen Urkunden für die Teilnahme am Wettbewerb zeigten die gleichen Motive wie die Urkunden vom vorherigen Wettbewerb.

Beim nächsten Wettbewerb von 1926 gab es dann 721 Teilnehmer, nur einen ersten Preis (Fischer), 50 zweite Preise und 509 Trostpreise. Konrad Zuse hat auch mitgemacht. Am 10.4.1926 bekam er eine Urkunde für seinen Waggonentlader, leider jedoch keinen Preis.

Beim Wettbewerb 1927 waren es dann, laut Vorlagenheft von 1928, vier erste Preise (Christensson, Jaeckel, Hahne, Dobermann), 65 zweite Preise und 564 Trostpreise. Die Zahl der Teilnehmer wurde nicht genannt.


Die Stipendium-Wettbewerbe der Firma Walther

Die Geldwerte für einen ersten Preis lagen bisher bei etwa 20 Mark, für einen zweiten Preis bei 10 Mark.
Für den Stabil-Wettbewerb von 1928 wurden diese Geldwerte jedoch ganz enorm erhöht. So sollten 1928 ein erster Preis von 500 Mark, 2 zweite Preise à 250 Mark, 10 dritte Preise à 200 Mark, 20 vierte Preise à 150 Mark und 40 fünfte Preise à 100 Mark vergeben werden, dazu viele Sachpreise in Form von Motoren und Ergänzungskästen.
Insgesamt spendierte Franz Walther 10000 Mark für diesen Wettbewerb. Im August 1927 wurde das Geld bei der Bank hinterlegt. Dies wurde nicht nur in Prospekten, sondern auch in der Presse kundgetan [DSZ Sept. 1927].

500 Mark für den ersten Preis, das 25-fache eines früheren ersten Preises, 500 Mark, das entsprach 1928 drei durchschnittlichen Monatslöhnen [Pies S.91]. Ganz so spendabel wie bei den Meccano-Wettbewerben war man bei Walther zwar nicht. Aber trotzdem - diese neuen Geldwerte waren ein enormer Ansporn für die kleinen Ingenieure von morgen.

Franz Walther begründete diese Aufstockung im Prospekt von 1927 mit den Sätzen
"Dieses Preisausschreiben, das möglichst alle Jahre stattfinden soll, veranstalte ich, um eine alte Dankesschuld abzutragen, für eine mir als unbemittelten jungen Mann erwiesene Wohltat. Ich erhielt auf den technischen Staatslehranstalten in Chemnitz in Sachsen, die ich 4 Semester (Winterhalbjahre 1879-1882) besuchte um Baumeister zu werden, auf Grund meines Fleißes und meiner Zeugnisse 3 Semester Schulgelderlaß, 3 Semester monatlich 12 Mark aus der Zischestiftung und außerdem im letzten Semester aus der Preuskerstiftung monatlich 25 Mk. Stipendiengelder."
(Franz Walther verlor mit 17 Jahren seinen Vater. Er hätte sein Studium abbrechen müssen, hätte er nicht Zuwendungen bekommen.)
Diese Bekanntgabe von Franz Walther war wohl der Anlass für die Firma Walther, von nun an nur noch von Stabil-Stipendium-Wettbewerben zu sprechen.
Wie eine spätere Umfrage zeigte, haben knapp 80% der Gewinner ihre Geldpreise dann auch für Lern- und Studienzwecke verwendet, wie es dem Sinn des Wettbewerbes entsprechend gedacht war.

Zur Berichterstattung über die Gewinne beim Stipendium-Wettbewerb wurde die Stabil- und Record-Zeitung geschaffen. Neben Wettbewerbsthemen sollten neue Modelle, neue Teile, neue Kästen vorgestellt werden. Auch Lösungen bei Problemen mit Stabil sollten besprochen werden. Das Vorbild für die neue Stabil- und Record-Zeitung war die Matador-Zeitung des Johann Korbuly aus Wien für dessen Holzbaukasten. Äußeres Format, Umfang, Themen sind weitgehend gleich.

