Sammeln, Verkaufen, Restaurieren
Zuerst eine Vorbemerkung :
Wenn Sie etwas an Stabil zu verkaufen haben, so bin ich nicht der
richtige Ansprechpartner. Ich bin kein Händler.
Wenn Sie den aktuellen Preis eines bestimmten Kastens wissen wollen,
so bin ich auch nicht der richtige Ansprechpartner. Ich bin kein Auktionator.
Lesen Sie aber dennoch weiter.
Bevor ein Sammler einen Gegenstand bekommen kann, muss ein Verkäufer da sein.
Der Verkäufer will die Ware zu einem angemessenen Preis abgeben. Der Sammler
möchte die Ware möglichst günstig bekommen.
Da die Sammler die Verkäufer brauchen, sollte man immer ein gutes Verhältnis
pflegen. Deshalb wendet sich dieser Artikel auch zuerst an die Verkäufer.
Im Teil "Begehrte Objekte und deren Auktionspreise"
bekommen die Verkäufer einige Ratschläge.
Die darauf folgenden Artikel, beginnend mit "Welche Objekte
kann man sammeln ?", wenden sich an Stabil-Sammler.
Begehrte Objekte und deren Auktionspreise
Sammler haben eine besondere Vorliebe für seltene und außergewöhnliche Objekte.
Für solche Objekte werden dann Preise bezahlt, die den eigentlichen Wert der
Sache merklich übersteigen.
Als Sammler entwickelt man im Laufe der Zeit ein Gefühl, wie viel Geld man
für einen bestimmten Artikel hinlegen muss.
Neue Sammler haben diese Kenntnis aber noch nicht. Diesen sollen die Angaben
hier ebenfalls eine Hilfe sein.
Die folgenden Zeilen wenden sich aber auch an jene Menschen, die die den Nachlass
eines Sammlers aufzulösen haben. Oft wissen diese Leute nicht, ob es sich
überhaupt lohnt, den alten "Kram" zu versteigern oder ihn doch einfach nur
zum Müll zu geben. Aber ein Kasten, der zum Müll geht, ist verloren. Das wollen
wir nicht.
Deshalb bitte ich die Nachlassverwalter : Versteigern Sie die Objekte bei einem
bekannten und großen Internet-Auktions-Unternehmen. Wenn Sie mit dem Internet
nicht klar kommen, so wenden Sie sich an einen bekannten Spielzeug-Auktionator,
je größer je besser - es gibt sie noch !
Wahrscheinlich erzielen Sie auf diese Weise die besten Preise.
Wenn Sie im Internet versteigern, so beginnen Sie am besten bei 1 Euro. Da
haben Sie die niedrigsten Gebühren. Die Bieter treiben den Preis schon hoch.
Geben Sie realistische Versandkosten an. Wer für einen Prospekt 5 Euro
Versandgebühr angibt, macht sich unglaubwürdig.
Versteigern Sie nicht in Ferienzeiten. Da sind einige potentielle Bieter in
Urlaub. Überhaupt muss Ihr Angebot möglichst vielen Bietern zur Kenntnis kommen.
Beachten Sie auch : Stabil-Baukästen von Walther ist antikes Spielzeug - sie
werden ja schon lange nicht mehr hergestellt.
Wenn Sie im Internet ein bei Sammlern begehrtes Objekt versteigern, kann es
Ihnen passieren, dass ein Sammler Sie noch während der Auktion kontaktiert,
Ihnen einen vermeintlich guten Preis bietet und Sie zum vorzeitigen Abbruch
der Auktion bewegen will. Wenn Sie darauf eingehen, ist das fast immer Ihr
Schaden, denn die anderen Mitbieter, die ja letztlich den Preis hochtreiben,
werden dadurch ausgeschlossen.
Deshalb mein Rat :
Ziehen Sie im Internet die Auktion bis zum Ende durch und brechen Sie
nicht vorzeitig ab, weil Ihnen ein Sammler einen vermeintlich sehr guten Preis
bietet. Bei einer korrekt ablaufenden Auktion wird gerade dieser Sammler
am Ende weit mehr bieten. In den letzten Sekunden vor Auktionsende entsteht
nämlich erst der richtige Preis.
Ich habe mehrere Jahre Internet-Auktionen beobachtet, habe daraus ein Gefühl
entwickelt, was Sammler besonders reizt.
Ich schreibe hier meine Einschätzung aus den Jahren bis 2010
zusammen.
Es sind alles ganz grobe Schätzungen.
Denn es hängt alles vom momentanen Angebot und der momentanen Nachfrage ab.
So kann der gleiche Gegenstand einmal für 1 Euro, an einem anderen Zeitpunkt
für 100 Euro den Besitzer wechseln. Es gibt also keinerlei Gewähr !
Meine Angaben im Folgenden sind nur vage. Mit einem "unteren 2-stelligen
Betrag" darf man sich die Spanne von etwa 10 bis 50 Euro vorstellen, ein
"mittlerer 3-stelliger Betrag" wird dann etwas von 300 bis 800 Euro sein,
und ein oberer 2-stelliger Betrag kann 60 bis 120 Euro werden.
Bei einigen Kästen kann ich nur von einem 2-stelligen Preis reden, weil sich
hier noch keine genaueren Richtwerte finden ließen. Ein 2-stelliger Preis
kann dann zwischen 10 und 120 Euro liegen.
Wenn Sie einen genaueren Preis wissen wollen, so kann ich Ihnen nicht helfen.
Ich bin kein Auktionator.
Ich empfehle Ihnen, sich bei einem Internet-Auktions-Unternehmen umzusehen.
Bei ebay, beispielsweise, können Sie sich die Artikelnummer eines dort
angebotenen Kastens notieren, der ungefähr mit Ihrem Kasten übereinstimmt.
Wenn später die Auktion beendet ist, so suchen Sie nach der notierten Nummer.
Auch wenn die Auktion schon gelaufen ist, können Sie immer noch die Daten der
Kästen einige Zeit lang abrufen. Dort finden Sie am Ende der Auktion
den Preis, zu dem der Kasten den Besitzer wechselte.
Bei ebay findet man zudem ein Kästchen "Beendete Angebote".
Dann bekommt man aufgelistet, ob und zu welchen Preisen die Artikel
weggingen. Dort sehen Sie dann auch die teilweise maßlos übertriebenen Preise
einiger Händler, deren Kästen einfach keine Abnehmer finden wollen.
Ich habe auch den ganz persönlichen Eindruck gewonnen, dass gewisse Händler,
in ziemlich genauer Kenntnis des üblichen Preises, Ihre Ware mindestens zum
doppelten Preis anbieten. Sie müssen dann zwar öfter und längere Zeit
anbieten, aber, sobald sich der Käufer findet, der es vor lauter Haben-wollen
nicht mehr aushalten kann, dann ist das Geschäft gemacht.
Nur wenn Ihnen als Händler das Handeln Spaß macht, sollten Sie so arbeiten.
Der Käufer, der später sieht, wie günstig der Artikel auch zu haben ist, wird
kaum Ihr Freund sein. Jemand, der einen Nachlass versteigern will, sollte
schnell arbeiten und nicht die Verkäufe in die Länge ziehen.
Wenn Sie meinen, Ihr Objekt wäre viel wert, können Sie ja auch einen höheren
Startpreis verlangen. Sie sichern sich damit den Mindesterlös, wenn Sie das
Objekt nicht zu billig abgeben wollen. Aber bitte bleiben Sie realistisch.
Metallbaukästen sind ein Hobby älterer Herren. Neu hinzukommende, junge Sammler
sind rar. Deshalb haben, wenn ein Nachlass versteigert wird, auch Neulinge
echte Chancen ein Schnäppchen machen zu können.
Ab etwa Ende 2014 findet man leider eine recht üble Unsitte der
Preistreiberei auch bei Stabil-Baukästen. Der eine oder andere Händler
bietet einige seiner Kästen immer zum etwa zehnfachen des üblichen Preises an.
So kann etwa ein unvollständiger Stabil 51 von etwa 1928 für etwa 350 Euro
angeboten werden.
Ein vergleichbarer Kasten würde sonst etwa 30-40 Euro erzielen.
Für den überzogenen Preis will den Kasten natürlich keiner haben.
Folglich bietet besagter Händler die Kästen immer wieder und wieder an.
Manchmal fragt man sich, ob er einen neuen Rekord erfolgloser Angebote
aufstellen wolle. Aber durch das sehr oft wiederholte Angebot kann sich bei
einem unbedarften Sammler ein falscher Eindruck einschleichen, dass man einen
solchen Kasten nur für den genannten Preis bekommen könne.
Ein neuer Interessent für Stabil erkennt vielleicht diese überzogenen
Angebotspreise als solche nicht und greift nichts ahnend zu.
Deshalb rate ich dringend, vor einem Kauf erst nachzusehen, ob der Kasten
vorher schon einmal angeboten wurde.
Bei ebay geht das über die linke Auswahlleiste.
Sie finden dort einen Text "Nur anzeigen".
