Walther's Maschinen-Baukasten


Der alte Maschinen-Baukasten 1910-1920

1910 wurde ein Gebrauchsmuster auf den Maschinen-Baukasten erteilt. Dieser Holzbaukasten, mit dem man Turbinen, Wasserräder und Windräder bauen kann, ist eine Weiterentwicklung des schon bestehenden Holzbaukastens Record. Die Kästen sind jedoch ein eigenständiges System. Sie sind keine Zusatzkästen von Record, obwohl die Teile des Maschinen-Baukastens mit den Teilen des zeitgenössischen Record-Baukastens kombiniert werden können.

Den Maschinen-Baukasten gibt es mit Bauklötzen des "kleinen Kalibers" und mit Klötzen des "großen Kalibers".
Die Klötze des großen Kalibers haben einen Lochabstand von 20mm. Die Bohrungen haben einen Durchmesser von 5.7mm.
Die Klötze des kleinen Kalibers haben einen Lochabstand von 15mm. Die Bohrungen haben einen Durchmesser von 4.8mm.
Die Rundstäbchen haben jeweils einen etwa 0.1mm kleineren Durchmesser.
Damit Sie sich ein Bild von den beiden Kalibern machen können, habe ich ein Foto eines Kreissägemodells im großen und im kleinen Kaliber gemacht.


No. PackungMaße in mmKaliberInhalt
30/1 Karton 360*240*60kleineinfach
30/2 Kasten 360*240*60kleineinfach
30/3 Karton 420*290*60kleindoppelt
30/3aKasten 430*300*65kleindoppelt
30/4 Karton 460*300*80großeinfach
30/4aKasten 470*310*85großeinfach
Die Kästen mit dem kleinen Kaliber (15mm Lochabstand) hatten gemäß Prospekt von 1914 die Nummern 30/1, 30/2, 30/3, 30/3a, während für Kästen des großen Kalibers (20mm Lochabstand) die Nummern 30/4, 30/4a verwendet wurden.

Die Kästen 30/3, 30/3a enthielten eine doppelte Menge an Bauteilen. Die Werkzeuge und das Vorlagenheft waren nur einmal enthalten.

Die Kästen waren in Karton oder im Holzkasten lieferbar - zumindest ab 1914. Alle hier gezeigten Kästen sind jedoch in einem Holzkasten enthalten. Das war wohl am Anfang die gebräuchlichste Verpackung.

Jeder Kasten bildete eine in sich geschlossene Einheit. Es gab keine Ergänzungskästen.

Die in der Tabelle angegebenen Maße stammen aus dem Prospekt von 1914. Die Abmessungen gefundener Kästen weichen davon bis +-7mm ab.

Kasten 30/1 und 30/2 Kasten 30/3 und 30/4
Die beiden Bilder oben wurden dem Prospekt von 1914 entnommen. Die Bezeichnungen unter den Bildern sind nicht richtig. Sie wollen uns vielleicht nur sagen, dass die Teile in den Karton-Verpackungen genauso einsortiert waren wie in den Holzkasten-Verpackungen.
Das erste Bild zeigt jedenfalls einen Kasten 30/2 in Holzkasten-Verpackung, das zweite Bild einen Kasten 30/3a, ebenfalls in Holzkasten-Verpackung.

 Schneider
1911
Weber
1911/12
Glaser
1912
Kurtz
1912
Weber
1913
Calc.
1914
Schneider
1915
Sept.
1920
30/1 SFr 8.505.50 5.75SFr 8.505.506.0059.00
30/26.00        
30/3      11.5010.50110.00
30/3a10.50        
30/4  9.00 10.00SFr 14.0010.00 125.00
Die Preise von 30/3 und 30/3a sowie von 30/4 und 30/4a waren gleich. Der 30/2 war laut Händlerprospekt von 1914 etwa 10% teurer.
Im Preis war der Kasten 30/2 mit dem Stabil 50 zu vergleichen. Der 30/4 lag etwa 20% höher als ein Stabil 51.

Die Tabelle rechts zeigt die gefundenen Preisangaben. Die Preise aus den Katalogen waren bereits im November des Vorjahres gültig.