Zur Teilname am Wettbewerb musste man unter 18 Jahre alt sein. Ein Foto oder eine Zeichnung, bei größeren Modellen mehrere davon, war einzureichen. Das Modell selbst war nicht einzusenden. Mit der Prämierung gingen diese Unterlagen in das Eigentum der Firma Walther über. Die Firma Walther wollte die Kastengröße und das Geschäft, bei dem der Kasten gekauft wurde, wissen. Außerdem wollte die Firma Walther das Alter des Jungen, seine Schule, und den Beruf des Vaters kennen. Annahmeschluss war der 15.4.1928.
Das Preisgericht war eine Gruppe angesehener Personen, die die besten Modelle ermitteln sollten. In der Spielwarenpresse wurde in späteren Jahren manchmal ein Foto dieses Preisrichterkollegiums gezeigt. Das Preisgericht, welches 1928 die Preise den Modellen zuerkannte, setzte sich zusammen aus einem Notar, einem Staatsrat, zwei Direktoren des Spielwarenhandels, einem Bankvorsteher, einem Direktor, zwei Ingenieuren und dem Juniorchef Walter Walther. Technisch versierte Personen waren also in der Minderheit.
Über 4000 Arbeiten waren eingeschickt worden, von denen dann 2000 in einer großen, leerstehenden Fabrik ausgestellt wurden [DSZ Mai 1928]. Offensichtlich war es bereits das Gebäude in der Harzer Str., das die Firma Walther schon jetzt nutzen konnte.
Die Gewinner wurden dann in der 1. Ausgabe der Stabil- und Record-Zeitung veröffentlicht. Der erste Preis ging an Wilhelm Flemming, dem man den Titel "1. Stabil-Weltmeister 1928" zuerkannte. Konrad Zuse konnte einen von 10 dritten Preisen von 200 Mark für seinen "Kohlenverladekran" erringen.
Außer den angekündigten Preisen wurden noch 11 Bargeld-Preise von 25 Mark vergeben. Insgesamt gab es somit 84 Geldpreise und etwa 1600 Trostpreise. Jeder Teilnehmer bekam eine Anstecknadel und eine Ehrenurkunde.
Eine (Teil-)Kopie der Urkunde für Konrad Zuse bei diesem Wettbewerb kann man im Internet finden.

Der nächste Wettbewerb war dann der Jubiläums-Stipendium-Wettbewerb 1929; Jubiläums-Wettbewerb deshalb, weil man an das 25-jährige Bestehen der Firma Walther im Herbst 1928 gedenken wollte.
Es war eine Neuauflage des vorherigen Wettbewerbes. Jedoch sind einige Veränderungen bemerkenswert. So forderte die Firma Walther bei der Einreichung der Modellzeichnung jetzt auch den Packzettel des Baukastens. Das Preisrichterkollegium wurde erweitert um zwei Vertreter der Spielwarenpresse, und es gab nur noch einen Ingenieur, dafür aber mehr leitende Personen aus dem Spielwaren-Handel. Handelsinteressen anstatt technischem Fachwissen bestimmten mehr und mehr die Gewinner.
5000 Entwürfe waren eingereicht worden, deren Ausstellung im "Fabrikneubau des Stabil-Hauses, Harzer Str. 60-63 und Teupitzer Str. 64-65" stattfand [DSZ Juni 1929]. Da aber kein einzelnes Modell alle übrigen überragte, wurde der erste Preis aufgeteilt in zwei gleiche Preise zu 250 RM. Es gab also vier Gewinner (Ahrens, Fischer, Schulklasse von Lehrer Holste, Vinzenz) der ersten und zweiten Preise zu je 250 Mark. In der 4. Ausgabe der Stabil- und Record-Zeitung sind die Gewinner der Geldpreise alle aufgezählt. Es wurden noch 10 3. Preise 200 Mark, 20 4. Preise zu je 150 Mark, 40 5. Preise zu je 100 Mark und 10 10 6. Preise zu 25 Mark vergeben. Daneben gab es noch 2985 Sachpreise, deren Gewinner leider unbekannt sind. Insgesamt gab die Firma Walther Preise im Wert von etwa 25000 Mark aus.
Konrad Zuse gewann bei diesem Wettbewerb einen vierten Preis für seinen "Automatischen Bagger". Es war sein letzter Stabil-Wettbewerb.
Jeder Einsender bekam eine Ehrenurkunde und eine Anstecknadel mit der Aufschrift "Stabil-Ingenieur".
Es gab auch 50 Einsendungen von Record-Modellen, wovon 3 einen Geldpreis von 100 Mark bekamen.