Darunter wählen Sie Beendete Angebote. Danach sehen Sie in grüner Schrift
die verkauften Artikel. Die anderen Artikel wurden nicht verkauft.
Und denken Sie an die Finanzbehörden. Wenn Sie im Jahr zu viele Objekte
versteigern, gibt es Probleme, nicht nur vom Finanzamt, sondern auch von
Rechtsanwälten, die Abmahnungen versenden. Ich empfehle Ihnen sich zu diesem
Thema zu informieren.
Nun zu den Preisen.
Nochmals mein Hinweis : Es besteht keinerlei Haftung für irgendeine der
folgenden Aussagen. Andere Freunde von Stabil mögen andere Erfahrungen mit den
Preisen gemacht haben.
Die gemachten Angaben entsprechen dem Stand von 2010.
Im Laufe der folgenden Jahre ist anscheinend das Interesse an den
Stabilbaukästen gesunken.
Die jetzt aktuell erzielten Preise können also deutlich niedriger ausfallen.
Ich beginne mit den anderen Systemen der Firma Walther. Die Holzbaukästen
haben heute kaum mehr einen Spielwert. Nur die seltenen Kästen, insbesondere
die Maschinen-Baukästen oder gar der
Zimmermanns-Baukasten, von dem mir noch
kein Exemplar bekannt ist, dürften einem Sammler reizvoll erscheinen.
Da diese Kästen bisher kaum gehandelt wurden, sind keine Angaben möglich.
Der Holzbaukasten Record
ist dagegen weniger gesucht. 2-stellige Preise sind möglich.
Der kleine Metallbaukasten Miniatur
ist, obwohl selten, so doch wenig beliebt, weil die Teile meist unansehnlich
geworden sind. Es wurde bisher auch noch kein unbespielter Kasten gefunden.
Preisangaben sind nicht möglich.
Etwas anders sieht es bei Walther's Ingenieur
Bauspiel aus. Bei diesen Kästen handelt es sich immerhin um den
ersten deutschen Metallbaukasten mit Achsen und Rädern.
Auch wenn der Spielwert heute unbedeutend ist, auch wenn der Zustand der
meisten Kästen schlecht ist, diese Kästen erreichen oftmals 3-stellige
Preise bei Auktionen.
Bei den Kästen des Stabil-Systems möchte ich eine Unterteilung in drei
Kategorien vornehmen. Zur ersten Kategorie zähle ich die Kästen der 10er Jahre.
Als zweite Kategorie nehme ich die Jahre 1921 bis 1943 und als dritte die
Jahre ab 1950.
Erste Kategorie : 1911-1920
Hohen Wert haben Kästen mit dem
Deckelbild von 1911,
Eisenbahnwagen-Baukästen
und Großkästen 54, 54a und 55.
Auch wenn der Inhalt eines Eisenbahnwagen-Baukastens meist nicht üppig ist, auch
wenn ein Kasten von vor 1912 meist klein ist, gewisse Sammler würden mittlere
3-stellige Beträge dafür zahlen.
Ähnlich sieht es bei den Großkästen aus. Es liegen hier aber keine Erfahrungen
vor.
Die Kästen von 1915 bis 1920
sind wegen der minderen Qualität der Teile weniger attraktiv.
Dennoch werden 2-stellige oder höhere Preise gezahlt.
Kästen von 1912-1914
dagegen sind meist schöner und entsprechend teurer.
Anscheinend ist aber ab 2011 bei vielen Kästen der ersten Kategorie eine Sättigung
des Marktes eingetreten. Einige Angebote finden einfach keinen Käufer mehr
oder wechseln für wenige Euros den Besitzer.
Zweite Kategorie : 1921-1943
Am seltensten dürften unberührt erhaltene
Kleinstkästen
Knirps 1 und
Knirps 2
sein. Sie fanden nicht die gleiche Verbreitung, wie die entsprechenden Kästen
von Trix. Die Modelle sind vergleichbar mit denen der Trix-Kästen.
Immerhin erzielen die Kästen mittlere 2-stellige Preise.
Weiterhin sind die Stabila-Kästen
recht selten, anscheinend waren die Mädchen von ihnen nicht so begeistert, wie
man es sich bei Walther erhoffte.
Gut erhaltene Kästen können 3-stellige Preise haben.
Kanonenbaukästen sind nicht die
ausgesprochenen Seltenheiten; man findet sie öfters.
Die Kästen sind nur mit wenigen Teilen ausgestattet. Dennoch erreichen sie bei
Auktionen meist mittlere 2-stellige Erlöse. Hier wirkt sicherlich ein
Sammlerinteresse hin zu Militaria mit.
Erfinderbaukästen sind sehr begehrt.
Sie wurden wenig verkauft, sind daher entsprechend selten.
Da mit ihnen wenig gespielt wurde, sind sie auch meist gut erhalten.
Ein 56er könnte mit einem 2-stelligem Preis gerade noch zu bekommen sein.
Für den 57 gibt man das doppelte von dem aus, was man für den 56er zahlen würde.
Ein wirklich gut erhaltener 58 liegt dagegen bei einer mittleren 3-stelligen
Summe - etwa preisgleich mit einem 55er der frühen 20er Jahre.
Bei einem abgenutzten oder sichtbar unvollständigen Kasten sinkt der Preis
dagegen enorm.
Die Großkästen 55 im
Holzkasten sind ebenso sehr begehrt. Die Preise liegen im mittleren 3-stelligen
Bereich. Häufiger sind die braunen Holzkästen der frühen 20er Jahre.
Aus den 30er Jahren sind dagegen
bisher kaum Kästen (die größeren mahagonifarbenen) gefunden worden.
Obwohl die Großkästen 54 merklich seltener sind als die 55er, sind die 54er
bei weitem nicht so begehrt. Deren Preise liegen im unteren 3-stelligen
Bereich.
Gut erhaltene Kästen 52 und 53, egal ob in Karton- oder Holzkasten-Verpackung,
sind weniger attraktiv und erzielen oft nur 2-stellige Preise.
Bei kleineren Kästen sinkt die Kauflust der Sammler deutlich, man darf mit
2-stelligen Preisen (Porto enthalten) im unteren Bereich rechnen.
Bei Auktionen finden einige dieser Kästen keinen Käufer.
Dritte Kategorie : 1950-1970
Die Kästen 53, 53a, 54a sind begehrt und erzielen 3-stellige Preise im unteren
Bereich. Bei den kleineren Kästen sind neuwertige eher an den Mann zu bringen.
Es sind bei bestem Zustand mittlere 2-stellige Preise erreichbar.
Die weniger gut erhaltenen finden bei Auktionen manchmal gar keinen Käufer.
Stabil Motore
Zum Bauen von Modellen verwendet man heute bevorzugt neuzeitliche Kleinmotore.
Die Originalmotore sind meist zu groß und nicht besonders stark. So ist bei
den Stabil-Motoren der Sammelwert ausschlaggebend.
Am höchsten ist die
Magnet-Dampfmaschine zu bewerten,
nicht wegen ihrer Leistung oder Seltenheit. Sie ist vielmehr ein Kuriosum.
Deshalb wird sie von Dampfmaschinen-Sammlern begehrt und erreicht so untere
3-stellige Preise.
Mittlere 2-stellige Preise gehören zum
Elektromotor ab 1956 und zum
Federmotor von 1927-1941 (dem
großen starken), wenn die beiden Gewichte im Regulator noch da sind.
Der Federmotor ist nicht gerade selten.
Untere 2-stellige Preise dürften für den
Batterie-Elektromotor und den
Federmotor ab 1953 zu erzielen
sein. Der Knirps-Federmotor,
der ja der häufigste Stabil-Motor ist, liegt deutlich darunter.
Für die anderen Stabil-Motore möchte ich
keine Angaben bringen. Es wurden bisher zu wenige gehandelt, um akzeptable
Schätzungen geben zu können.
Vorlagenhefte
Seltene Vorlagenhefte, etwa für Großkästen der 10er Jahre, für Stabila oder für
Erfinderbaukästen können in gutem Zustand untere 2-stellige Preise bringen.
Normale Vorlagenhefte liegen, nur in sehr gutem Zustand, im oberen 1-stelligen
Bereich.
Unvollständige Vorlagenhefte und solche, bei denen das Deckblatt fehlt,
verschenken Sie besser.
Welche Objekte kann man sammeln ?
Zuerst möchte ich einige Worte darüber verlieren, wie ein Kasten der 20er
oder 30er Jahre zu einer Auktion gelangt.
Nun, der Junge, der den Kasten einstmals als Geschenk bekam, hat diesen sehr
sorgfältig behandelt, und ihn später aufgehoben für seine eigenen Kinder.
Der Kasten war für die damaligen Menschen ein wertvoller Gegenstand, auf
dessen gute Erhaltung man achtete.
Wenn später die Kinder des Erstbesitzers kein besonderes Interesse daran
zeigten, blieb der Kasten eingemottet.
Erst nach dem Tod des Erstbesitzers und nach dem Tod von dessen Witwe kommt der
Kasten wieder ans Tageslicht, nämlich wenn deren Haushalt aufgelöst wird.
