Stabilbaukästen von 1927 bis 1929 : Ein neuer Erfolg


Was geschah zwischen 1927 und 1929 mit Stabil ?

Die Zeit von 1924 bis 1929 war in Deutschland durch einen wirtschaftlichen Aufschwung geprägt. Man spricht von den "Goldenen 20er Jahren". Nach dem "Schwarzen Donnerstag" aber, dem 24.10.1929, begann in den USA eine Wirtschaftskrise, die in den kommenden Jahren nach Deutschland kam und hier die Arbeitslosenzahlen in die Höhe schnellen ließ.
Einige Hintergrundinformationen über die wirtschaftliche Situation der 20er- und 30er-Jahre zeigen, warum gerade aus den Jahren 1926 bis 1929 so viele Baukästen übrig geblieben sind.
Die Produktion der Stabil-Baukästen hatte sich von 1925-1928 versechsfacht.

Am 30. Oktober 1926 beantragte die Fa. Walther ein Patent für die so bedeutenden Stabil-Patentzahnräder. Erteilt wurde das Patent erst im Oktober 1927.
Zu den neuen Zahnrädern gab es eine Zahnstange für Patentzahnräder 20a, die aber anders aussah, als im Patent angegeben.

Dieses Patent war überfällig. Denn die Fa. Märklin hatte bereits 1924 "Zahnkränze" ihren Baukästen beigegeben. Diese gezahnten Blechringe werden auf die runden Platten oder auf Schnurräder aufgeschoben. Die Fa. Walther hatte bis 1926 kein Teil, das ähnliche Möglichkeiten bot, wie die Märklin-Zahnkränze.
Das englische System Meccano hat übrigens bis heute nichts Ähnliches wie die Märklin-Zahnkränze. Dafür war damals schon bei Meccano das Sortiment an Messingzahnrädern deutlich größer, als bei allen anderen Baukastenherstellern.
Zwar hatte bereits 1925 die Fa. Walther ein Patent für Zahnräder mit beliebiger Zähnezahl angemeldet und Zahnräder nach diesem Patent für die Erfinderbaukästen zur Verfügung gestellt. Diese Zahnräder waren aber teuer und damit nicht geeignet, den preisgünstigen Märklin-Zahnkränzen Paroli zu bieten.
Deshalb mussten neue kostengünstige Zahnräder entwickelt werden, die man auch den kleinen Baukästen beilegen konnte.
Mit den Patentzahnrädern ist dies der Fa. Walther endlich gelungen.

Die neuen Stabil-Patentzahnräder haben einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Märklin-Zahnkränzen. Denn die Patentzahnräder stehen alle in einem einheitlichen Zähneverhältnis zueinander, was bei den Märklin-Zahnkränzen nicht der Fall ist. Das kleinste Patentzahnrad hat 14, das nächste 28, dann folgen Räder mit 42 und 56 Zähnen. Man erhält so Übersetzungsverhältnisse 1:2, 1:3, 1:4.
Ein zusätzlicher Vorteile ergibt sich daraus, dass man kein anderes Teil benötigt (z.B. ein Rad), um ein Zahnrad herstellen zu können.
Weiterhin haben die Zahnräder, außer dem kleinsten, ein größeres zentrales Loch, wodurch sie auch auf den Gerollten Wellen der Erfinderbaukästen befestigt werden können.
Von den neuen Zahnrädern waren bereits zwei im damals kleinsten Kasten 49 enthalten. Wir erkennen daran die Bedeutung dieser Zahnräder für das gesamte Stabil-System.

Eine weitere wesentliche Neuerung war die Übernahme der Glatten Wellen aus den Erfinderbaukästen in die normalen Stabilbaukästen ab Größe 53.
Dazu mussten neue Teile geschaffen werden. Der Mitnehmer 7b und der Stellring mit Feststellschraube 7a sind Beispiele dafür.
Weiterhin waren Änderungen an Bauteilen erforderlich, die es erlaubten, diese an den glatten Wellen zu befestigen.
Die kleineren Teile, nämlich das kleine Zahnrad 25, das kleine Kegelrad 24b und die Schnecke 32a bekamen eine Nabe mit Stellschraube. Dies geschah schrittweise von 1927 bis 1928.

Stabil-Rosette Im Jahr 1927 taucht erstmals ein Stabil-Logo auf (siehe Bild links). In einer Rosette sehen wir eine Person unter dem bekannten Werftkran. Dieses Logo wird bis 1929 auf Prospekten verwendet. In den 30er-Jahren wurde es anscheinend nicht mehr verwendet. Erst Anfang der 50er Jahre finden wir es wieder auf den Deckelbildern von Stabil-Motoren.

Anfang 1927 wurde die Produktion des Elektromotors mit Vorschaltlampe und internem Vorschaltgetriebe eingestellt, weil Motore mit Vorschaltlampe aus Sicherheitsgründen verboten worden waren. Erst 1930 wurde ein neuer Schwachstrommotor angeboten.

Ab 1928 konnte man bei den Modellbau-Wettbewerben richtig hohe Geldpreise gewinnen. Die Preisgelder waren gewaltig erhöht worden. Ein erster Preis war bei den vormaligen Wettbewerben etwa 15 Mark, jetzt waren es 500 Mark. Bei Walther sprach man von nun an von Stabil-Stipendium-Wettbewerben. Denn die Preisgelder waren als ein Zuschuss zur schulischen Ausbildung des Gewinners gedacht. Knapp 80% der Gewinner verwendeten ihr Preisgeld auch für diese Zwecke.
Im Mai 1928 erschien die Nr. 1 der Stabil- und Record-Zeitung, ein Heftchen von 8 Seiten im Format von etwa DIN A5. Im Wesentlichen wurden darin die Preisträger des Stabil-Stipendium-Wettbewerbs 1928 genannt, und die Gewinner der ersten und zweiten Preise mit deren Modell auf Fotos gezeigt. Zwei Kurzartikel über die Erfindung des Telefons und über den Bau einer Bastelkiste runden das Heft ab.
Spätere Hefte der Stabil- und Record-Zeitung umfassten 12 Seiten, auch im Format von etwa DIN A5. Jetzt war als Einzelpreis 20 Pf. angegeben. Im Oktober 1929 erschien Heft Nr. 5. Darin war ein Artikel "Erziehung zum Ingenieur", diverse Modellbeschreibungen und ein Kurzartikel "Warum wir keine bunten Baukästen anfertigen !"