Beim 3. Stabil-Stipendium-Preiswettbewerb 1930 wurden dann die restlichen Modelle ermittelt, die im neuen (und letzten) Vorlagenheft für die großen Kästen 53-55 aufgenommen wurden.
Es gab 6000 Einsendungen, die im Bastlersaal des neuen Stabilhauses, Harzer Str. 60-63, ausgestellt wurden [DSZ Mai 1930]. In der 7. Ausgabe der Stabil- und Record-Zeitung sind die Gewinner der Geldpreise alle aufgezählt. Der Gewinner des 1. Preises (Rasche) konnte seinen auch gewonnenen Freiflug nicht wahrnehmen, so dass dieser einem anderen Jungen zugeteilt wurde.
Das Volumen der Geldpreise war wie bei den vorherigen Wettbewerben bei über 10000 Mark. Es gab auch noch etwa 2500 Sachpreise. Insgesamt gab die Firma Walther wieder Preise im Wert von etwa 25000 Mark aus.
Auf die Einsendung des Packzettels des Baukastens war verzichtet worden.
Ein Bild des Preisrichterkollegiums ist verfügbar.

Zum 4. Stabil-Stipendium-Preiswettbewerb 1931 gab es 8000 Einsendungen, wie in der 9. Ausgabe der Stabil- und Record-Zeitung und in der Deutschen Spielwaren-Zeitung Mai 1931 berichtet wurde. Ein Bild des Preisrichterkollegiums ist verfügbar.
Neben dem ersten Preis mit Freiflug (Willy Meyer) gab es die üblichen Anzahlen von 2., 3. und 4. Preisen. Es gab jetzt aber 29 5. Preise à 100 Mark, 20 Preise 5a à 50 Mark und 4 6. Preise à 25 Mark. Dazu kamen etwa 2500 Trostpreise. Insgesamt waren es wieder 25000 Mark an Preisen.
Jeder Teilnehmer bekam die Ehrenurkunde und die Anstecknadel. Zumindest bei den Trostpreisen wurde auch eine Sparbüchse mit versendet.
Bilder des großen Webstuhls (1. Preis) und einer kleinen Dampfmaschine (ein 4. Preis, eingereicht von einem Mädchen) sind verfügbar.

Zum 5. Stabil-Stipendium-Preiswettbewerb 1932 gab es genau 8137 Einsendungen, wie in der 11. Ausgabe der Stabil- und Record-Zeitung berichtet wurde. In der Deutschen Spielwaren-Zeitung Mai 1932 erschien ein zweiseitiger Artikel dazu.
Der erste Preis wurde aufgeteilt, so dass es insgesamt 4 erste und zweite Preise zu je 250 Mark gab (Exner, Jöricke, Vierich, Willenbrock). Die Anzahlen der 3. und 4. Preise blieben. Dann folgten 28 5. Preise à 100 Mark, 21 6. Preise à 50 Mark, 8 7. Preise à 25 Mark. Der Freiflug entfiel. Insgesamt wurden 25000 Mark für Preise angegeben.
Wie üblich bekam jeder Teilnehmer die Ehrenurkunde und die Anstecknadel.
Bilder von Modellen dieses Wettbewerbs sind verfügbar.