Leider landen dabei viele Kästen im Müll. Einige finden aber ihren Weg zu
Flohmärkten oder Auktionen.
Diese Kästen sind die wertvollsten Objekte für einen Sammler, der seinen
Sammelschwerpunkt auf möglichst gut erhaltene und unverfälschte Objekte
gelegt hat.
Wenn jedoch die Kinder des Erstbesitzers mit dem Kasten gespielt haben,
so haben sie auch Teile ergänzt oder verloren. Manchmal haben sie weitere
ältere Kästen von Freunden bekommen und beigefügt.
In vielen Fällen hat der Erstbesitzer einen Ergänzungskasten zugekauft.
Auf diese Weise entstanden Konvolute aus Teilen verschiedener Perioden,
manchmal sogar aus Teilen verschiedener Hersteller.
Die Teile anderer Hersteller kann man relativ leicht aussortieren.
Das Trennen der älteren Stabil-Teile von den neueren Stabil-Teilen kann jedoch
schwierig werden.
Als Sammelobjekt sind solche Konvolute (oder Zusammenwürfe) von Teilen aus
verschiedenen Zeiten weniger gut geeignet.
Man kann mit den Teilen eines solchen Konvoluts bauen, man sollte aber
den Originalzustand der Kästen daraus nicht unbedingt wieder herzustellen
versuchen.
Die Kästen sind brauchbar, wenn kaum etwas ergänzt wurde, und die Kinder des
Erstbesitzer wenig damit gebaut haben.
Bei Kästen, die erst in den 50er oder 60er Jahren hergestellt wurden, ist der
Erhaltungsgrad wichtig. Kästen, bei denen die Teile noch angenäht oder
angeheftet sind, können recht einfach wieder in den Originalzustand versetzt
werden. Solche Kästen sind gut zu sammeln, aber wegen dem doch häufigen
Auffinden nicht allzu wertvoll.
Man findet sie oft bei Internet-Auktionen. Der Vorbesitzer möchte sich durch
den Verkauf von unnötigen Ballast trennen.
Bei intensiv bespielten Kästen und bei abenteuerlichen Konvoluten können
jedoch nur noch die Teile zum Bauen eigener Modelle genützt werden.
Das ist leider auch oft der Fall, wenn der Karton einstmals als Ramschkiste für
Metallgegenstände aller Art verwendet wurde.
Wollen Sie einen nicht mehr vollständigen, seltenen und sammelwürdigen
Kasten vervollständigen, so verfälschen Sie den Kasten unweigerlich.
Vermeiden Sie es nach Möglichkeit !
Wenn Sie es aus innerem Antrieb heraus aber tun müssen, so gehen Sie bitte
ganz besonders behutsam vor.
Ein anderer Sammler darf Ihr Tun nicht bemerken.
Eine unbezahlbare Hilfe dazu sind meine
Dokumentationen der
Stabilteile. Ich zeige Ihnen damit, wie man alte Kästen fälscht.
Bevor Sie aber meine Informationen zu den Teilen nützen können, müssen Sie
wissen, aus welcher Zeit das Objekt stammt, das Sie ergänzen wollen.
Hierbei hilft Ihnen meine
Dokumentation zur Datierung von
Stabilbaukästen.
Treiben Sie es aber bitte nicht so toll, wie die im Kapitel über den
Kindertraum beschriebenen,
wirklich abschreckenden Beispiele es uns vorführen.
Ist mein Kasten eigentlich original ?
Schon der Begriff "original" muss näher erklärt werden. Hinter der Frage,
ob original oder nicht original stehen viele andere Fragen.
(Übrigens: Die folgenden Fragen kann man auch bei anderen Baukästen und bei
anderen Herstellern stellen.)
- Ist mein Kasten denn ein überhaupt ein Metallbaukasten Stabil
der Firma Walther ?
Es gibt ja auch Holzbaukästen, etwa den
Maschinenbaukasten oder den
Record.
Dann gibt es auch den anderen Metallbaukasten von Walther, das
Ingenieur Bauspiel.
Und dann gibt es ja so viele
andere Metallbaukästen, etwa von Meccano,
Märklin, Trix usw.
- Entspricht das Äußere meines Kastens einem
Stabil Metallbaukasten ?
Werfen wir einen Blick auf den Zustand des Kartons oder des Holzkastens.
Ist der echt oder nachgemacht? Lohnt sich eine Restauration?
Prospektbilder helfen uns da weiter.
(Wähle dort Links, Die mit "Artikel : ..." beginnen.)
Der Originalkarton ist bei viele Funden zerschlissen. Manchmal wurde er sogar
entsorgt. Die Teile wurden dann anders verpackt. Oft wurden Holzkästchen
aller Art verwendet. Auch in Kistchen von Anker-Steinbaukästen bekam man schon
Stabil-Baukästen angeboten.
- Aus welchen Zeitraum stammt mein Kasten ?
Die Prospektbilder sind eine erste Hilfe. Aber dann muss man schon etwas in die
Tiefe gehen.
Der Artikel Datierung: Alter, Preise, Maße der
Stabil-Baukästen ist die nächste Hilfe.
Es ist wichtig den Zeitraum der Herstellung zu kennen. Denn er informiert
über den Werdegang des Kastens.
- Stammen die im Kasten enthaltenen Teile von Walther ?
Gehören die Teile wirklich zu Stabil? Auch Teile aus Walthers Record findet
man bisweilen in Stabil-Baukästen.
Stabil-Teile aus den 1910er Jahren können leicht mit Teilen aus Märklins
System Marbi verwechselt werden.
Man sollte bei gelochten Teilen immer den
bei Stabil üblichen Lochabstand von 12.5mm kontrollieren.
Ein anderer Lochabstand ist leicht durch Übereinanderlegen des fraglichen Teils
mit einem 5-Loch-Flacheisen von Stabil erkennbar. Marbi-Flachbänder
haben einen Lochabstand von 12.7mm.
Fragliche Teile sollte man aussortieren.
Achtung: Teile der 10er Jahre
sind genauer zu betrachten.
Schlimm wäre es auch, wenn man Teile
von Erfinderbaukästen entsorgen würde. Also aufpassen!
- Entsprechen alle Gewindeteile der gleichen Gewindenorm ?
Lesen Sie meine Darlegung zum
Stabil-Gewinde. Lesen Sie bis
zum Ende, wo ich zum Aussortieren fremder Gewinde schreibe.
Bei Stabil entsprechen alle Gewinde der Norm BSW 5/32" - zumindest ab
den 20er Jahren. In den 10er Jahren gab es jedoch geringe Abweichungen.
In unserer heutigen Zeit ist das übliche Gewinde für größenmäßig passende
Schrauben und Muttern jedoch M4.
Schrauben und Muttern mit einem anderen Gewinde kann man heute kaum mehr im
Handel bekommen. Irgendwie fanden aber immer wieder auch M4-Schrauben und
M4-Muttern in ihren Weg in die Kästen. M4-Schrauben und M4-Muttern sollte man
aussortieren.
- Passen die Teile im Kasten zum Zeitraum der Herstellung ?
Die Teile haben sich im Laufe der Zeit geändert. Die größten Änderungen
erfolgten in den 20er Jahren. Aber auch zwischen 1937 und 1943 gab es, zumeist
kriegsbedingt, deutliche Veränderungen. Teile aus den 40er Jahren sollten
in Kästen aus den 10er Jahren nicht vorkommen - selbst wenn manche Teile
aus diesen Zeitäumen gewisse, jedoch klar unterscheidbare, Ähnlichkeit
haben.
In der Liste der Teile sind
Zeitangaben zu finden. Durch Klick auf die Nr. findet man mehr Infos.
Über die Verpackung der Kästen
Als nächstes müssen wir klären, wie ein Kasten an den Spielwarenhändler
ausgeliefert wurde.
Der Transport erfolgte als Paket oder im Güterverkehr in Kisten mit mehreren
Baukästen.
Jeder Karton war äußerlich in Packpapier, Pergamentpapier
oder einer Kunststofffolie eingewickelt.
Im Bild rechts sehen Sie einen so verpackten Kasten aus dem Jahr 1957.
Ich danke Jürgen Kahlfeldt für das Foto.
Schon der Spielwarenhändler konnte diese äußere Hülle entsorgt haben.
Unter der Folie kommt dann der eigentliche Kasten - hier ein 53a von 1957
- zum Vorschein.
Wenn man den Deckel öffnet, erscheint dann das eigentliche Innere.
Auch dieses folgende Bild hat Jürgen Kahlfeldt gemacht. Vielen Dank.
Im Inneren des Kartons eines solchen ladenneuen Kastens wurde reichlich
helle graubraune einseitige Wellpappe benützt.
Die Wellpappe bestand nur aus einer glatten und einer gewellten Papierbahn, die
miteinander verklebt waren.
Man fand diese Wellpappe bereits in Kästen der frühen 10er Jahre, aber auch
noch in Kästen der 60er Jahre.