Als zunächst Meccano (ab Mitte 1926) und ab 1929 auch Märklin damit begannen, bunte Teile herzustellen, schloss sich Walther diesem Trend nicht an. Die Fa. Walther blieb ganz bewusst bei der Vernickelung und begründete es mit dem Zitat :
" ... es keine absolut sichere Methode gibt, um die bunte Färbung auf den Metallteilen für längere Zeit zu befestigen."

Der bei anderen Firmen einsetzende Trend zur Farbe ging an Walther jedoch nicht völlig vorbei. Denn ab etwa 1927 wurden alle kleinen Räder (bis 38mm Durchmesser) aus Messingblech hergestellt.


Prospekte von 1927 bis 1929

Die folgenden Bilder stammen aus einem Prospekt von 1929. Wir finden Bilder der Kästen 49 bis 51, die zeigen, wie die neuen Patentzahnräder einsortiert waren. Diese Kästen dürften 1927 und 1928 auch so ausgesehen haben.
Die Bilder im Prospekt für die Kästen 52 bis 54 sind dagegen aus den Prospekten von 1921 unverändert übernommen. Ich habe diese Bilder folglich hier weggelassen. Im Prospekt von 1931 sind diese neuen Kästen dann erst zu sehen.

Kasten 49 von 1929 Kasten 50 von 1929
Kasten 51 von 1929
No.ModelleGewichtMaße in mm Preis
49128745320*175*30 4.80
501841410380*185*30 9.50
512332395400*270*35 18.00
522663800360*270*55 28.00
52H2664430360*270*55 32.00
532925300420*270*65 42.00
53H2926000  50.00
54H3098300545*275*75 90.00
55H32415500547*275*110 155.00

No.GewichtPreis
49a8405.50
50a10509.00
51a138511.00
52a159515.00
53a266525.00
53aH490554.00
54a570072.00
54aH8750100.00
Die beiden Tabellen nennen Daten zu den Kästen aus dem Prospekt von 1929.

Ein H nach der Kastennummer kennzeichnet, dass der Kasten in einem Holzkästchen angeboten wurde, nicht - wie üblich - in einem Karton.

Ausführliche Preisangaben zu den Kästen sind verfügbar.

Die Prospekte der Jahre 1927 und 1928 geben nur noch wenig Informationen zu den Kästen. Die Firma Walther konzentrierte sich damals auf ihre neuen Stipendium-Wettbewerbe, die anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Firma Walther stattfinden sollten. Um möglichst viele Teilnehmer dafür zu finden, wurden insbesondere 1927 viele Prospekte gedruckt. Informationen zu den Kästen sind darin marginal.

Ein Prospekt von 1928 zeigt erstmals das 25 Jahre Jubiläum an. Damit wäre der Anfang der Firma Walther dem Jahr 1903 zuzuordnen, was plausibel ist. Das 50 Jahre Jubiläum mit der Angabe 1906-1956 aus der Jahre 1955-1965 ist ein Widerspruch zu den Angaben von 1928. Stabil erschien zudem erst 1911.

Aus dem Jahr 1929 ist noch ein Händlerprospekt bekannt, der eine Reihe von Schaufenstermodellen zeigt.


Kästen aus der Zeit von 1927 bis 1929

Kasten 51 von 1929 Links sehen Sie einen Kasten 51 aus dem Jahre 1929.
Die Kastenkartons waren schwarz und innen mit dunkelblauem Papier beklebt. Ab 1927 hatten die Kästen eine 5-ziffrige Nummer eingestempelt, deren letzte beiden Ziffern das Jahr der Herstellung angeben. Die ersten 3 Ziffern der Nummer geben den Tag im Jahr an. Man findet den Stempel auf dem blauen Papier irgendwo im Unterkasten.

Ich habe den Kasten nach Prospekt einsortiert. Diese Einsortierung ist für die Präsentation des Inhalts gut. Für die Aufbewahrung der Teile ist eine beliebige andere Sortierung oft zweckmäßiger.
Der Deckel des Kastens ist nicht mehr mustergültig. Jedoch sind die enthaltenen Teile kaum bespielt, so dass wir einen sehr gut erhaltenen Inhalt vorfinden.
Die Teile sind nicht mit Befestigungsklammern gesichert, wie wir das aus den 50er Jahren kennen. Vielmehr ragt aus dem eingelegten Karton eine Schraube heraus, auf der dann die Räder aufgesteckt sind.

Ein größeres und aufgearbeitetes Bild dieses Kastens ist auch verfügbar.

Dänischer Kasten 53 in Holzverpackung von 1927 Das Bild links zeigt einen Kasten 53 von Ende 1926 oder Anfang 1927 in Holzverpackung. Holzkästen mit Klappdeckel haben nie ein Deckelbild aufgeklebt.
In den beiden unteren Fächern des Einsatzes waren die Teile auf schwarzem Karton aufgenäht, der noch unten in den Fächern liegt. Ich habe die Teile so einsortiert, wie es der Prospekt vorgibt und wie die Teile auf den schwarzen Kartons wahrscheinlich aufgenäht waren.
Dem Kasten liegen ein dänisches Heft 49-52 von 1926 und ein deutsches Heft 53-55 von 1925 bei.
Das Teilesortiment entspricht den Angaben im deutschen Heft von 1927.

Die Winkel unten im Bild konnte ich im Kasten nicht unterbringen. Wahrscheinlich gab es noch eine Schachtel für diese Teile, die dann unter einer abgewinkelten Platte untergebracht war.


Im Folgenden sehen Sie einen Kasten 53a von 1928. Rechts oben im Karton sehen Sie eine besondere rechteckige blaue Schachtel von 75*47*18mm. Diese war in den Kästen 53a der End-20er Jahre und frühen 30er Jahre enthalten. Es befanden sich Kleinteile darin. Später in den 30er Jahren wurde die blaue rechteckige Schachtel durch eine runde Schachtel ersetzt.