Die Angaben stammen aus zeitgenössischen Katalogen namhafter Spielzeughändler. Die Zuordnung erfolgte bei Glaser anhand von Kastenmaßen. Bei Kurtz ist nur von großem und kleinen Kaliber die Rede.
Bei den Daten aus den Katalogen von Franz Carl Weber aus Zürich ist der Wechselkurs 0.81 RM = 1 SFr. zu berücksichtigen. Dann kam noch Zoll dazu.
Aus dem Händlerprospekt von 1914 wurde auch ein Endverkaufspreis (Calc. 1914) errechnet.
Der Preis von 1915 wurde dem Katalog von Oskar Schneider aus Leipzig entnommen. Darin wird auch von größeren Maschinen-Baukasten gesagt, dass es derselbe größer und mit dem doppelten Inhalt ... sei. Die gleichen Preise hatte Schneider auch schon 1911.
Der Preis von 1920 lässt bereits die beginnende Inflation erkennen.


Bilder eines Kastens 30/4a

Kasten
Inhalt
(Bilder Jürgen Kahlfeldt)

Bilder eines Kastens 30/2

Kasten 30/2, kleines Kaliber in Holzkasten

Der Kasten oben enthält Bauklötze des kleinen Kalibers. Die enthaltenen Metallteile (siehe unten rechts) sind verzinkt und waren früher hell glänzend. Sie lagen alle in dem Pappschächtelchen. Zum Verbinden der Teile liegen viele kleine Stäbchen im Kasten. Diese sind in der kleinen Schachtel oben neben dem Unterkasten gesammelt.
Das Deckelbild hat bereits eine aufgedruckte Schrift "Walther's Maschinen Baukasten". Beim zuerst gezeigten Kasten 30/4a war die Schrift noch gemalt. Der Kasten 30/2 ist sicherlich neueren Datums. Das Vorlagenheft enthält auch fünf Modelle mehr.


Modelle aus dem Vorlagenheft für den alten Maschinen-Baukasten

Die Modelle sind allesamt recht einfach und können schnell zusammengesteckt werden. Man muss aber für manches Modell nach Stäbchen der passenden Länge suchen. Manchmal reibt eine Achse auch etwas zu fest in den Löchern. Dann muss man das entsprechende Achsstück mit Sandpapier etwas dünner machen. Ein Stück Sandpapier liegt im Kasten.
Wenn darauf eine Rolle nicht mehr fest auf dem Rundstäbchen sitzt, so wickelt man einen Faden um das Stäbchen und quetscht dann die Rolle darauf. Diese kleinen Tricks sind alle am Anfang im Vorlagenheft erklärt.

Schnitt durchs Hammerwerk Hammerwerk

Wasserrad mit Metallschaufeln Stirnradgetriebe

Jedes der bisher gefundenen Vorlagenhefte umfasst 24 Seiten. Die Modelle sind als Handzeichnungen dargestellt. Diese Handzeichnungen sind fast alle mit "gez. F.W." (gezeichnet Franz Walther) signiert.
Das älteste bekannte Vorlagenheft lag dem Kasten 30/4a bei. Es zeigt nur 15 recht einfache Modelle. Zu dem neueren Kasten 30/2 gehört dagegen ein deutlich erweitertes Vorlagenheft. Auf seinen 24 Seiten sind jetzt 20 Modelle beschrieben. Die Inhaltsliste für den neueren Kasten weist jetzt auch einige zusätzliche lange Rundstäbe auf, die die Baumöglichkeiten doch deutlich erweitern.
Die alten und die neuen Inhalte zeigt eine Tabelle, die aus beiden Vorlagenheften erstellt wurde. Jürgen Kahlfeldt hat die genauen Maße der Teile in die Tabelle eingearbeitet.
Die Vorlagenhefte zeigen auch eine Abbildung aller Teile.

Das umfangreichere Vorlagenheft des älteren Maschinenbaukastens ist verfügbar. Jürgen Kahlfeldt hat es zur Verfügung gestellt und M.K. hat es freundlicherweise computergrafisch aufbereitet.
Während das frühere Vorlagenheft in Berlin gedruckt wurde, erschien das neuere beim "Fröbelhaus M. Weiden in Cöln". Anscheinend gab es da eine Verbindung zwischen Walther und Fröbels Nachfolger.


