Miniatur
Sicherlich schon 1914, wir nehmen es an wegen einem
DRGM vom Mai 1914, wurde das
Baukastensystem Miniatur, wohl als Ablösung des alten
Walther's Ingenieur Bauspiel, mit den
Kästen 20 und 21, sowie dem Ergänzungskasten 20a herausgebracht. Reklame dafür
gab es erst im Februar 1915 [Wegw1915].
Das System hat einen Lochabstand von 10mm. Die Flacheisen sind 9,4 bis 9,6 mm
breit und 0,65 mm dick. Sie sind zunächst nicht vernickelt, sondern haben eine
unbehandelte Metalloberfläche. Erst ab etwa 1921 wurden einige Teile, ab etwa
1925 die meisten Teile vernickelt.
Der Lochdurchmesser ist etwa 3.2mm. Das Gewinde ist British Standard Whitworth
1/8 Zoll (BSW 1/8") mit 40 Gängen pro Zoll, Außendurchmesser 3.175 mm
(Messungen Kahlfeldt).
Einige zukünftige Stabil-Teile sind in anderer Form schon enthalten. Die
Trapezplatte ist ein Vorläufer für das entsprechende zukünftige Stabil-Teil
von 1921.
Bei den durchbrochenen Platten sind im ausgestanzten Mittelteil einige
Löcher abgewinkelt.
Die ersten Kästen hatten auf dem Deckel eine
rote Aufschrift Stabil Miniatur. Es war wohl an Stabil im
Kleinformat gedacht; daher auch der Name. Auf dem Vorlagenheft wird das
System angepriesen als das neue Konstruktionsspiel STABIL MINIATUR.
Das Deckelbild
(Foto Jürgen Kahlfeldt) ist verfügbar.
Eine spätere Charge von Miniatur, die vielleicht schon Mitte 1915
herauskam, hatte bereits das auf dem Foto unten gezeigte Deckelbild.
Das Vorlagenheft aus dieser Zeit nennt das System jetzt
Walther's neues Metallbauspiel "MINIATUR".
Es wurden noch einige Modelle hinzugefügt. Danach erfolgte an dem System
keine technischen Weiterentwicklungen mehr.
Offenbar waren die Werbekampagnen [Wegw1915]
der Jahre 1915 und 1916 nicht so erfolgreich wie erhofft.
Ab etwa 1918 wurde der Titel des Vorlagenheftes minimal geändert. Das System
wird jetzt als Walther's neues Metall-Bauspiel "MINIATUR" bezeichnet.
Das folgende Bild zeigt den Kasten 21 von etwa 1918 aus dem Nachlass eines
verstorbenen Sammlers.
Der Kasten wurde von dem Sammler restauriert, indem dieser die Teile wieder auf
die Kartons nähte - leider gänzlich anders, als in
Prospekten gezeigt.
M.K. hat den Kasten fotografiert.
Es ist noch ein Bild eines nicht
restaurierten Kastens 21 verfügbar.
Von etwa 1917 ist noch ein
anderes Deckelbild bekannt.
Anfang der 20er Jahre verwendete man ein buntes Deckelbild
(Bild Kahlfeldt). Das Vorlagenheft bekam jedoch kein farbiges Deckblatt.
Später in den 20ern war das Deckelbild wieder schlicht schwarz-weiß.
Das linke Bild ist von etwa 1921, das zweite von etwa 1923, das dritte
von etwa 1925.
In Prospekten von 1921
bis 1926 wurde Miniatur ganz offiziell als
"eine verkleinerte Ausgabe des Stabil-Baukastens" angeboten.
Im Bild links sehen wir, wie der Kasten 21 in den Prospekten der 20er Jahre
abgebildet wurde. Die Einordnung der Teile im Karton ist völlig anders, als
auf dem Foto oben gezeigt.
Eine Abbildung der Teile findet man beim
Inhaltsverzeichnis des Vorlagenheftes.
Die folgende Tabelle ist ebenfalls einem Prospekt aus den 20er Jahren
entnommen.
Kasten | Modelle | Maße | Gewicht |
20 | 40 | 260*175*20mm | 380g |
21 | 67 | 280*205*20mm | 520g |
Das Vorlagenheft von Miniatur gab es mit unterschiedlichem Papier
für das Deckblatt. Als Papierfarbe sind dunkelgrün, braun und grau bekannt.
Das Vorlagenheft mit dem Datum 1915 und der Anschrift "Grünauerstr. 8"
wurde noch in den 20er Jahren den Kästen beigegeben.
Das Vorlagenheft beginnt mit einer Einleitung
"Walther's neues Metall-Bauspiel Miniatur", die den Einleitungen der damaligen
Stabil-Vorlagenhefte ähnlich ist. Die Seiten 2 bis 15 zeigen die Modelle.