53a von 1928 53a von 1928


Die beiden folgenden Fotos zeigen einen Kasten 54a von 1929. Im Fach links unten befinden sich übereinander liegend zwei quaderförmige Schachteln von 118*58*15mm mit schwarzen Deckeln. Es sind darin Schrauben und Muttern enthalten. Solche Schachteln wurden öfters in den Kästen der 20er Jahre gefunden.
Das Kugellager 46 besteht vollständig aus Messing, wobei der Unterring und der Oberring vernickelt sind. Der Kugelhalter ist ein geformtes Messingblech, das wirklich nur im Kugellager verwendbar ist. Diese Charge des Kugellagers wurde bis in die 40er Jahre ausgeliefert.

54a von 1929 54a von 1929


Der folgende Kasten 55 ist liebevoll restauriert. Er ist nachträglich um die Autoreifen und einige andere Teile ergänzt worden, die gar nicht zu diesem Kasten gehören. Die Maße des äußeren Holzkastens stimmen mit den Angaben im Prospekt von 1925 überein. Die Einsortierung der Teile entspricht nicht den Prospektangaben. Zudem wurden einige Teile mit Musterklammern auf den Pappen befestigt. In den 20er und 30er Jahren wurden die Teile aber entweder auf Pappen aufgenäht, auf Schrauben aufgesteckt oder mit Schrauben gebündelt.

Das Bild zeigt die Holzkasten (im Bild rechts) und zwei Einsätze. Zuerst muss der untere Einsatz, der links im Bild gezeigt ist, in den Holzkasten gegeben werden. Darüber folgt der obere Einsatz (im Bild in der Mitte). Das Fach im unteren Einsatz mit dem Teil "Kasten für Gewichtsmotor" hat keinen Boden. Das Teil ragt unten aus dem Einsatz noch etwas heraus, hinein in den unteren Holzkasten.
Foto M.K.

55 von etwa 1929



Vorlagenhefte zwischen 1927 und 1929

Das Vorlagenheft 49-52 von 1927 ist ein neuer Meilenstein des Stabil-Systems. Die Modelle dieses Heftes wurden nahezu unverändert bis 1955 in den Vorlagenheften abgebildet. Detailliertere Informationen zum Inhalt sind verfügbar.
Wenn man ein Heft von 1925 und eines von 1927 nebeneinander legt, so fällt sofort die völlig andere Sortierung der Modelle in Heft von 1927 auf. Viele neue Modelle wurden hinzugefügt, insbesondere bei den Kästen 51 und 52. Viele bewährte Modelle wurden neu gezeichnet oder aus einer anderen Perspektive dargestellt. Weiterhin wurden etliche Modelle herausgenommen, die noch aus den 10er Jahren stammten, oder die der Bestückung der neuen Stabilbaukästen nicht mehr gerecht wurden.
Die Patentzahnräder waren eine zusätzliche bedeutende Neuerung der Stabil-Baukästen. Und das sollte auch in den Vorlagenheften zum Ausdruck gebracht werden. Deshalb wurden viele bewährte Modelle jetzt mit einem zusätzlichen Zahnradgetriebe ausgestattet.

Erst 1929 wurden die Modelle für den Kasten 53 im Vorlagenheft 53-55 auf einen neuen Stand gebracht. Diese Modelle wurden nie mehr geändert, weder in der Anordnung, Beschreibung noch Abbildung. Es gab auch nie mehr irgendwelche Fehlerkorrekturen. Die Modelle für die Kästen 54 und 55 blieben vorerst die alten; erst 1930 wurden für diese Kästen auch neue Modelle zusammengestellt.

Wie bei Stabil generell üblich, gab es ein Vorlagenheft 49-52 und ein Vorlagenheft 53-55, das zu den Kästen ab 52a gehörte. Für den Kasten 49 gab es, zumindest ab 1928, ein eigenes Vorlagenheft, das als Teilmenge des Heftes 49-52 nur die einleitenden Seiten und die Modelle des Kastens 49 zeigte. Ein Heft 49 oder 49-50 aus den Jahren 1924-1927 wurde bisher nicht gefunden.

Deckelbild 53a von 1927 Klicken Sie auf eines der Bilder links, wenn Sie eine Vergrößerung wünschen.

Das Bild links zeigt das Deckelbild eines Kastens 53a von 1927. Das Motiv wurde Mitte 1927 eingeführt. Anfang 1927 wurde noch das Bild von 1925 verwendet.
Die Vorlagenhefte von 1927, 1928 und teilweise bis 1930 nützen dieses Bild ebenfalls, jedoch ist ein etwa 1cm breiter weißer Rand um das Bild gelegt.

Die aufgefundenen Hefte 49-52 mit diesem Deckblatt haben auf der Rückseite keine Datumsangabe. In der Einführung auf Seite 1 ist von der 27. Auflage die Rede. Die Abbildungen der Teile in den Heften zeigen immer die Patentzahnräder, und sie zeigen immer die kleinen Zahnräder 25 ohne Nabe.
Alle nennen als Firmenadresse "Berlin, S.O.33". Sie erschienen frühestens im September 1927.

Es wurden auch Hefte 53-55 mit dem gezeigten Bild gefunden. Bei einem dieser Hefte ist die Rückseite leer, es fehlt die Datierung. Es ist jedoch den Jahren 1929-1930 zuzuordnen, denn es sind schon Modelle aus dem Modellbau-Wettbewerb von 1929, der ja im Frühjahr 1929 stattfand, enthalten. Auf der hinteren Deckblatt-Innenseite findet man den Hinweis, dass ab Herbst 1930 eine neue Auflage mit weiteren neuen Modellen erscheine.
Alle Modelle für den Kasten 53 sind in diesem Heft neu - es sind die gleichen Modelle, die bis zum Ende im Vorlagenheft 53-55 gezeigt werden. Die Modelle für die Kästen 54 und 55 sind dagegen immer noch die gleichen wie im Heft 53-55 von 1921.
Es wurde das gleiche Heft 53-55 mit gleichem vorderen Deckblatt und mit gleichem Inhalt gefunden, bei dem aber auf der Rückseite eine Datumsangabe 1928 zu finden ist. Diese ist offensichtlich falsch - anscheinend wurden überzählige Deckblätter aufgebraucht.

Es gibt auch Vorlagenhefte nur für den Kasten 49 mit diesem Deckblatt. Diese Hefte haben auf der Rückseite eine Datierung 26. Auflage 1928. In der Einführung auf Seite 1 ist dagegen von der 27. Auflage die Rede. Diese Hefte sind eine gekürzte Version des Heftes 49-52 bei dem die Modelle für die Kästen 50-52 fehlen. Bei den Gewinnern des 1. Preises beim Modellbau-Wettbewerb wird Gunnar Christensson genannt.