Der neue Maschinen-Baukasten ab 1921

Im Jahr 1921 wurde der Maschinen-Baukasten grundlegend überarbeitet. Der neue Kasten hat mit dem alten nur sehr wenig gemeinsam. Es wurde für den neuen Maschinen-Baukasten sogar ein DRGM angemeldet. Das folgende Bild zeigt einen Kasten 40 von 1922.

Kasten 40 Der neue Maschinen-Baukasten ist nach wie vor ein Holzbaukasten. Er enthält jetzt aber auch Gewindestäbe, Drahtösen und Schraubenschlüssel.
Die Bauklötze sind die gleichen, wie bei den alten Kästen des großen Kalibers, das kleine Kaliber gibt es nicht mehr. Der Lochabstand beträgt also 20mm, die Löcher haben einen Durchmesser von 5.7mm.
Damit sind jedoch die Gemeinsamkeiten zum alten Maschinen-Baukasten auch schon erschöpft. Zum Beispiel fehlen die Teile zum Bau des Schaufelrades oder des Mühlrades völlig. Stattdessen wurden einige Metallbaukasten-Teile aus Stabil übernommen, insbesondere Gewindestäbe, Muttern, kleine Lochscheibe, Verbindungswinkel, Kurbel.

Die Modelle des neuen Maschinen-Baukastens sind auch grundlegend verschieden von denen des alten Maschinen-Baukastens. Während im alten Kasten das grundlegende Prinzip einer einfachen Maschine anhand eines Modells gezeigt wird, werden im neuen Kasten Modelle komplexerer Maschinen erstellt.
Keines der alten Modelle ist bei den Modellen des neuen Kastens enthalten. Der neue Kasten ist wirklich ein neues System.
Man kann sagen, das von Stabil her bekannte Konstruktionsprinzip mit Gewindewellen wird auf den Holzkasten übertragen.
Die Gewindestäbe haben einen Durchmesser von 4mm. Die Löcher der Bauklötze haben aber einen Durchmesser von 5.7mm. Damit die Gewindestäbe in den großen Löchern der Bauklötze gelagert werden können, werden Reduzierstücke (Teil q) in die Bauklötze gedrückt. In den Reduzierstücken läuft der Gewindestab weitgehend spielfrei. Leider ist der Außendurchmesser der Reduzierstücke (6.1mm) etwas zu groß für die Löcher in den Bauklötzen. Ein Kind kann die Reduzierstücke nicht in die Bauklötze drücken - da muss Papa helfen und die Löcher vergrößern. In der Inhaltsliste heißt das Reduzierstück "Achsenöse".

Der neue Maschinen-Baukasten ist ein Vorläufer für die großen Kästen des neuen Record-Baukastens. Zwar enthält der neue Maschinen-Baukasten noch die alten Bauklötze. Dennoch ist die Verwendung von 4mm-Verbindungselementen schon vorbereitet. 1921 wurde noch der alte Record-Baukasten vertrieben. Ab 1925 wurden die neuen Record-Baukästen mit den neuen Steinen angeboten. Damit war die Ära - auch des neuen - Maschinen-Baukastens beendet.

Deckelbild Kasten 40 von 1922 Das Bild links zeigt das Deckelbild eine Kastens 40 von 1922. Es ist auch größer verfügbar. Der äußere Rand ist abgeschnitten (siehe Bild des Kastens 40 oben). Im Original hat das Bild ohne Rand die Maße 277*168mm, mit Rand 302*211mm.

Die beiden auf dem Bild gezeigten Modelle gehören zum alten Kasten. Sie können leider mit dem aktuellen neuen Kasten nicht gebaut werden, weil es die entsprechenden Teile gar nicht mehr gibt.