Die Pappe sorgte dafür, dass lose Teile beim Umdrehen des Kastens nicht aus den
Fächern fielen. Sie diente auch als Schutz, dass die Fächer des Kartons bei
starken Stößen nicht beschädigt wurden - etwa durch Bündel von Winkeleisen.
Diese Wellpappe hat der Spielwarenhändler nur selten entfernt.
Anmerkung zum Bild:
Unter der Pappe im rechten mittleren Feld befindet sich eine
Durchbrochene Platte 1c, eine Rechteckplatte 1d und ein Radkranz 29 -
so wie im linken mittleren Fach auch.
Die Teile sind fest miteinander verschraubt.
Im mittleren Fach liegt ein Bündel aus 4-Loch- und 5-Loch-Flacheisen. Sie sind
mit einer 30mm-Schraube 3b miteinander verschraubt. Diese Art der Bündelung von
Teilen ist bei Stabil üblich. Im linken mittleren Fach sind weitere Bündel von
Flacheisen erkennbar.
Heftklammern wurden bei Stabil erst in den 50er Jahren verwendet. Man erkennt
sie auf der orangenen Pappe im oberen mittleren Feld. Vor 1950 waren die
gleichen Teile auf einer dunkelblauen Pappe aufgenäht.
Die Kette liegt unter der oberen mittleren Pappe mit den angehefteten Teilen.
In den 30er Jahren (und auch vorher schon) wurden die Teile insgesamt mit einem
Schutzblatt, einem Ölpapier, abgedeckt. Dadurch wurden die Teile weitgehend vor
Rost geschützt. Darüber lag dann noch eine Wellpappe.
Hier als Beispiel das Schutzblatt eines
Kastens 51 vom 19.8.1929.
Sollte ein solches Schutzblatt noch im Kasten liegen, so sollte man es
nicht entsorgen.
Unten rechts auf dem Schutzblatt findet man einen Abschnitt, der mit
Packzettel betitelt ist.
Rechts davon ist nochmals die
Stempelung des Kastens zu sehen.
Manche Erstbesitzer und Spielwarenhändler haben dort ihre Adressen
hinterlassen.
In den 50er Jahren wurde auf das Schutzblatt verzichtet. Nun lag da nur eine
Wellpappe.
Darüber wurde ab 1953 bei den Grundkästen ab Nr. 50 die große orangene Pappe mit
den darauf angehefteten Füllplatten
(nebst anderen Teilen) eingefügt.
Dann folgten die Wandfüllungen
der Grundkästen.
Auch unter den kleineren orangefarbigen (früher dunkelblauen) Teilepappen mit
aufgenähten oder angehefteten Teilen war manchmal ein Streifen Wellpappe zu
finden.
Wenn der Kasten dann dem Kind als Geschenk übergeben wurde, so wollte das Kind
zuallererst das wundervolle Aussehen des Kastens genießen.
Es hat deshalb zuallererst die sichtbare Wellpappe aus dem Kasten genommen
und entsorgt. Sie war ja nur hinderlich.
Ein weiteres Bild eines
Kastens mit einem Rest der eingelegten Wellpappe und dessen
Beschreibung habe ich auch.
Nun ergibt sich ein weiterer Fragenkomplex:
- Ist mein Kasten neu wie bei der Lieferung?
Nur ganz wenige Kästen dieser Art sind bekannt. Spielwert ist gering.
Das Aussehen ist nur historisch interessant.
- Wurde der Kasten schon einmal an ein Kind verschenkt?
Es kann sein, dass das Kind den Kasten nur wenig beachtet hat. Dann könnte noch
die eine oder andere Wellpappe da sein. In fast allen Fällen wurde die entsorgt.
Die Wellpappe wurde ja nur als störend empfunden.
- Wurde wenig oder wurde viel mit dem Kasten gespielt?
Die Teile auf der großen orangenen Pappe der Grundkästen wurden vom Kind
meist erst entfernt, als die entsprechenden Teile zum Bauen benötigt wurden.
Erst nach mehrmaligen Bauen verschiedener Modelle waren alle Pappen
ohne Teile.
In fast allen Fällen wurden die kleineren Pappen, auf denen Teile aufgenäht oder
angeheftet waren, als Boden in den Fächern belassen. Die großen Pappen jedoch,
jene mit den Füllplatten, wurden meist entsorgt. Sie störten nur.
Daraus ergibt sich eine Antwort auf die Frage:
Ist mein Kasten original ?
- In jedem Fall müssen Karton (oder Holzkasten) und alle Teile von der
Fa. Walther stammen, und zum System Stabil gehören.
- Karton und alle Teile müssen zeitlich zueinander passen.
- Die Kartons müssen die richtigen Teilemengen enthalten. Bei Schrauben und
Muttern darf es etwas mehr sein.
- Der Kasten sollte innen so einsortiert sein, wie er in einem zeitlich
dazu passenden Prospekt gezeigt wird.
Von Ergänzungskästen gab es keine Prospektbilder. Deshalb hat man da gewisse
Freiheiten.
- Wenn mit dem Kasten gebaut werden soll, so sollten die Teile nicht auf die
orangenen (in den 30ern dunkelblauen; in den 20ern schwarzen, in den 10ern
grünen) Kartons aufgenäht oder angeheftet werden.
- Nur wenn der Kasten ausschließlich als Ausstellungsobjekt dienen soll, so
kann man die Teile auf die Pappen wieder aufgenähen bzw. angeheften.
Bauen wird man dann mit so einem Kasten nicht mehr.
Wichtig: Abweichungen müssen dokumentiert werden. Abweichungen sind etwa
fehlende oder ersetzte Teile.
Die schlimmsten Fehler der Sammler
Die hier geschilderten Fehler habe ich selbst oder ein anderer Sammler schon
mindestens einmal gemacht. Es ist absolut nicht notwendig, dass andere
Sammler genau diese Fehler wiederholen.
Der allerschlimmste Fehler zuerst :
Dem gerade erworbenen Kasten werden alle Teile entnommen, und diese werden
zu anderen Teilen auf einen Haufen geworfen.
Auf diese Weise vernichtet man den historischen Bezug zwischen der Verpackung
(d.h. dem Kastenkarton oder Holzkasten) und den Teilen endgültig.
Der Kasten ist auf den Teilewert reduziert. Historisch hat er jeden Wert
verloren. Es ist nachher nicht mehr möglich, exakt zu sagen, welche Teile
einmal in dem Karton oder Holzkasten waren.
Wenn man das Vorlagenheft entfernt, um es getrennt vom Kasten in einem eigenen
Archiv aufzubewahren, begeht man einen ähnlichen schweren Frevel. Denn damit
unterbricht man den Bezug zu den Informationen, die die Firma Walther einst
zum Kasten mitgab. Das sind insbesondere die Teilezeichnungen und die
Reklame, die einen historischen Bezug hergeben.
Sollte der Karton unrettbar zerstört sein, so sollten doch die Teile und das
Vorlagenheft noch beieinander aufbewahrt werden, denn so kann man auch
später noch erkennen, welche Teile einmal zeitlich zueinander gehört haben.
Man gibt die Teile nur dann zu einem Haufen anderer Teile, wenn man die
Verpackung in den Müll geben will und die Teile nur noch zum Bauen verwendet
werden können.
Der nächste schwere Fehler ist, keine Dokumentation der Restauration
anzufertigen.
Die Dokumentation sollte folgende Elemente enthalten :
- Machen Sie ein Bild des Kastens, damit Sie später wissen, wie er aussah,
als Sie ihn bekommen haben.
- Ermitteln Sie - zumindest ungefähr - das Herstellungsdatum. Suchen Sie den
Datumsstempel !
- Fertigen Sie eine Liste der im Kasten gefundenen Stabil-Teile an.
Achten Sie dabei auch auf Erfinderbaukasten-Teile, auf Knirps-Teile, etwa den
Kurbelbolzen, oder auf Miniatur-Teile, die mit im Karton liegen könnten.
Sogar Märklin-Marbi-Teile kann man finden.
- Fertigen Sie auch eine Liste der Teile an, die Sie dem Kasten entnommen
haben. Insbesondere sind da die aussortierten Teile anderer Hersteller
gemeint. Notieren Sie, wo Sie diese Teile aufbewahren werden.
- Machen Sie eine Liste der Teile, die Sie ergänzt haben. Anhand der Liste
müssen die ergänzten Teile eindeutig wieder auffindbar sein.
- Notieren Sie alle Besonderheiten, die Ihnen an dem Kasten aufgefallen
sind. Ein Vorbesitzer kann ja schon falsche Teile einsortiert haben.
- Notieren Sie, welche Restaurationen Sie am Karton und an den Teilen
ausgeführt haben. Notieren Sie das Datum. Dann können Sie später wieder
nachlesen, was Sie an dem Kasten schon gemacht haben.
Wenn Sie einen Kasten vervollständigen, so beachten Sie folgendes :
- Verwenden Sie nur Teile, die zeitlich passen ! Lassen Sie ein Teil lieber
weg, als dass Sie ein unpassendes zufügen.