Der Wettbewerb 1932, der nach dem Tod von Franz Walther noch durchgezogen wurde, war für mehrere Jahre der letzte. Der neue Firmenleiter, Walter Walther, war offensichtlich mit der Organisation überfordert.
Dennoch erreichten immer wieder Anfragen nach einem Wettbewerb und auch Einsendungen von Modellen die Firma Walther. Als Antwort wies die Firma darauf hin, dass im Moment aus steuerlichen Gründen keine Wettbewerbe stattfänden. Sie bedankte sich jedoch freundlich mit der Übersendung einer Ehrenurkunde und eines Trostpreises.
Damit erklären sich die Funde von Urkunden aus der Zeit von 1933-1936.

Anstecknadeln der Jahre 1928-1932 Links sehen Sie ein Bild, das Anstecknadeln zeigt, die von 1928 bis 1932 an die Teilnehmer der Wettbewerbe vergeben wurden. Aus anderen Jahren sind bisher keine solchen Anstecknadeln bekannt. Das Bild hat mir Wolfgang Tiedt gesandt. Sein Vater, Theo Tiedt, hat an den Wettbewerben von 1928, 1930, 1931 und 1932 teilgenommen.

Oben im Bild sehen Sie die Vorderseite der Nadeln, unten die Rückseiten. Die Rosette wurde aus Blech geprägt.
Die linke und die rechte Nadel sind qualitativ höherwertig; zumindest diese beiden Nadeln wurden von der Firma Lauer aus Nürnberg geliefert. Sie sind insgesamt 64mm bzw. 60mm hoch. Der Durchmesser der Rosette ist jeweils 23.8mm.
Die mittlere Nadel ist weniger aufwendig hergestellt; der Messing-Überzug hat sich an manchen Stellen bereits abgelöst. Der Durchmesser dieser Rosette beträgt 23.3mm.

Ein anderes Bild einer Anstecknabel hat mir Friedrich Göhler gesendet, und GB hat mir sogar eine Nadel geschenkt. Allen meinen Helfern danke ich herzlich.

Leider kann anhand der bisherigen Funde noch nicht gesagt werden, welche Nadel aus welchem Jahr stammt. Wenn man annimmt, dass aufgrund wachsender Sparmaßnahmen spätere Exemplare kostengünstiger hergestellt wurden, so wird man die linke Nadel als die älteste, die mittlere als die späteste ansehen. Dann gehört die mittlere Nadel entweder zum Jahr 1931 oder 1932.

Erst wesentlich später folgte der 6. Stabil-Stipendium-Preiswettbewerb 1937, welcher im Farbprospekt 1936 angekündigt wurde. Die Deutschen Spielwaren-Zeitung, Juni 1937 widmet dafür eine Seite, aber ohne verwertbare Inhalte. Ein Bild des Preisrichterkollegiums ist verfügbar.
Wieder sollten 10000 Mark an Geldpreisen und 15000 Mark an Sachpreisen ausgeschüttet werden; ein 1. Preis à 500 Mark, 2 zweite Preise à 250 Mark, 10 dritte Preise à 200 Mark, 20 vierte Preise à 150 Mark, 40 fünfte à 100 Mark.
Die Gewinner von Geldpreisen wurden in einem besonderen Prospekt aufgelistet, der mir aber zu diesem Wettbewerb noch fehlt.
Dieser Sonderprospekt wurde wahrscheinlich nur an die Teilnehmer am Wettbewerb abgegeben. Zumindest die Gewinner, auch die von Trostpreisen, bekamen einen solchen Prospekt zugesendet.
Nur ein Bild, offensichtlich von einer Druckmaschine, ist von diesem Wettbewerb bekannt.