Ob ein Heft von 1927 oder von 1928 ist, erkennt man an der Angabe SO33 (oft auch "S.O. 33" geschrieben) bzw. SO36 in der unteren Zeile des Deckblattes. Etwa Ende 1927 oder Anfang 1928 erfolgte die Änderung dieser Angabe auf den Vorlagenheften.
Ein weiteres Indiz sind die Gewinner der 1. Preise beim Modellbau-Wettbewerb. Im Mai 1927 wurde u.A. Gunnar Christensson ausgezeichnet. Er wurde darauf etwa ein Jahr lang in den Vorlagenheften genannt. Im Mai 1928 war dann Wilhelm Flemming der 1. Preisträger.
Inhaltlich sind die Hefte von 1927 und 1928 jedoch gleich. Auf den Deckelbildern der Kästen wurde immer SO33 benützt.
(Was SO36 bedeutet, erfährt man in Wikipedia. Offensichtlich wurde SO33 damals aufgegeben und SO36 zugeschlagen, wie ich aus einer Quelle über Berliner Postämter meine ableiten zu können.)

Vorlagenheft 49-52 von 1929 Das Bild links mit dem Rautenrahmen befand sich nur auf Vorlagenheften.
Die Hefte 49-52 mit diesem Deckblatt werden als 27. Auflage bezeichnet, also die gleiche wie bei den Heften von 1927. Innen gleicht das neue Heft fast vollständig dem Heft von 1927. Es wurde lediglich die Angabe der Gewinner des vorjährigen Modellbau-Wettbewerbs aktualisiert - jetzt werden die Gewinner von 1928 gebracht (darunter auch Konrad Zuse, der spätere Erfinder des Computers, mit einem 3. Preis). Als Gewinner des 1. Preises wird Wilhelm Flemming ausgezeichnet.
Die hintere Deckblatt-Innenseite zeigt eine Liste von Verbesserungen für die im Heft enthaltenen Modelle.
Dieses Heft lag auch noch vielen Kästen des Jahres 1930 bei, die bereits das neue Deckelbild des Jahres 1930 auf dem Verpackungskarton zeigten.

Bekannt sind weiterhin Hefte 53-55 von 1929, 28. Auflage, mit diesem Deckblatt. Inhaltlich sind die Hefte völlig gleich mit den Heften 53-55, die beim vorherigen Deckblatt beschrieben wurden. Es wurde offensichtlich nur das Deckblatt ausgetauscht.

Das Deckblatt mit dem Rautenrahmen wurde sogar noch auf Vorlagenheften 49 von 1932 gefunden.


Vorlagenheft 49-52 von 1929 Das Bild links wurde nur auf Vorlagenheften 49, 29. Auflage gefunden. Es ist nur aus dem Jahr 1929 bekannt.
Der Inhalt ist ein Ausschnitt des oben beschriebenen Vorlagenheftes 49-52 von 1927. Es wurden jedoch die Abbildung der Teile aktualisiert (Zahnrad 25 und Schnecke 32a haben eine Nabe). Außerdem wurde die Liste der Gewinner des Modellbau-Wettbewerbs vom Frühjahr 1929 eingearbeitet. Als ein Gewinner des 1. Preises wird Georg Ahrens genannt, und wieder ist Konrad Zuse (letztmals) mit einem 4. Preis dabei.

Für die Ergänzungskästen 49a gab es, wie auch schon in früheren Jahren, ab 1928 ein überarbeitetes einfacheres Deckelbild, das bis 1930 benützt wurde. Danach gab es kein spezielles Deckelbild für den Kasten 49a mehr. Es wurde dann das für alle Kästen übliche Deckelbild auch auf diesen damals kleinsten Ergänzungskasten geklebt.


Mit der Einführung der Patentzahnräder musste auch eine Überarbeitung der ausländischen Vorlagenhefte erfolgen. Man nahm also das deutsche Vorlagenheft 49-52 mit seinen 266 Modellen her. Man strich diese auf insgesamt 217 Modelle zusammen. Warum man das machte, ist unbekannt.
Jürgen Kahlfeldt vermutet, mit dem geringeren Umfang habe man die Hefte noch mittels Klammern heften können; man habe sie noch nicht buchbinde-technisch binden und kleben müssen, was Kosten sparte.
Auffällig an allen bisher gefundenen ausländischen Heften aus dieser Zeit ist das Deckblatt. Denn diese zeigt immer noch die Kinder mit dem Sägemodell. Bei den deutschen Vorlagenheften hat man diese Motiv spätestens 1925 aufgegeben. Die ausländischen Hefte aus der Zeit von 1927-1929 haben alle die 29. Auflage und stammen zudem alle aus dem Jahr 1929.

Stabil wurde 1928 auch in der Schweiz (Bern) verkauft. Dort wird man aber sicherlich die Vorlagenhefte für Deutschland beigelegt haben.

Deckblatt Illum 1929 Links sehen Sie das Deckblatt für die Vorlagenhefte der dänischen Kaufhauskette Illum für deren Kästen "Den lille Ingeniør" 49-52. (Bild Jürgen Kahlfeldt)
Innen im Heft werden allerdings die Namen "Walther" als der Hersteller und "Stabil" als der Name des Baukastens genannt.
Deckblatt dänisches Heft ab 1929 Ein weiteres dänisches Vorlagenheft WALTHER's Metalbyggekasser "Stabil" ... Mønsterhefte til Kasserne Nr. 49-52 unterscheidet sich von dem gerade beschriebenen Illum-Heft nur durch den anderen Aufdruck auf dem Deckblatt. Ansonsten sind beide Hefte gleich. (Bild Jürgen Kahlfeldt)
Deckblatt niederländisches Heft ab 1929 Das Bild links zeigt das Deckblatt des niederländischen Vorlagenheftes WALTHER's Metaalbouwdoozen "Stabil" ... Handleiding voor de bouwdoozen : Nr. 49-52. (Bild Jürgen Kahlfeldt)
Die Seitenaufteilung und die Auswahl der Modelle ist die gleiche wie bei den dänischen Heften.
Dieses niederländische Heft ist bemerkenswerterweise bisweilen in den Chaos-Kästen der 70er Jahre zu finden. Es dürfte also Vorräte davon bei Walther gegeben haben, die den zweiten Weltkrieg überdauerten.