(Bild Kahlfeldt)

Informationen aus Prospekten von 1921-1927

Neuer Maschinen-Baukasten Nr. 41 von 1921 Die neuen Maschinen-Baukästen wurden unter den Nummern 40 und 41 angeboten. Es gab einen Ergänzungskasten 40a.
Das Bild links stammt aus einem Prospekt und zeigt einen Kasten 41.
Allein schon am Inhalt erkennt man, dass dieser Kasten mit den alten Kästen kaum Gemeinsamkeiten hat.

Jahr No.Maße in mmGewichtPreis
1924 40 370*230*20940 g 5,50
41 370*230*401880 g 11,00
40a370*280*201080 g 5,50
1925 40 370*230*20940 g 7,00
41 370*230*401880 g 14,00
40a370*280*201080 g 7,00
1926 40 350*260*20940 g 7,50
41 360*280*401880 g 15,00
40a  1080 g 7,50
Laut Prospekten von 1921 bis 1926 wurden die neuen Maschinen-Baukästen nur im Pappekasten angeboten.
Die nebenstehende Tabelle zeigt, dass sich die Verpackung in Ihren Abmessungen zwischen 1925 und 1926 geändert haben muss, wenn man Druckfehler ausschließt. Dennoch wurde in beiden Prospekten die eine, gleiche, oben gezeigte Abbildung verwendet, die den geöffneten Kasten 41 zeigt.
In 1921 wurden keine Preise genannt, was bei der damaligen starken Inflation nur verständlich ist. Die Kartonmaße waren 1921 bis 1925 gleich. Die Daten zu 1924 und 1925 wurden anlässlich der Frühjahrsmesse veröffentlicht.

Der neue Maschinen-Baukasten war kein großer Erfolg. Er wurde letztmals in einem Prospekt von 1927 erwähnt.


Das Vorlagenheft für den neuen Maschinen-Baukasten

Vorlagenheft 1922 Das Bild links zeigt das Deckblatt des Vorlagenheftes vom März 1922; die Hintergrundfarbe des Originals wurde bei der Aufbereitung entfernt. Das Deckblatt ist auch Seite 1 des Heftes. Seite 2 zeigt eine Einführung in das System. Seite 3-13 zeigen die Modelle 1-37 für den Kasten 40. Auf den Seiten 14-25 sind die Modelle (bis Nr. 67) für Kasten 41 zu sehen. Es gibt keinerlei Beschreibung zu den Modellen, da das Funktionsprinzip anhand der Bilder erkannt werden kann. Seite 26 zeigt eine Abbildung aller Teile. Auf Seite 27 findet man eine Liste mit den Namen aller abgebildeten Modelle. Am Ende (hinteres Deckblatt, Seite 28) findet man eine Inhaltsliste der neuen Maschinen-Baukästen.

Das Vorlagenheft des neueren Maschinenbaukastens ist verfügbar. Jürgen Kahlfeldt hat es zur Verfügung gestellt.

Genauere Informationen über den Inhalt der neuen Maschinen-Baukästen sind verfügbar.


Ausgewählte Modelle für den Kasten 40

Die Modelle heißen laut Vorlagenheft Prägemaschine und Wanduhr.
Prägemaschine aus Kasten 40 Wanduhr aus Kasten 40

Ausgewählte Modelle für den Kasten 41

Die Modelle heißen laut Vorlagenheft Mühlsägewerk und Dampfmaschine.
Mühlsägewerk aus Kasten 41 Dampfmaschine aus Kasten 41


Kreissägemodell aus altem und aus neuem Kasten

Kreissägemodell aus altem und neuem Maschinen-Baukasten Das Bild zeigt links das Kreissäge-Modell aus dem alten Maschinen-Baukasten, gebaut mit Klötzen des großen Kalibers. Rechts sieht man das entsprechende Modell, gebaut aus den Teilen des neuen Maschinen-Baukasten 41.

Man sieht deutlich den Unterschied in den Holzteilen. Das Trapez fehlt im neuen Kasten. Dafür sind im neuen Kasten Gewindestäbe und Kurbel enthalten. Die Teile des neuen Kastens haben auch deutlich mehr Löcher, was die Baumöglichkeiten erheblich erweitert.

Für seine Hilfe danke ich ganz herzlich Jürgen Kahlfeldt, von dem fast alle Unterlagen zum Maschinen-Baukasten stammen.

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