Eines davon, aus dem Kasten 21, sehen Sie links. Auf Seite 16 finden wir die
Abbildung der Teile und das
Inhaltsverzeichnis der Kästen mit Preisangaben.
Die Deckblatt-Innenseiten sind alle leer.
Modelle | 1914 | 1915-1917 | ab 1918 |
für Kasten 20 | 1-26 | 1-35 | 1-40 |
für Kasten 21 | 1-42 | 1-54 | 1-67 |
Das Vorlagenheft wurden im Laufe der 10er Jahre um einige Modelle erweitert,
wie die Tabelle rechts zeigt. Die Seitenanzahl wurde aber nicht geändert.
In den 30er Jahren wurde das Miniatur-Vorlagenheft leicht
überarbeitet.
Es enthält jetzt auf Seite 1 eine Einführung, die an zeitgenössische
Stabil-Vorlagenhefte erinnert und einen ganz anderen Text enthält, als die
früheren Miniatur-Vorlagenhefte.
Auf Seite 2 ist die Abbildung der Einzelteile und das Inhaltsverzeichnis
der Kästen zu finden. Die Teile sind jetzt auf dem Bild ähnlich wie in
den Stabil-Vorlagenheften angeordnet.
Im Kasten 21 sind 2 7-Loch-Flacheisen weniger enthalten.
Preisangaben fehlen.
Auf den Seiten 3 bis 16 sind die Modelle abgebildet, die alle gleich sind mit
denen von 1918.
Es wurde auch ein Vorlagenheft in französischer Sprache gefunden mit dem
Titel En Miniature (siehe Deckblatt).
Es zeigt die Anzahl von Modellen, wie sie in den deutschen Heften von 1918 zu
finden ist. Damit ist dieses Heft erst deutlich später als 1914 entstanden.
Wurden solche Kästen etwa im Rahmen von Reparationszahlungen exportiert ?
Ein Vorlagenheft von 1918 ist verfügbar.
|
1915 | 1916 | 1916 | ?1917 | ?1918 |
Sept. 1920 | ?1921 | Frühj. 1924 | Frühj. 1925 |
1926 | 1930 | 1931 | 1934- 1938 |
20 |
2.25 | 2.50 | 2.75 | 5.75 | 7.00 |
30.00 | 40.00 | 2.65 | 3.35 |
3.00 | 3.30 | 3.00 | 2.70 |
21 |
3.50 | 3.85 | 4.00 | 8.00 | 9.50 |
45.00 | 60.00 | 4.10 | 5.00 |
5.00 | 5.50 | 5.00 | 4.50 |
20a |
| 1.65 | 1.65 | 2.75 | 3.25 |
16.00 | 22.00 | | 2.00 |
| 2.25 | 2.00 | 1.80 |
Die Tabelle rechts zeigt die gefundenen Preisangaben der Miniatur
Kästen. Die Preise können helfen einen gefundenen Kasten zu datieren.
Aufgrund des Deckblattes des Vorlagenheftes lässt sich der zugehörige Kasten
nicht datieren. Denn die Hefte mit der Angabe "Copyright 1915" wurden auch
noch 1921 den Kästen beigegeben. Jedoch wurden Preisangaben im Vorlagenheft
aktualisiert. Beim Inhaltsverzeichnis auf der letzten Seite wurde ein
Zettel eingeklebt mit den gerade gültigen Preisen.
Diese Preisangaben sind damit die genauesten Hinweise für die Datierung
eines Kastens. Die Jahresangaben in der Tabelle sind teilweise
mit einem Fragezeichen gekennzeichnet, weil bei diesen aufgefundenen
Preisangaben das Datum nicht genau genug ermittelt werden könnte.
Aufgrund der inflationären Preisentwicklung in dieser Zeit und der Menge der
unterschiedlichen Angaben stimmen die Angaben aber mit einer Toleranz von
+/- 1 Jahr.
Vorlagenhefte und Prospekte der Jahre 1922-1923 enthalten wegen der dann
galoppierenden Inflation keine Preisangaben mehr.
Um 1920 kostete der Kasten 21 etwa soviel wie ein Stabil 49. In den 30ern
kostete der Kasten 21 etwa 10% mehr als ein Stabil 49. Siehe
Preise von Stabil-Kästen.
Für die Informationen zu diesem Kapitel danke ich den Herren Jürgen Kahlfeldt
und M.K. Ohne ihre Hilfe hätte ich das System Miniatur nur kurz erwähnt.
Nach dem zweiten Weltkrieg, vielleicht sogar schon
1938 wurde Miniatur nicht mehr
produziert.
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