Es folgte nun der 7. Stabil-Stipendium-Preiswettbewerb 1938, welcher im Farbprospekt 1937 angekündigt wurde mit einem Preisvolumen von 25000 Mark. In der Deutschen Spielwaren-Zeitung, Mai 1938 wurde die durchschnittlich erheblich verbesserte Qualität der diesjährigen Modelle besonders gelobt.
Wie ein Sonderprospekt vom Mai 1938 mitteilt, gab es einen ersten Preis von 250 Mark (Lempart), 4 2. Preise à 200 Mark, 10 3. Preise à 150 Mark, 40 4. Preise à 100 Mark, 50 5. Preise à 50 Mark, 36 6. Preise à 25 Mark und 10 7. Preise à 10 Mark. Dazu gab es "einen großen Teil" an Trostpreisen. Zwei 6. Preise wurden mit Stabila-Kästen errungen.
Laut Prospekt bekam jeder Preisträger ein "Diplom" - damit war die Ehrenurkunde gemeint, die jetzt wohl nicht mehr jeder Teilnehmer, sondern nur noch der Gewinner zumindest eines Trostpreises bekam. Eine Anstecknadel wird nicht mehr erwähnt. Wie viele Teilnehmer es waren, wurde auch nicht mitgeteilt.
Bilder der "Mehrspindeligen Bohrmaschine" (1. Preis), der Zugkraftmaschine (einer der 2. Preise) und der Brettersägemaschine (auch ein 2. Preis) sind verfügbar.

Der 8. Stabil-Stipendium-Preiswettbewerb 1939, angekündigt im Farbprospekt 1938, nannte wieder ein Preisvolumen von 25000 Mark. In der Deutschen Spielwaren-Zeitung, Mai 1939 wird nur noch eine halbe Seite dafür geschrieben.
Laut Sonderprospekt vom Mai 1939 gab es einen 1. Preis à 250 Mark (Grüneberg), 4 2. Preise à 200 Mark, 10 3. Preise à 150 Mark, 40 4. Preise à 100 Mark, 50 5. Preise à 50 Mark, 38 6. Preise à 25 Mark und viele Trostpreise.
Im Preisgericht fehlen in diesem Jahr die Vertreter der Spielwaren-Presse. Die Anzahl der Teilnehmer wird nicht genannt. Die Ehrenurkunde wurde im Prospekt nicht erwähnt, sie wurde jedoch auch weiterhin ausgegeben.
Bilder einer Karusselldrehbank und einer Furnierholzschälmaschine (beides 3. Preise) sind verfügbar.

Der letzte Wettbewerb überhaupt, der 9. Stabil-Stipendium-Preiswettbewerb 1940 wurde im Farbprospekt 1939 angekündigt, wieder mit einem Preisvolumen von 25000 Mark.
Der Sonderprospekt vom Mai 1940 nennt einen 1. Preis à 250 Mark (Grüneberg), 4 2. Preise à 200 Mark, 10 3. Preise à 150 Mark, 40 4. Preise à 100 Mark, 50 5. Preise à 50 Mark, 38 6. Preise à 25 Mark und viele Trostpreise.
Das Preisgericht ist stark verkleinert worden; verschiedene Herren seien unabkömmlich oder zum Heeresdienst eingezogen. Anscheinend bekam diesmal jeder Teilnehmer einen Trostpreis, obwohl sich die Anzahl der Teilnehmer gegenüber dem Vorjahr nicht verringert hatte. Die Ehrenurkunde erhielt jeder Preisträger.

Es ist recht wenig bekannt über die Ergebnisse der Stabil-Wettbewerbe ab 1932. Es gelang der Firma anscheinend nicht, die Modelle einem größeren Publikum bekannt zu machen. Die Firma Walther veröffentlichte die Ergebnisse der Wettbewerbe anscheinend nur im kleinen Kreis der Teilnehmer, ohne Bilder der Modelle.
Exemplare der Stabil- und Record-Zeitung, die diese Bilder hätten zeigen können, sind nicht gefunden worden. Alles deutet darauf hin, dass das Heft 11 von 1932 das letzte war.
Selbst die Deutsche Spielwaren-Zeitung wurde nur unzureichend mit Informationen versorgt. Die Berichterstattung war, außer in einem etwas besseren Artikel aus dem Jahr 1938, doch recht kurz und dürftig.
Dabei wären doch alle diese preisgekrönten Modelle die beste Reklame für den Stabil-Baukasten gewesen. Man hat die eingereichten Zeichnungen und Fotos bei Walther natürlich aufgehoben, sicherlich um sie in zukünftigen Vorlagenheften zu präsentieren. Leider wurden sie beim Bombenangriff vom 22.11.1943 alle vernichtet.