- Um Ihren Traumkasten aufzufüllen, könnten Sie in Versuchung kommen, einen
weniger attraktiven anderen Kasten auszuschlachten. Tun Sie das nicht !
Den weniger attraktiven Kasten werden Sie später vervollständigen. Wenn Sie
ihn allerdings ausgeschlachtet haben, werden Sie vielleicht später dieses Tun
bitter bereuen - wenn Sie den echten Wert des zerstörten Kastens erkennen.
- Dokumentieren Sie genau, was Sie vervollständigt haben.
- Vervollständigen Sie nur das Nötigste. Die exakte Anzahl Schrauben braucht
nicht in den Dosen zu sein. Auf einer Ausstellung merkt das keiner. Und Ihre
Erben werden auch den unvollständigen Kasten verramschen.
- Nehmen Sie keine überzähligen Schrauben oder anderen Teile aus dem Kasten
heraus ! Manchmal waren in den Kästen tatsächlich einige wenige Teile zu viel
enthalten.
Bauen Sie nie mit einem Kasten, den Sie zum Vorzeigen in Ihrer
Sammlung haben.
Durch das Bauen werden die Teile unweigerlich mit anderen Teilen vermischt,
die Sie bei Bedarf aus einem anderen Kasten oder Konvolut holen würden.
Der Kindertraum - der selbst geschaffene Kasten
In diesem Teil und auch im darauf folgenden wird beschrieben, was Sie bekommen
können, wenn Sie Objekte aus dem Nachlass eines Sammlers erwerben.
Selbst kundige Auktionatoren versteigern bisweilen abenteuerlich gestaltete
Konvolute als Kästen, eben weil ihnen die erforderlichen Kenntnisse fehlen.
Wie soll ein Händler auch wissen, wie zum Beispiel ein Kasten 55 aussah, wenn
die letzten Prospekte,
die ihn zeigen, 1925 herauskamen ?
Woher soll er wissen, dass der Kasten 55 nach 1943 nicht mehr produziert
wurde, obwohl es danach für den Kasten noch ganz normale Bauanleitungen gab ?
Wie wird er wohl handeln, wenn ein Einlieferer einen Kasten 55 aus
den 50er Jahren in wunderschönem, fast neuem Holzkasten anbietet - natürlich
aus dem Nachlass eines verstorbenen Sammlers ?
Nur in ganz seltenen Fällen steckt hinter solchen Angeboten eine böse Absicht.
Meist ist es die Unkenntnis eines Sammlers, die zu den abenteuerlichsten
Objekten führt. Woher soll ein unerfahrener Sammler auch das Aussehen -
beispielsweise eines Großkastens - kennen, wenn ihm die entsprechenden Prospekte
fehlen? Vor den Zeiten des Internets hatte ein Sammler sowieso oft nur recht
bescheidene Möglichkeiten.
Nehmen wir an, ein Sammler hat sich die Teile, die in einem Kasten 55 einst
enthalten waren, in langer Sammeltätigkeit beschafft. Was ist wohl dann
sein nächster Schritt gewesen ?
Mit höchster Wahrscheinlichkeit wird er sich einen Holzkasten gezimmert haben
nach eigenem Entwurf, einen Holzkasten, der nach seinem Empfinden optimal
eingeteilt ist. Wenn unser Sammler jedoch ein Bild eines Original-Kastens hatte,
wird er versuchen, diesem Vorbild nahezukommen.
Der Sammler erfüllt sich mit dieser Arbeit einen Kindertraum. Er ist jetzt
der stolze Besitzer dieses einstmals unerschwinglichen Großkastens.
Ganz bewusst nenne ich deshalb einen solchen Kasten einen Kindertraum.
Nach dem Tode des Sammlers gelangt der Kasten dann hoffentlich zu einem
Auktionator und nicht in den Müll.
Die Erben haben meist keinerlei Interesse an den Schätzen, kennen deren
Geschichte nicht, und möchten den alten Kram möglichst schnell gewinnbringend
versilbern.
Wenn die Erben den Aufwand über das Internet selbst scheuen, ist wieder ein
Auktionator oder Internet-Dienstleister an der Reihe.
Der glaubt natürlich, was man ihm sagt, insbesondere wenn noch eine abgehakte
Liste des verblichenen Sammlers die angebliche Vollständigkeit des Kastens
nachzuweisen versucht.
Dass im Kasten selbst vielleicht Teile aus den 20er Jahren neben Teilen
der 50er Jahre liegen, entgeht den Beteiligten aus Unkenntnis.
Für den Kenner jedoch ist solch ein Kindertraum eine Fälschung, die
gerade mal den Preis der Teile wert ist.
Also seien Sie vorsichtig beim Kauf der Nachlässe von Sammlern, insbesondere
wenn von nachweislich vollständigen Kästen die Rede ist.
Achten Sie auf Hinweise, wie "Originalkarton" oder "Original-Holzkasten".
Der links abgebildete Kasten ist ein Beispiel so eines Kindertraums.
Er wurde nicht von Walther produziert, sondern von einem
Sammler zusammengestellt.
Der Kasten wurde bei einer Auktion angeboten als
1 Walther's Metall-Baukasten Stabil Nr. 54, in Luxuskassette/Holz,...
erstklassige Erhaltung.
Dass auf den Schraubenschachteln die Zahl 54 nicht original ist, insbesondere
dass die Ziffer 4 ein aufgeklebtes Papierschnipselchen ist, hätte dem
Auktionator auffallen müssen !
Der Gesamteindruck ist dennoch sehr gut. Außen auf dem Deckel - hier nicht
sichtbar - ist das weinrot/schwarze Deckelbild der frühen 30er Jahre
aufgeklebt. Innen im Holzkasten sind Pappen und Schachteln befestigt, die
außen sorgfältig mit blauer Plastikfolie überzogen sind.
Der Bastler hat sich wirklich viel Mühe gegeben.
Bei den Teilen wurde versucht, die bestaussehenden aus allen Perioden
zusammenzubringen.
Die Schnur- und Flanschenräder sind aus Messing, also aus der Zeit 1927-1936.
Die Füllplatten 95 sind in gelb und blau enthalten, also aus der Zeit ab 1957.
Die kleinen Autoreifen 84b sind aus der Zeit nach 1966.
Leider sind in den Packen von Flach- und Winkeleisen nicht nur optimale
Teile. So fanden sich in den Packen von Winkeleisen auch einige stärker
angerostete aus der Zeit von 1921-1924.
An Vorlagenheften liegen das Heft 53-55 von 1925, das Heft 53-55 von 1940
und das Heft 49-52 von 1938 bei.
Ganz bewusst wurde auf die Beigabe der Wandfüllungen 148a-d verzichtet.
Auch die biegsame Welle 34c fehlt, weil sie der Zusammensteller offenbar nicht
kannte.
Dem Kasten liegt eine Liste bei, die der Bestückung eines Kastens von 1958
entspricht. Aber in dieser Inhaltsliste der Fa. Walther sind Druckfehler.
Und der Hersteller des Kindertraums hat die Druckfehler nicht erkannt, sondern
den Kasten danach - entsprechend den Druckfehlern - auch falsch bestückt.
Es fehlen deshalb die Autoreifen 84a. Sie würden in den Holzkasten auch gar
nicht mehr hineinpassen.
Leider sind am Ende dann auch noch, obwohl angehakt, nicht alle Teile im Kasten
enthalten.
Leider gibt es viele solche Kindertraum-Kästen. Viele 55er Kästen dieser
Art sind bekannt. Die Holzkästen sind meist den Abmessungen des Originalkastens
angeglichen. Doch hat manchem Bastler das handwerkliche Geschick gefehlt.
Wenn der Kasten nicht gebeizt ist, die Fächerabtrennungen schräg gesägt sind
oder gar Leimflecken an vielen Ecken sichtbar sind, dann kann man eine Fertigung
durch die Fa. Walther durchaus anzweifeln.
Es ist außerdem ziemlich wahrscheinlich, dass man den Holzkasten für den 55er
separat kaufen konnte. Wenn das bei Walther direkt nicht möglich war, so gab
es sicher Spielwarenhändler, die mit einem lokalen Schreiner zusammenarbeiteten.
Kästen 55, die auf diese Weise - dann jedoch auch schon in den 30er
Jahren - entstanden sind, dürften von Originalkästen kaum mehr zu
unterscheiden sein.
Sogar für Federmotore haben Bastler wunderschöne
Holzkästchen gezimmert.
Der aufgefüllte Kasten
Ich erzähle jetzt ein Geschichte, wie eine historische Rarität von einem oder
mehreren Sammlern hergerichtet wurde. Oder sollte man besser sagen
"hingerichtet"? Das Ergebnis ist schlimm.
Aber, hatten diese Sammler denn überhaupt eine andere Wahl?
Stellen Sie sich vor, ein Sammler findet auf einem Flohmarkt einen Karton
eines Kastens 54. Der Karton ist schon stark abgenützt. Im Kasten sind
nur noch wenige Teile enthalten. Wahrscheinlich hat der erste Besitzer
noch ein großes Modell gebaut, das dann lange Zeit als Schmuckstück sein
Zimmer zierte, während der verbleibende Kasten auf dem Dachboden verstaut wurde.