Ein ausländisches Vorlagenheft für die Kästen 53-55 wurde aus der Zeit von 1927-1929 noch nicht gefunden. Diesen großen Kästen lag ein deutsches Vorlagenheft 53-55 bei.

Hinweise zu den ausländischen Vorlagenheften vom Anfang der 20er Jahre finden Sie im Teil Stabil 1921-1926.


Ausgewählte Modelle 1927 bis 1929

Die beiden folgenden Modelle zeigen bereits die Möglichkeiten des kleinen Kastens 49. Die Blechschere (linkes Bild) besitzt ein Messer (2 5-Loch-Flacheisen getrennt durch 2 Laschen 2e), das sich auf und ab bewegt. Die mit konzentrischen Kreisen gekennzeichneten Stellen sind lose Verbindungen.
Beim Kran greifen die Schrauben zur Befestigung des Auslegers mit der Auslegerplatte 1d durch die Löcher des Zahnrades 25d. Das Zahnrad 25d selbst ist nirgends verschraubt. Die Ständerdeckplatte (Lochscheibe 35a) kann man besser mit 4 Schrauben an den Winkeln der Ständerfüße a befestigen. Leider waren im Kasten von 1927 zu wenig Schrauben und Muttern.
Ein weiteres recht lustiges Modell des Jahres 1927 für den Kasten 49 ist der Hampelmann, der allerdings hier nur als realisiertes Modell verfügbar ist.
Blechschere aus Kasten 49 Kran aus Kasten 49
Ramme aus Kasten 50
Links sehen Sie die Ramme aus dem Kasten 50. Der Rammbär wird am Gabelband 41 angehoben durch Schlaufen k, die zwischen den beiden Schnüren verknotet sind. Am oberen Ende der Gleitschienen d rutscht die Schlaufe k vom Gabelband 41 ab. Darauf saust der Rammbär wegen seines Eigengewichtes nach unten. Das kleine Bild rechts (Abb. 249b) zeigt einen Schnitt durch den Rammbär. i kennzeichnet 5-Loch-Flacheisen.



Das folgende Bild unten zeigt eine Eisenhobelmaschine aus dem Kasten 51. Auf den Gleitschlitten 1c+1d wird das Arbeitsstück aufgespannt. In das Futter 17a kommt der Hobelstahl, unter welchen sich der Gleitschlitten hin- und herbewegt. Mit der Supportspindel 4a stellt man den Hobelstahl hoch oder tief. Die seitliche Verschiebung des Supports geschieht automatisch durch die Schnurübertragung von Rad 5a auf Kurbelwelle 4+4g+4 nach Rad 5 auf Supportspindel 4b. Letztere wird in der Skizze rechts unten im Detail dargestellt.

Eisenhobelmaschine aus Kasten 51

Das folgende Bild zeigt eine Eisenkaltsäge aus Kasten 51. Der Bau der Säge ist anhand der Skizzen links leicht möglich. m kennzeichnet 2-Loch-Flacheisen.
Oben in der Mitte wird der Einbau der Kurbelwelle gezeigt. Rechts davon sehen wir den Mechanismus zum Einstellen der Neigung der Säge. Durch Drehen am Stellrad 5a bewegt sich das an 2e befestigte Hebelband in die Höhe. Dieses Hebelband f ist in seinem mittleren Loch auf der Kippwelle 4b beweglich gelagert und am anderen Ende mit dem zweiten (senkrechten) Hebelband f lose verbunden, und dessen Ende ist wiederum mit dem vorletzten Loch der Kipprahmenschiene h verbunden. Infolge der Hebelübertragung lässt sich mit Hilfe des Stellrades 5a die Neigung der Säge nach Bedarf einstellen und während des Sägens tiefer stellen.
Eisenkaltsäge aus Kasten 51
Windrad aus Kasten 52
Dieses Windrad aus dem Kasten 52 hätte in ähnlicher Art aus einem Kasten 54 von vor 1921 stammen können.

Die Abb. 405a zeigt einen Schnitt durch den schwenkbaren Oberteil des Gerüstes. Sie zeigt die Lagerung der großen Radwelle 4b sowie die Übertragung ihrer Drehung mittels der beiden Kegelräder 24 auf die stehende Welle 28+4a+4i.

Abb. 405b zeigt einen Schnitt durch den Mahlgang und die gekröpfte Welle 4+44+4, mit Hilfe derer das Pumpwerk am Boden betätigt wird.

Abb. 405c zeigt diese Pumpwerk im Schnitt.

Lothar Jurk hat das Modell gebaut und verbessert.


Das folgende Bild unten zeigt einen fahrbaren Torkran aus Kasten 52. Am Bild ist der deutliche Mangel an Schrauben im damaligen Kasten 52 unübersehbar.

Die Skizze direkt über dem Ausleger zeigt die Zahnradwelle 4b im Windenhäuschen. Sie dient aber nur zum Hin- und Herfahren der Laufkatze.

Links neben dem Kran sehen Sie einen Grundriss des linken unteren Laufradgestelles. Beim rechten Laufradgestell werden Gewindestifte 4 verwendet.

Rechts, direkt unter dem Ausleger, sehen Sie einen Schnitt durch den Prellbock 19a des Auslegerendes. Gleich darunter sehen Sie eine Aufsicht auf das rechte Auslegerende. Anhand der Skizzen ist leicht zu erkennen, dass die Laufkatze auf den jeweils inneren Winkeleisen b rollt, aus denen die beiden U-förmigen Auslegerträger bestehen.

Rechts unten sehen Sie weiterhin eine Unteransicht unter das Drehgestell in halber Höhe des Kranes.