Ehrenurkunde von 1939
Das Bild oben zeigt die Ehrenurkunde eines Teilnehmers, der einen Geldpreis bekam.
Die Urkunde oben wurde mit Schreibmaschine ausgefüllt. Man begann damit 1939. Vorher wurden die Urkunden handschriftlich erstellt, in einer spitzen dünnen Schrift und mit Tinte.

Ehrenurkunde von 1932
Bei den Ehrenurkunden der Gewinner von Trostpreisen - ebenso wie bei den Ehrenurkunden für Teilnehmer, die gar keinen Preis erzielten - fehlte die Angabe ".. ein .. Preis von RM ...".
Das Bildmotiv auf der Urkunde basiert auf einer Zeichnung des Kunstmalers Hans Pindur aus Schöneberg. Offensichtlich wurde es für die Stipendium-Wettbewerbe neu in Auftrag gegeben. Es wurde 1928 und auch noch 1940 so verwendet. Lediglich im Jahr 1930 wurde die Anschrift der Firma Walther geändert von "Berlin SO33, Zeughofstr. 3" nach "Berlin SO36, Harzerstr. 60-63".
1925 bis 1927 gab es ein anderes Motiv (siehe oben).
Die Abmessungen der Urkunden war nicht einheitlich. 1939 waren es 237*175mm, 1940 waren es 238*169mm.
Da sich manche Urkunden in einem Bilderrahmen befinden, nehmen wir an, dass diese auch mit Rahmen von Walther ausgeliefert wurden. Die Urkunde wurde dann zuerst für einige Zeit in jenem Spielwarengeschäft ausgestellt, bei dem der Gewinner seinen Kasten gekauft hatte. So wurde der Gewinner auch zu Hause geehrt. Auch der Spielwarenhändler erhielt durch so eine Urkunde eine ganz besondere Reklame.
Urkunden an Teilnehmer, die nur einen Trostpreis bekamen, sind allerdings spätestens ab 1936 ohne den Rahmen versandt worden.
Ich danke Jürgen Kahlfeldt für das Bild der ersten Urkunde oben und Karl Pirl für das der zweiten.

Inzwischen wurden im Internet Urkunden angeboten, bei denen der Name des Gewinners anscheinend mit Filzstift eingetragen wurde. Filzstifte gab es aber damals noch nicht. Man benützte eine dünne Schreibfeder. Beachten Sie, dass eine Urkunde der damaligen Art mit heutiger Technik recht leicht nachgemacht und somit gefälscht werden kann.

Gewinnachricht aus dem Jahr 1938 Die Gewinner von Geldpreisen wurden von der Firma Walther angeschrieben und bekamen den Geldbetrag per Postanweisung zugesandt. Links sehen Sie so ein Anschreiben. Name und Anschrift des Gewinners und auch die Anschrift des Verkäufers wurden entfernt. Wenn Sie auf das Bild klicken, erhalten Sie eine Vergrößerung. (Sammlung Kahlfeldt, vielen Dank)

Die Gewinner von Geldpreisen wurden zudem namentlich in den Veröffentlichungen der Firma Walther genannt.

Wer keinen Geldpreis erringen konnte, der erhielt in viele Fällen einen Trostpreis. Diese Gewinner wurden von der Firma Walther nicht veröffentlicht. Dennoch konnte so ein Trostpreis für den Gewinner einen beachtlichen Geldwert darstellen.