Danach trennten sich die Wege von Modell und Kasten. Das Modell ging verloren,
der Kasten landete Generationen später auf dem Flohmarkt.
Gehen wir nun einmal gedanklich zurück in die Vor-Internet-Zeit, wo man
Unterlagen zu Stabil fast nur auf Auktionen finden konnte.
Unser Sammler forschte damals nach, denn den Kasten 54 gab es doch gewöhnlich
nur im Holzkasten. Er wurde fündig bei einem Sammlerkollegen, der ein
Vorlagenheft des Jahres 1918 besaß. Darin fand er auf den letzten Seiten eine
Reklame, in der der Kasten 54 in Kartonverpackung angeboten wird.
Ein anderer Sammlerfreund fertigte ihm eine Kopie des Deckblattes und
des Inhaltsverzeichnisses eines Vorlagenheftes von 1917 an.
Es stand damit fest : Der Kasten stammt aus den Jahren 1917 oder 1918.
Erst weit später konnte dann ermittelt werden, dass der Kasten als
Weihnachtsgeschenk in 1918 gekauft wurde.
Jetzt beginnt unser Sammler mit der Restauration. Der Karton ist stark
beschädigt. Mit viel schwarzem Papier, mit viel Mühe und viel
Buchbinderwissen wird der Karton wieder handhabbar gemacht.
Leider sieht man jetzt vom Deckel des Kastens nur noch das Deckelbild. Der
Rest wird von neuem Papier bedeckt.
Auch der Unterkasten und der Einsatz sind an den Seiten mit neuem Papier
beklebt. Nur die Innenverkleidung der Fächer dürfte noch das originale Schwarz
zeigen. Der Karton ist jetzt wieder benützbar und handhabbar, was eine
notwendige Verbesserung ist.
Nun beginnt unser Sammler die fehlenden Teile zu ergänzen. Er ergänzt, wie es
ihm passend und plausibel erscheint. Seine Teilefunde aus verschiedenen
Konvoluten helfen ihm dabei.
Später ist der Kasten verkauft worden. Mehrere andere Sammler haben den
Kasten besessen. Auch sie haben "verbessert" und ergänzt.
Das Ergebnis zeigt das Foto.
Unverzeihlich ist, dass ein früherer Besitzer die Zahl 54 auf dem Deckelbild
weg radiert, ein anderer sie darüber mit blauem Kuli nachgekrakelt hat.
Wenn man heute die Teile im Kasten betrachtet, so kann nahezu bei
jedem Teil gerätselt werden, ob es original ist oder nicht.
Auffällig sind jedenfalls die zugefügten Kriegsteile aus dem zweiten Weltkrieg.
Vielleicht hat ein früherer Besitzer gedacht, man würde es nicht merken,
wenn Kriegsteile aus dem ersten Weltkrieg mit solchen aus dem zweiten
Weltkrieg gemischt werden.
Aber auch einige Teile guten Zustandes von etwa 1914 sind enthalten. Andere
fehlende Teile dürften der Konvolutkiste entnommen sein.
Wieder andere Teile fehlen bis heute.
Generell ist höchst zweifelhaft, ob damals überhaupt schon Klammern zum
Bündeln von Teilen im Kasten verwendet wurden. Bekannt jedoch ist, dass
Teile durch Schraube und Mutter oder durch eine Schnurschlinge gebündelt wurden.
Definitiv nicht original sind die Teile :
- Alle 25-Loch-Flacheisen und alle 25-Loch-Winkeleisen sind Kriegsteile
von etwa 1941.
- Viele silbergraue und dunkelgraue Flacheisen stammen auch von etwa
1941.
- Alle durchbrochenen Platten 1b, 1c, eine 1e, sie sind alle von etwa 1941.
- Alle Winkel sind neuer, denn sie sind vernickelt.
- Die langen Schrauben 3b und 3c sind neueren Datums, es ist sogar eine
Schraube von Märklin dabei.
- Zwei Kurbeln sind vermessingt (also ab 1921), alle Stellringe sind aus
Zink (1941), eine Antriebsrolle ist aus Messing (bis 1914), vier der enthaltenen
Klemmscheiben sind aus Messing von 1914 und 1925.
- Die beiden Schraubenschlüssel haben eine Prägung "Stabil", was erst nach
1924 erfolgte.
- Das Windrad 13 und das Kreissägeblatt 14 sind hochglänzend vernickelt,
was auf 1914 oder früher hindeutet.
- Die große Lochscheibe von Holz 15a ist ein modifiziertes Record-Teil,
das in den 30er Jahren auch Stabil-Baukästen beigegeben wurde.
- Das Scheibenrad 23 ist aus dickem Massivmessing, etwa von 1914.
- Die Sperrfedern 27 sind vernickelt, was erst 1950 erfolgte.
- Eine Walze 31 von 50mm und 2 Walzen mit Schnurrille 31a, die helleren
Walzen, sind neueren Datums.
- Die Drahtösen 40 sind zu lang. Die Kolbenstangen 28 haben zu lange
Gewinde.
- Wellenkupplung 36 (6-kant) und Gabelband 41
entsprechen Teilen ab 1927.
Sicherlich original sind folgende Teile :
- Alle 10-Loch- und 15-Loch Winkeleisen, viele Flacheisen.
- Die Platten 1d und eine 1e (sie ist nicht vernickelt).
- Die meisten Schrauben und Muttern.
- Die Schnurräder 5 und Flanschenräder 22.
- Eine Kurbel (sie ist vernickelt), eine Antriebsrolle und vier Klemmscheiben,
denn sie sind aus vermessingtem Eisen.
- Die Kegelräder, denn sie sind aus Aluminium ohne Nabe.
- Die Zahnräder 25a und 25b, denn die haben nur 58 bzw. 96 Zähne.
- Die 8 Windflügel 26 und die Baggerschaufeln 30. (Letztere sind sogar noch
auf der originalen, schwarzen, glänzenden Pappe aufgenäht.)
- Eine Walze 31 von 50mm und 2 Walzen mit Schnurrille 31a (dunkler).
- Die Förderhaken 37, denn sie sind aus dickerem Blech.
Die Aufzählungen sind nicht ganz vollständig. Bei einigen Teilen kann die
Originalität nicht ermittelt werden. Es fehlen auch einige Teile im Kasten.
Der oben gezeigte Kasten ist wirklich eine ganz besondere Seltenheit.
Durch die Hände von wie vielen Sammlern ging dieser Kasten wohl schon ?
Wie viele Sammler haben an dem Kasten schon herumgewerkelt und
verschlimmbessert ? Es ist nicht mehr nachvollziehbar, denn die damaligen
Eigentümer sind verstorben.
Das Foto links hat mir M.K. vor vielen Jahren zukommen lassen. Es zeigt
einen Holzkasten, der zu einem Stabil Nr. 53 der 10er Jahre gehört.
Das Deckelbild hat ursprünglich einmal den gesamten Deckel bedeckt.
Die seitlichen weißen Ränder des Deckelbildes sind wohl einer
Grobrestauration zum Opfer gefallen. M.K. hat das Objekt so fotografiert,
wie er es beim Sammler vorfand.
In den 10er Jahren hatte der Kasten Nr. 53 einen weitaus geringeren Inhalt als
ab 1921. Es sind viele neuartige Teile hinzugekommen und die Anzahl der
schon enthaltenen Teile wurde deutlich vermehrt.
Der hier gezeigte Kasten wurde auf den Stand von etwa 1926 aufgefüllt.
Die 1927 eingeführten Patentzahnräder fehlen nämlich. Leider sind die
zugefügten Teile aus anderen Jahren, so haben die Messingzahnrädchen eine
Nabe, und das Kronenrad hat 5 Löcher, was auf >=1928 hinweist.
Das Zahnrad 25a ist anscheinend aus Zink und wäre dann den Jahren um 1941
zuzuordnen.
Vielleicht hat schon in den frühen 20er Jahren ein Vorbesitzer seinen alten
Kasten 53 durch Nachkauf von Teilen erweitert. Er hat vielleicht nicht alle
noch erforderlichen Teile erwerben können.
Erst ein späterer Sammler hat dann die fehlenden Teile ergänzt.
Letztendlich haben wir es hier mit einem Konvolut zu tun, das in der Holzkiste
eines Kastens 53 aus den 10er Jahren noch gut Platz findet.
Der unten gezeigte Kasten wurde in einer Ausstellung als Kasten 51
von 1919 präsentiert. Ich habe dazu die Zeichnung eines Kastens 51 gesetzt, wie
sie in den Prospekten von 1914 und
von 1920 gezeigt wird.
Dass die Holzkästen so eingeteilt waren, wie es auf den Bildern in den
Prospekten gezeigt wird, wurde durch viele Funde bewiesen.
Dass auch die Kartonverpackungen in ihrer Fächereinteilung den Bildern aus
den Prospekten entsprechen, wurde durch mehrere Funde bestätigt.
Offensichtlich ist also dieser Karton nicht original.