Fahrbarer Torkran aus Kasten 52


Die folgende Schnellpresse aus Kasten 53 ist dem neuen Vorlagenheft 53-55 von 1929 entnommen. Sie wurde in gleicher Art schon in der Stabil- und Record-Zeitung Nr. 4 vom Mai 1929 vorgestellt. Die Druckfehler dort wurden unverändert in das Vorlagenheft übernommen.
In der Stabil- und Record-Zeitung Heft 6 vom Januar 1930 wurde in einem Artikel beschrieben, wie eine Schnellpresse wirklich funktioniert, und dass das Stabil-Modell den Druckvorgang nicht richtig darstellt. Es wurden auch die Unzulänglichkeiten des Modells gegenüber dem Original herausgestellt.
Ich habe das Modell hier trotzdem eingestellt, denn es zeigt uns viele Möglichkeiten, wie Stabil-Teile eingesetzt werden können. Der Erbauer des Modells hat die Maschine bewundert, aber wohl nicht vollständig verstanden. Er konnte jedenfalls nicht das Heben und Senken der verschiedenen Walzen nachbilden, das während des Druckvorganges in der realen Maschine abläuft. Dass die Walze III eigentlich eine Farbwalze ist, die während der Fahrt des Satzschlittens kurzzeitig abgesenkt wird, um die Letternform auf dem Satzschlitten zu schwärzen, bleibt verborgen; ebenso, dass die Walzen III und IV sich nirgends berühren, und dass die Walzen I bis III nie mit dem Papier in Kontakt kommen dürfen.
Ich beschreibe das Modell im Folgenden so, wie es gemäß der Bauanleitung gedacht war - auch wenn dieses die reale Maschine nicht korrekt nachbildet.

Schnellpressen dienen zum Bedrucken von Plakaten, Reklamezetteln und dünnen Heften. Das zu bedruckende Papier wird auf den Ablagetisch, beim Modell die Platte P, gelegt. An den Tisch gelangt der Arbeiter über eine Leiter, die in der Unteransicht (zweites Bild) und in der Rückansicht (letztes Bild unten rechts) zu erkennen ist. Die Platten 1e liegen stufenförmig übereinander. Als letzte Stufe und als Podium liegen oben die zwei zusammengeschraubten Platten 1d.
Vom Ablagetisch werden die Papierbogen automatisch oder von Hand auf die schräge Ebene, die Gleitbahn, gelegt. Sie werden von der Druckwalze IV erfasst, auf dem Satzschlitten abgerollt, zum Ableger gebracht und schließlich auf dem Ablagetisch aufgeschichtet.
Schellpresse aus Kasten 53
Das folgende Bild zeigt den Antrieb der Schnellpresse von unten. Die Rahmenelemente a und die Gleitschienen b sind 25-Loch-Winkeleisen. Die Rahmenelemente a1 sind zusammengesetzte Winkeleisen (je 2 25-Loch-WE überlappt).
Die Antriebswelle 4b treibt durch Zahnradübersetzung die Kurbelwelle und durch Schnurübertragung die Farbwalze I. Die Farbtöpfchen für die Farbwalze I sind durch Teile 2a und 3d angedeutet.
Die Kurbelwelle (60a+4+60a) schiebt den Satzschlitten hin und her. Dieser hat an den Seiten Zahnstangen 20 befestigt, an denen mit Schrauben die Räder (5+9) drehbar montiert sind.
Die eine Zahnstange des Satzschlittens dreht über das Zahnrad 25a die untere Druckwalze IV. Die anderen Walzen werden von letzterer durch Reibung gedreht. Dies ist im Modell so, bei der realen Maschine ist das anders.
Die Farbverteilerwalze I besteht aus 2*(5a+22+30) auf Welle 4a+3d+4a (siehe Bild unten links). Die Walze II aus 2*(22+30) auf Welle 4c ist nur in der Gesamtansicht oben zu erkennen. Die Walze III aus 31b+31 auf Welle 4b liegt vor der Walze II. Sie ist in Lagern 17a drehbar. Die Druckwalze IV besteht aus 31+31b+25a auf Welle 4i.
Die Papiere kommen nach dem Bedrucken auf die Gleitbahn aus 5 15-Loch-Flacheisen e. Von dort werden sie vom Auswerfer (bestehend aus 4 Drahtösen 40) auf dem Ablagetisch (2*43a) deponiert. Der Auswerfer wird durch ein Seil vom Satzschlitten aus betätigt (siehe oberes und unteres Bild). Das Kegelrad 24 wirkt dabei als Gegengewicht.
Unteransicht und Anrieb der Schnellpresse

Das folgende linke Bild zeigt die Farb- und Druckwalzen. Das rechte Bild zeigt die Rückseite der Schnellpresse mit den Stufen 1e und der Plattform aus Platten 1d.
Farbverteilerwalzen und Druckwalze IV der Schnellpresse Rückseite mit Stufen 1e und Platten 1d


Die folgende Feilenhaumaschine ist ebenfalls ein neues Modell des Kastens 53. Im Vorlagenheft ist das Modell überschrieben mit "1. Preis im Stipendium-Wettbewerb 1929". In der Stabil- und Record-Zeitung Nr. 4 wird das Originalmodell gezeigt, das zum Wettbewerb eingesandt wurde. Das eingesandte Modell hat jedoch keinerlei Ähnlichkeit mit dem hier gezeigten Modell, es stimmt allerhöchstens das Arbeitsprinzip überein. Das eingesandte Modell war bestenfalls eine Anregung zu diesem Modell im Vorlagenheft.
Eine Feile besteht aus Stahl, der durch Einhauen eines Meißels oder zweier gekreuzter Meißel mit spitzen Zähnen versehen wurde. Das Modell zeigt diesen Einhauvorgang. Auf einem Tisch wird der zu bearbeitende Stahl eingespannt und unter den gekreuzten Meißeln hindurch geführt. Durch die Einstellung der Geschwindigkeit des Tisches erhält man Feilen mit feinem oder mit gröberem Hieb. Die Meißel sind jeder in einem Spannschlitten befestigt, und sie werden durch die Stangen 4d abwechselnd hochgehoben und fallen gelassen.
Angetrieben wird die Maschine von den Rädern auf der Welle 4c. Es werden danach die Scheiben 21+35 angetrieben. Diese Scheiben haben je eine Kurbel so eingebaut, dass das Handende der Kurbel durch ein Loch der Scheibe herausragt. Durch die um 180 Grad versetzte Anordnung der Kurbeln an den Scheiben werden die Stangen 4d immer abwechselnd hochgehoben und somit auch die Spannschlitten für die Meißel.
Feilenhaumaschine aus Kasten 53
Das folgende Bild zeigt den Antrieb des Tisches, wobei der Tisch selbst und die beiden Meißelspannschlitten herausgenommen wurden. Zunächst wird von der Antriebswelle 4c die Zwischenwelle 4b mit den Rädern 5 und 5a angetrieben. Von hier kann dann direkt die Kegelradwelle 4b oder erst die Zwischenwelle 4b angetrieben werden. Von den Kegelrädern 24 wird dann endlich durch Schneckenübersetzung die Tischwelle mit dem Zahnrad 25c bewegt. Dieses Zahnrad greift in die Zahnstange am Tisch und schiebt ihn dadurch vorwärts.
Antrieb der Maschine bei entferntem Feilentisch und Meißelspannschlitten

Bilder von Modellen aus den Kästen 54 und 55 fehlen hier. In den Vorlagenheften von 1927 und 1929 waren noch die Modelle aus dem Jahr 1921 abgedruckt.