Die Gestaltung der Trost- und Sachpreise ist durchaus erwähnenswert. Wenn etwa einem Jungen für sein Modell aus dem Kasten 53 nach dem Wettbewerb ein Trostpreis zugesprochen wurde, so war das normalerweise der passende Ergänzungskasten, in diesem Fall ein 53a, der ihm zum halben Preis angeboten wurde. Zusätzlich hatte der Gewinner Porto und Verpackung zu zahlen. Der 53a kostete 1940 regulär 20 Mark; der Gewinner bekam ihn zu 10 Mark plus 1 Mark für Porto und Verpackung.
Die Firma Walther konnte damit einen Trostpreis von 10 Mark vom Preisvolumen von 25000 Mark abbuchen.
Für den Gewinner war es real eine Ersparnis oder ein Preisgeld von 9 Mark.
Ein Spielwaren-Einzelhändler hätte den Kasten 53a von der Firma Walther mit 40% Rabatt bekommen; er hätte an Walther 12 Mark (60% von 20 Mark) + 1 Mark Porto zahlen müssen (siehe zu dem Rabatt eine Händlerrechnung von 1920).
Real kostete der Firma Walther dieser Sachpreis somit nur 2 Mark (vom Spielwarenhändler hätte sie 13 Mark, vom Gewinner hat sie 11 Mark bekommen).
Würde man den Rabatt für Großhändler von 50% hernehmen, wären der Firma Walther überhaupt keine Kosten entstanden. Es wäre kostenmäßig alles wie ein normaler Einkauf durch den Großhändler abgelaufen.

Für diese Angebote eines Kastens zum halben Preis gab es bei Walther vorgefertigte Vordrucke, in die nur noch die Kastennummer, deren Preis und das Porto handschriftlich einzutragen waren. Diese Sachpreise kosteten der Firma Walther fast nichts.
In einigen Fällen wurde als Trostpreis nicht der passende Ergänzungskasten angeboten. So erhielt ein Junge, der ein Modell aus dem Kasten 52 einreichte, einen weiteren Kasten 52. Er war zufrieden.
Geradezu fürstlich mag 1931 einem Jungen das Angebot eines Kastens 54a zum halben Preis vorgekommen sein. Ihm war für seine Einsendung ein Trostpreis von gerade mal 4 Mark zugestanden worden.

Nach dem Krieg gab es keine Wettbewerbe mehr. Es ist aber aus den 50er Jahren bekannt, dass Stabil-Bastler ihre Modelle der Firma Walther präsentierten und dafür mit Einzelteilen belohnt wurden.


Der Bastlersaal im Stabilhaus

Mit dem Umzug in die Harzer Straße (1.1.1930) verfügte die Firma Walther über große Flächen, wo Modelle ausgestellt werden konnten und wo größere Reklameveranstaltungen durchgeführt werden konnten.
So richtete die Firma, im ersten Stock des Stabilhauses, einen Bastler-Saal ein. Manchmal wurde der Raum auch "Stabil-Bastel-Saal" genannt.

Dort war eine ständige Ausstellung von Modellen, dort fand die Begutachtung der bei den Wettbewerben eingesandten Modellfotos statt, dort konnten Kinder kostenlos mit Stabil Modelle bauen. Sogar ganze Schulklassen konnten da ihr technisches Können erproben (siehe auch Stabil- und Record-Zeitung Nr.6).

Bastler-Saal im Stabilhaus
Die Fenster auf der linken Seite zeigten zur Harzer Straße.
Die im Bastler-Saal ausgestellten Modelle geben einen Überblick über das Stabilsystem und seine Möglichkeiten. Natürlich fand man dort auch die ganze Palette der Schaufenstermodelle. Weitere dortigen Modelle sieht man auf den Bildern des Preisrichterkollegiums, das ja auch im Bastler-Saal tagte.

Leider wurde das Stabilhaus, der Bastler-Saal und alle dortigen Modelle bei einem Bombenangriff 1943 völlig zerstört. Ein Ersatz wurde nie mehr geschaffen.

Ab 1931 wurde dort auch ein Film über den Stabilbaukasten vorgeführt. Der Film ist aber verloren gegangen.

Vergleichbares ist über den Modelroom der Firma Meccano in Liverpool bekannt.





Für die Beschaffung der Informationen zu den Wettbewerben danke ich ganz besonders Jürgen Kahlfeldt, der Tabellen aller bekannten Teilnehmer angefertigt und statistisch ausgewertet hat. Weiter hat er viele Jahrgänge der Deutschen Spielwaren-Zeitung nach Informationen zu Stabil durchsucht und hier zur Verfügung gestellt. So konnten doch noch einige Dokumente aus der Zeit nach Franz Walthers Tod aufgefunden und hier verwertet werden.

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