Bei den Teilen ist dagegen klar zu ersehen, dass diese eindeutig aus der
genannten Zeit stammen - soweit man das am Foto erkennen kann.
Wir haben hier einen der wenigen Fälle vor uns, bei dem die Teile zweifelsfrei
eine zeitliche Zuordnung rechtfertigen.
Was jedoch weitere Zweifel hervorruft, sind die neuen glänzenden runden Köpfe
der Befestigungsklammern für die Teile im Kasten. Überhaupt gilt es als höchst
zweifelhaft, ob damals überhaupt Teile mit Klammern im Karton
befestigt wurden.
Es wird generell angenommen, dass die Teile bei damals neu produzierten Kästen
auf den Kartoneinlagen aufgenäht waren. Dies ist durch mehrere Funde belegt.
Die Schrauben waren in den 10er Jahren in besondere Löcher der Kartoneinlagen
eingesteckt. Bei größeren Kästen waren mehrere Flacheisen durch Schraube
und Mutter gebündelt.
Aus den 20er und 30er Jahren ist bekannt, dass längere Schrauben von hinten
durch die Pappe gedreht wurden. Auf diesen Schraubenschaft wurden dann Räder
und andere Teile aufgesetzt. Wahrscheinlich wurden die Befestigungsklammern bei
Stabil erst in den 50er Jahren verwendet, um bei neuen Kästen die Teile auf
den Pappen zu fixieren. Für gesicherte Aussagen fehlen noch Funde.
Weitere aufgefüllte Kästen sind aus den frühen 70er Jahren
bekannt.
Die Motivation für das Auffüllen war damals wohl weniger die Vervollständigung
eines seltenen Sammelobjektes. Solche Objekte habe ich bei den
Stabilbaukästen ab 1950
beschrieben. Auch die damaligen Chaos-Kästen sind da zu nennen.
Restauration von Teilen und Kästen
Restaurieren Sie die vernickelten Teile nach den Anleitungen, die Sie
für Meccano-Teile der Nickel period, also bis etwa 1925, im Internet
finden können [Nickel plating].
Einölen hat schon immer genützt. Gummiteile (Autoreifen) dürfen aber
nicht mit Öl in Berührung kommen.
Selbst die Firma Walther empfahl schon früher, die Teile von Zeit zu Zeit
mit einem in Terpentinöl getränkten Woll-Läppchen zu überreiben.
Ich selbst verwende Mechanik-Öl, 100ml für 1 Euro. Vergleichbares Öl findet man
in Nähmaschinen-Geschäften, wo es der Verkäufer für z.B. 4 Euro anbieten
könnte, ohne dass ihm die Schamröte ins Gesicht steigt. Andere Sammler greifen
zu Ballistol oder WD-40, wobei bei letzterem noch keine Langzeiterfahrungen
vorliegen.
Handschweiß ist ein übler Rosterzeuger. Deshalb geben Sie Vaseline oder
Nähmaschinenöl vor dem Bauen auf Ihre Hände. Nehmen Sie kein Motorenöl, denn
dem können gesundheitsschädliche Stoffe beigemischt sein.
Wenn Sie ein Modell zerlegt haben, wischen Sie die Teile mit einem leichte
eingeöltem Tuch ab.
Öl ist nämlich nicht nur ein wundervolles Reinigungsmittel, das den Schmutz
auch aus den hintersten Ecken der Teile herausholt. Es konserviert das Teil
auch dauerhaft.
Aber beachten Sie : Wenn zu viel Öl an den Teilen ist und Sie geben die
Teile in den Karton eines Kastens, so finden Sie später Ölflecken in dem
Kartonpapier, was Sie bei einem restaurierten Kasten sicherlich nicht wollen.
Das Papier in den Fächern saugt nämlich das Öl gerne auf.
Wenn Sie alte Stabil-Teile bekommen, so können Sie diese mit Öl behandeln.
Schon beim Abreiben kann sich oberflächlicher heller Rost ablösen.
Bei dunklerem Rost nehmen Sie ein Tuch, das sie mehrfach um die Spitze eines
Schraubenziehers wickeln, und damit lässt sich - durchaus mit etwas Kraft -
mancher Rost wegreiben.
Achten Sie aber darauf, dass das Metall des Schaubenziehers nicht durch
das Tuch dringt. Die Kratzer bleiben später sichtbar.
Auf größere Roststellen geben Sie ebenfalls Öl. Öl lockert den Rost ein wenig.
Dann nehmen Sie eine Drehbürste, die man in eine Bohrmaschine einspannen kann.
Die Borsten dieser Bürste sollen aus dünnem Messingdraht bestehen.
Spannen Sie die Bohrmaschine in eine feste Halterung - etwa in einen Bohrständer.
Mit dieser Vorrichtung können Sie den Rost sicher wegbürsten - es wird dabei
aber auch die Nickelschicht weggebürstet. Achten Sie darauf, dass der
Rost- und auch Nickelstaub immer von Ihnen weg fliegt. Am besten saugen Sie ihn
gleich mit einer passenden Vorrichtung auf, denn er ist gesundheitsschädlich.
Am Ende das Teil ölen !
Wenn sich der Rost zu tief in das Metall gefressen hat, entsorgt man das Teil
am besten, oder Sie sägen es in kleinere noch verwendbare Teilstücke (z.B. bei
Flacheisen).
Chemisches Entrosten ändert die hellbraune Farbe des Rostes in eine
graue des blanken Eisens. Versuchen Sie es mit Zitronensaft.
Den gibt es im Getränkemarkt in Flaschen, 0.7l etwa 1 Euro (in 2008).
Nach der Behandlung gut wässern.
Am Ende unbedingt einen Tropfen Öl in alle Ritzen und Nuten geben,
und die Teile mit einem leicht eingeölten Lappen abreiben.
Sonst rostet das Blech gleich wieder.
Man kann die entrosteten Teile mit Stahlwolle nacharbeiten. Auch die oben schon
beschriebene Messingbürste zum Einspannen in eine Bohrmaschine ist gut geeignet.
Man bekommt dann das matte Grau des entrosteten und nicht mehr vernickelten
Metalls wieder glänzend. Am Ende ölen !
Haben Sie auch keine Hemmungen, Teile zu zersägen. Aber machen
Sie das erst, wenn Sie das entsprechende Teil für ein Modell brauchen.
Wenn Sie einen Kasten eines anderen Systems mit Stabilteilen nachbilden wollen,
so ist das Materialverschwendung, denn Stabil bevorzugt andere Teilelängen als
die sonstigen Systeme.
Von den 25-Loch- und den 11-Loch-Flacheisen hat man als langjähriger Sammler zu
viele, wogegen etwa 4-Loch-Flacheisen fehlen.
Winkel kann man auch aufbiegen - von 90° auf 135° etwa. Man erschafft sich so
etwa ein Gegenstück zum Meccano-Teil 12c.
25-Loch-Winkeleisen kann man zersägen, etwa für 15-Loch-Winkeleisen.
Aus den 10-Loch-Resten kann man 5+5, 4+6 oder 3+7 als Winkeleisen schaffen.
Wenn die Zahnstangen 20 in einem Modell nicht passen, kann man ein
25-Loch-Winkeleisen in Teilstücke 9+9+7 zersägen.
11-Loch-Winkeleisen dagegen bekommt man besser aus abgebogenen Platten 1c.
Die Enden sollten Sie bei so hergestellte Teile an den Kanten immer abrunden,
um Verletzungen zu vermeiden.
Nachvernickeln ist eine Sünde. Nachvernickelte Teile in einen Kasten
geben, ist eine schwere Sünde. Wer aber nachvernickelte Teile einem Kasten aus
den 10er Jahren beigibt, begeht eine Todsünde. Doch wer hat noch nie gesündigt !
Die nachvernickelten Teile sehen natürlich besser aus. Aber sie unterscheiden
sich auch von den älteren Teilen, weil sie ohne Kratzspuren sind, hell
glänzen, und weil die neu aufgebrachte Nickelschicht eine andere Färbung
des Glanzes zeigt. Siehe auch
Stabil : Flacheisen.
Wenn Sie mit den Teilen nur noch bauen wollen, ist gegen eine Nachvernickelung
nichts einzuwenden. In einem restaurierten Kasten sollten sie nicht enden.
Gewindestifte sind fast immer angerostet. Ölen ist die minimalste
Behandlung. Eine Mutter sollte sich über das gesamte Gewinde, von einem bis zum
anderen Ende drehen lassen. Wenn es klemmt, kann man mit Öl und leichter Kraft
die Mutter weiter drehen. Rost wird dabei etwas gelöst. Verletzte Stellen
im Gewinde werden dadurch wieder etwas gerichtet.
Wenn der Rost stärker ist, legt man die Gewindestifte in Zitronensaft
(siehe oben). Man kann Gewindestifte und Zitronensaft
auch in ein Ultraschall-Reinigungsgerät geben. Es geht dann schneller.
Nachher gut wässern, ölen und prüfen, ob eine Mutter sich über den gesamten
Gewindestift drehen lässt.