Stabil-Teile zwischen 1927 und 1929

Neue Teile

Wie oben schon erklärt, war die wichtigste Neuerung des Jahres 1926 die Einführung der Stabil-Patentzahnräder. Diese wurden aus Blechen gestanzt, geformt und paarweise zusammengenietet.
Die Zahnräder zeichneten sich aus durch hohe Passgenauigkeit und waren fast ohne Spiel.

Neben den Patentzahnrädern wurden im Jahre 1927 die schon aus den Erfinderbaukästen gebräuchlichen Glatten Wellen (Teile 60-60d) den Stabil-Baukästen ab der Größe 53 zugefügt.
Ebenso wurde der Stellring mit Feststellschraube (Teil 7a) von den Erfinderbaukästen übernommen. Die Anzuschraubende Mitnehmerhülse (Teil 70a) der Erfinderbaukästen wurde verbessert zum Mitnehmer (Teil 7b), der dann ebenfalls den Kästen ab Größe 53 beigegeben wurde.

Änderungen an Teilen

1927 bekamen die Schnurrolle 8 und die Klemmscheibe 9 ihre endgültige Form. Die Schnecke 32a bekamen etwa ab August eine Nabe mit Stellschraube - als erstes Teil überhaupt. Die Winkeleisen bekamen abgerundete Ecken. Der große Stabil-Federmotor erschien in seiner endgültigen Version.
1928 wurden weitere Änderungen an kleineren Bauteilen vorgenommen, die es erlauben, diese an den glatten Wellen zu befestigen.
Die kleineren Teile, nämlich das kleine Messing-Zahnrad 25 und das kleine Kegelrad 24b bekamen ebenfalls eine Nabe mit Stellschraube. Das große Kegelrad 24a bekam 2 Löcher mit Innengewinde wodurch ein Mitnehmer 7b daran angeschraubt werden konnte.
Offensichtlich hat man das mittlere Kegelrad 24 dabei vergessen, denn dieses bekam seine Nabe mit Stellschraube erst etwa 1936. Vielleicht waren aber noch größere Lagerbestände von Teil 24 vorrätig, die erst aufgebraucht werden sollten.
Das Kronenrad 32 bekam 4 periphere Löcher verpasst, aber die Nabe erhielt keine Bohrung für eine Stellschraube. Man kann dadurch den Mitnehmer nur innen unter der Wölbung anschrauben.
Während man die meisten Stabilteile durch einen Mitnehmer 7b an den Glatten Wellen befestigen kann, wurde eine Befestigung der kleinen Schnurräder 5 bei den Grundkästen nicht ermöglicht. Das kleinen Patentzahnrad 25c kann an den Glatten Wellen überhaupt nicht fest gemacht werden.

Messingteile

Es wurden zwar schon seit 1921 die Langmuttern 3d, die Stellringe 7, die Schnurrollen 8, die Klemmscheiben 9, die Kegelräder 24,24a,24b, die Zahnräder 25,25a,25b, die Kronenräder 32, die Schnecken 32a und die Wellenkupplungen 36 aus Messing gefertigt.
Dennoch wurden zwischen 1921 und 1927 Chargen aufgelegt, bei denen die normalerweise aus Messing gefertigten Teile, nämlich die Stellringe 7, die Schnurrollen 8 und die Klemmscheiben 9 aus geformtem Blech hergestellt wurden. Diese Blechteile waren äußerlich vermessingt.
In den größeren Kästen sind die Teile 7, 8, 9 durchgehend aus Massivmessing. In Kleinkästen und Ergänzungskästen wurden öfters die Blechteile gefunden.

Allgemein wurde jedoch 1927 begonnen, vermehrt Teil aus Messing zu fertigen. Ab 1928 wurden die Stellringe 7, die Schnurrolle 8, die jetzt flache Klemmscheibe 9 und die Wellenkupplung 36 nur noch aus Massivmessing den Kästen beigelegt. Der Stellring mit Feststellschraube 7a und die Nabe des Mitnehmers 7b waren schon vorher aus Messing.

Als Neuerung wurden nun auch die Schnurräder 5 und 5a, die Flanschenräder 22 und 22a, sowie das Scheibenrad 23 aus Messingblech geformt. Sogar das Kugellager 46 besteht jetzt vollständig aus Messing, wobei der Unterring und der Oberring vernickelt sind. Der Kugelhalter ist ein geformtes Messingblech, das wirklich nur im Kugellager verwendbar ist. Diese Charge des Kugellagers wurde bis in die 40er Jahre ausgeliefert.

Bunte Teile

Als zunächst Meccano (ab Mitte 1926) und ab 1929 auch Märklin damit begannen, bunte Teile herzustellen, schloss sich Walther diesem Trend nicht an. Die Fa. Walther blieb ganz bewusst bei der Vernickelung und begründete dies damit, dass es keine absolut sichere Methode gibt, um die bunte Färbung auf den Metallteilen für längere Benutzung zu befestigen. Zitat der Fa. Walther.
Da die kleineren Räder jetzt durchgehend aus Messingblech geformt sind, bekommen die Stabil-Modelle dennoch eine Buntfärbung aus Messing- und Nickelglanz - von den Farben der Holz- und Textilteile einmal ganz abgesehen.


Inhaltsverzeichnis und Abbildungen der Teile

Ein Inhaltsverzeichnis der Kästen von 1927 finden Sie in der Teileliste 1927, die aus den Vorlagenheften übernommen wurde. Die Informationen aus einigen aufgefundenen Kästen dieser Zeit wurden darin zusätzlich verwertet.
In 1929 hatten die Kästen zahlenmäßig die gleichen Inhalte wie 1927. Nur die Ausführung einiger Teile hat sich geändert.