Das Gerade-Biegen von Gewindestiften ist - wie bei Flacheisen auch -
durchaus möglich. Es ist aber darauf zu achten, dass das Gewinde dabei nicht
beschädigt wird. Man stellt zum Beispiel den Gewindestift senkrecht zwischen
zwei Holzstücke (z.B. Sägereste von Dachlatten). Das Gesamte klemmt man nun
zwischen die Backen eines Schraubstocks. Vorsichtig kann man nun den
Gewindestift von Hand wieder gerade biegen.Man muss schon etwas probieren.
Der Gewindestift ist gerade, wenn er leicht über eine ebene glatte Flache
rollt.
Auseinandersägen sollte man Gewindestifte mit dem BSW-5/32"-Gewinde
nur im Notfall - etwa wenn ein Teil des Gewindestiftes zerstört ist.
Wenn man nur Sonderlängen zum Bauen benötigt, sollte man nicht zögern,
auf M4-Gewindestangen zurück zu greifen. Die gibt es in jedem Baumarkt.
Man kauft sich dann eben noch einige M4-Muttern dazu.
Aber Achtung:
- In restaurierten Baukästen dürfen M4-Gewindestifte nicht vorkommen.
Man erkennt sie sofort.
- M4-Muttern müssen immer getrennt von normalen
Stabil-Muttern aufbewahrt werden.
(Siehe Metrische Gewinde und
Aussortieren fremder Gewinde.)
Messingteile von Walther können so restauriert werden, wie das im
Internet für Messingteile von Meccano oder Märklin beschrieben ist.
Ähnliches gilt für die anderen Materialien, die in Metallbaukästen anzutreffen
sind. In der Meccano-Welt findet man sehr viele Tipps zu diesem Thema.
Ich persönlich bevorzugte das Abreiben mit Sidol.
Hinweise zur Reparatur von Motoren finden Sie bei der
Dokumentation der
Stabil-Motore.
Manche Sammler setzen es sich in den Kopf, einen kleinen, noch gut erhaltenen
Karton wieder in den Originalzustand zu versetzen.
Dazu sind oftmals die alten Teile wieder auf die Grundpappen aufzunähen.
Das ist zwar eine Verschwendung von Material, aber manchem Sammler mag
so ein Tun Freude bereiten.
Aber bitte, lieber Sammler, sorgen Sie zuerst einmal dafür, dass Sie zeitlich
passende Teile haben, bevor Sie aufnähen.
Sehen Sie sich die Prospektbilder an, damit Sie wissen, in welcher Anordnung
die Teile aufzunähen sind.
Verwenden Sie dickeren Faden (dünne Schnur) von rotbrauner Farbe für Kästen mit
orangefarbener Grundpappe aus den 50er Jahren. Für frühere Kästen, insbesondere
für solche mit dunkelblauer Grundpappe und für die Kästen vor 1930, empfehle
ich Heftfaden von weißer Farbe, denn dieser wurde in den Kästen wiederholt
als Überbleibsel gefunden.
Nicht alle Teile sind anzunähen. Räder wurden in den 50er Jahren meist mit
Musterklammern angebracht.
(Musterklammern sind diese vermessingten runden Köpfchen mit nach Außen
biegbaren Schenkeln, mit denen man Drucksachen verschließt. In den
Stabil-Vorlagenheften der 50er Jahre werden sie als "Heftklammern" bezeichnet.)
Für Musterklammern sind in der Grundpappe größere Löcher oder passende kleine
Schlitze vorhanden.
In den 30er Jahren wurden Räder dagegen auf Schrauben gesteckt,
die von unten in die farbige Pappe gedrückt waren. Unter dem Schraubenkopf
lag im Karton eine Lage Wellpappe.
Als Ergänzung soll hier noch gesagt sein, dass in den 10er Jahren bei vielen
Kästen sogar einzelne Schraube in ein Loch einer Pappe gesetzt wurden.
Der Sammler und die Gemeinschaft
Was auch immer das Motiv eines Sammlers sein mag, es lässt sich gut oder
schlecht darüber denken. Man kann von der Freude an den Erinnerungen der
Kindheit reden, aber auch vom Nachholen früherer Wünsche.
Bittere Menschen reden von Fetischismus, nicht vollständig durchlebter
Analphase oder sonstigen vermeintlich psychologischen Halbwahrheiten.
Wenn man dabei noch an einen Sammler denkt, der, wie der böse Zwerg im Märchen
von Schneeweißchen und Rosenrot, seine Schätze gierig und nur für sich sammelt
und in einer Art Schatzkammer hortet, so mag man psychologischen Dünkeln
durchaus zuneigen.
So bat ich mal bei einer Spielzeug-Auktion einen Mann, mich einen Blick in
seinen Katalog werfen zu lassen - ich hatte keinen Katalog gekauft, weil mich
bei der Auktion nur wenige Artikel interessierten.
Der Mann giftete mich daraufhin lauthals an, seine Gebote gingen mich überhaupt
nichts an und sein Sammeln schon gar nicht.
Er schimpfte noch weiter, wobei er auch vom Schmarotzen keifte.
Dieser Mann erinnerte mich genau an den garstigen Zwerg im genannten Märchen -
er hatte nur keinen Bart. Ein armer Mensch !
Bedenken Sie als Sammler, dass Ihre Kästen bei Ihnen in der Wohnung
solange verstauben, vergilben, verschimmeln, stocken oder mit Spinnenkot
verschmutzt werden, bis Ihre Erben sie verramschen oder entsorgen.
Vielleicht sollten Sie öfters Ihre Schätze lüften und anderen Sammlern zeigen,
wie schön doch Ihre Kinderspielzeuge waren.
Bleiben wir also beim Sammler, der aus Freude sammelt und der diese Freude mit
anderen teilen will, besonders wenn diese anderen die gleichen Gegenstände
sammeln.
Viele dieser Sammler finden Sie im
Freundeskreis Metallbaukasten (die
Internetseite ist nicht immer aktuell).
Um teilnehmen zu können, müssen Sie sich registrieren. Sie müssen dabei
eigentlich nur eine eigene E-Mail-Adresse und ein Passwort angeben.
Sie bekommen danach keine Spam-E-Mails.
Kosten entstehen Ihnen dadurch auch nicht.
Die Teilnehmer des Freundeskreises sind zunächst nur über die genannte
Mailing-Liste untereinander verbunden. Die einzelnen E-Mails sind über
Suchmaschinen (wie z.B. Google) nicht erreichbar. Ihre Mitteilungen werden also
nicht aller Welt bekannt gemacht, sondern nur den Listen-Teilnehmern.
Darüber hinaus findet im Oktober ein 2- bis 3-tägiges alljährliches
Treffen in einem Hotel statt, meist in Bebra.
Die Teilnahme ist rein freiwillig.
Bei den Treffen führen die Teilnehmer ihre neuesten Modelle vor, historisch
interessante Kästen werden gezeigt, mechanische und technische Erfahrungen
werden ausgetauscht.
Der Freundeskreis Metallbaukasten ist kein Verein. Es gibt keinen Vorstand
und keinen Kassierer. Dadurch entfällt auch die Bürokratie.
Die Mitglieder des Freundeskreises helfen einander gegenseitig durch E-Mails.
Eine offizielle Zeitschrift des Freundeskreises gibt es nicht.
Aber einige Mitglieder des Freundeskreises geben eine Zeitschrift
Schrauber & Sammler
zum kostenfreien Download heraus.
Eine weitere Möglichkeit des Austausches von Informationen bietet das
Metallbaukasten Forum.
Das Metallbaukasten FORUM ist ein typisches Internet-Forum.
Man kann ohne Anmeldung hineinschauen und Texte lesen. Wenn man Bilder sehen
will, oder wenn man Beiträge schreiben will, muss man sich jedoch anmelden.
Wer also aktiv mitmachen will, muss sich zuerst registrieren.
Sie müssen einen frei wählbaren Benutzernamen, ein Passwort und eine
E-Mail-Adresse angeben. Anschließend bekommen Sie eine E-Mail. Darin wird
erklärt, wie Sie Ihre Registrierung bestätigen.
Nach der Bestätigung können Sie sich mit Benützername und Passwort anmelden.
Des weiteren gibt es das Metallbaukasten-Wiki, also eine Wikipedia nur zum
Metallbaukasten.
Stefan Helbing betreibt diesen Internetauftritt.
Man findet dort zunächst einmal einige grundsätzliche historische
Artikel zum Metallbaukasten.
Weiterhin gibt es dort Links zu fast allen Internetauftritten von Freunden des
Metallbaukastens.
Übrigens :
Sollten Ihnen meine Seiten neues Wissen vermittelt haben, würde ich mich
freuen, wenn Sie Ihrerseits mir noch Unbekanntes
mitteilen. Meine Anschrift finden Sie im
Impressum.
Nur durch einen Informationsaustausch ist es möglich das vorhandene Wissen
auf Dauer der Nachwelt zu erhalten.
Bedenken Sie bitte, es gibt kein Firmenarchiv der Firma Walther, in dem man
stöbern könnte.
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