Die Abbildungen der Teile von 1927 und die Abbildungen der Teile der Erfinderbaukästen finden Sie aufgeteilt in 5 Einzelbildern.
Die Abbildung der Teile aus dem Vorlagenheft von 1929 habe ich hier nicht abgelegt. An den Teilen von 1928 wurden später kaum mehr Änderungen durchgeführt.

Kritik

Verzicht auf den großen Stabil-Baukasten 56

Nicht besonders auffällig erscheint die Einführung des kleinsten Erfinderbaukastens 56 im Jahre 1927. Jedoch wurde damit die Nummer 56, die ja seit 1914 für den ganz großen Stabil-Kasten vorgesehen war, zugunsten eines Kleinkastens aufgegeben.
Walther verzichtete somit endgültig auf ein Gegenstück zu Märklins Kasten 6 von 1919 und zu Meccanos Kasten 7 von 1922. An beide Kästen reichte der größte Stabil-Baukasten 55 nicht heran.
Außerdem verzichtete man darauf, die für einen derartigen Großkasten nötigen neuen Teile im eigenen Programm zu haben. Es wären dies beispielsweise
  - Winkeleisen in Längen von 3, 5, 7, 9, 11 Loch,
  - doppelgelochte Flacheisen in ebensolchen Längen,
  - Messingzahnräder mit Übersetzungsverhältnissen 40:40, 25:50, 1:4, 1:6
  - Gelochte Platten, nicht nur Rechteckrahmen
Die Wunschliste kann beliebig erweitert werden.

Spätestens mit der Freigabe der Nummer 56 zugunsten des kleinsten Erfinderbaukastens wurde das Stabil-System zweitklassig.
Den größten Kasten zu haben, bedeutete der Erste zu sein. Man konnte als Firma mit so einem Kasten keine Gewinne machen, denn die Meisten konnten sich diesen Kasten sowieso nie leisten. Aber dieser Kasten wäre als Wunschtraum jedes Stabilbauers sehr geachtet worden und hätte dem Hersteller ein höheres Ansehen verschafft.
Man hat ja nach 1927 den Kasten 55 geradezu versteckt - er wurde in keinem Prospekt mehr gezeigt. Ich meine, das geschah, weil der Kasten 55 bei den Großkästen der Mitbewerber nicht mehr mithalten konnte.

Viertelbogenstücke, Gelochte Platten, T-Flacheisen

Schon 1918 hatte Meccano gelochte Platten und Bogenbänder im Programm. Auch Walther hatte bereits 1921 3 DRGMs auf entsprechende Stabil-Teile, das T-Flacheisen, die Flachrahmen und das Bogenstück, angemeldet.

Es ist einfach nicht zu entschuldigen, dass Walther die Viertelbogenstücke 79 und die Halbbogenstücke 78 nicht den normalen Stabilbaukästen beigegeben hat. Denn hier wurde eine echte Marktchance verpasst. Alle namhaften Mitbewerber hatten Bogenbänder im Teilesortiment ihrer Standardkästen. Nur die Fa. Walther, die diese Teile bereits 1921, vor allen anderen deutschen Herstellern, als DRGM angemeldet hatte, nützte diese Teile nur in einem einzigen exotischen Zusatzkasten, dem Erfinderbaukasten 58.

Ähnliches gilt für gelochte Platten, die bei Walther in den Maßen 5*5 Loch, 5*7 Loch und 5*11 Loch, schlicht und ergreifend, fehlen. Die Rechteckrahmen sind kein ausreichender Ersatz für massive gelochte Platten.
Die T-Stücke und größeren Flachwinkel wären auch eine Bereicherung für die größeren Kästen gewesen.


Neue Märklin-Teile

Die englische Firma Meccano war seinerzeit immer ein Vorreiter in der Entwicklung neuer Teile für ihre Metallbaukästen. Man kann sicher bei etlichen Meccano-Teilen Zweifel anmelden, ob diese für ein Metallbaukastensystem eine Berechtigung haben. Meccano jedoch enthält insbesondere auch solche Teile, die in keinem anderen Metallbaukastensystem fehlen sollten.
Die Fa. Märklin hat um 1927 dann auch zusätzliche Teile geschaffen, die im Meccano-System in ähnlicher Form schon existierten, und die in einem guten Metallbaukastensystem nicht fehlen sollten. Märklin entwickelte aber auch eine ganze Reihe eigener Teile, die bei Meccano nicht vorkommen - beispielsweise das Eimerketten-System.
Im Märklin-Prospekt von 1927 findet man als neue Teile Messingzahnräder mit 30 Zähnen und Zahnrädchen mit Klauenkupplung. 1929 kamen bei Märklin Winkelträger in 8 zusätzlichen Längen hinzu. Weiterhin gibt es jetzt Messingzahnräder von 56 und 38 Zähnen, Kettenräder in 3 Größen, verschiedene Winkelteile (insbes. Verbindungsbügel), doppelreihige Flachbänder in 3 Längen, Rechteckplatten, Elektroteile.
Die neuen Märklin-Teile fanden ihren Weg in die Baukästen nur in ganz bescheidenen Mengen. Es wurden jedoch mehrere Sonderkästen angeboten, die die neuen Teile in genügender Zahl enthielten.
Zu vielen der genannten neuen Märklin-Teilen ab Mitte 1929 fehlt ein Gegenstück im Stabil-System. Hier hätte die Fa. Walther wirklich mitziehen sollen. Aber die Fa. Walther hatte damals wohl andere Prioritäten.

Vielleicht gab es aber auch rechtliche Probleme wegen Gebrauchsmuster-Ansprüchen anderer Metallbaukasten-Hersteller, die den Vertrieb bestimmter Teile verhinderten. Unterlagen dazu habe ich leider nicht.

Besonders ist hervorzuheben, dass die Firma Märklin ab 1929 ihre Kästen nicht nur mit schwarzen Teilen, sondern auch mit farbigen Teilen (Flachbänder grün, Platten rot, große Räder blau, kleine Räder gelb) anbot. Man konnte bis 1939 wählen, ob man den Kasten schwarz oder farbig haben wollte. Zumindest in den 30er Jahren waren die Preise gleich für beide Varianten. 1939 wurden die schwarzen Kästen dann nicht mehr hergestellt.


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