Unterstützung für Händler : Teilekabinett, Reklametafeln

Die Firma Walther bot Ihren Händlern vielerlei Dienste an, alle in dem Sinne, einen möglichst hohen gemeinsamen Nutzen zu erzielen.
Eine intensive Kommunikation zwischen Handel und Hersteller war unumgänglich. Nicht zuletzt saßen in den Preisgerichten der Stabil-Modellbau-Wettbewerbe auch bedeutende Vertreter des Spielwarenhandels.

In einer groß angelegten Reklame an die Händler verpflichtete sich die Firma Walther 1930 zu einer schnellstmöglichen Lieferung der Baukästen.
Innerhalb 8 Stunden ist Ihre Bestellung bei uns versandbereit. Post, Bahn, Schiff und Flugzeug sorgen dann dafür, daß Sie in kürzester Zeit die Ware im Hause haben. Wenn Sie Stabil brauchen, können Sie die Baukästen übermorgen dort haben.
So wurde es versprochen. Dazu wurden Telefonnummer und Telegramm-Adresse angegeben.

Im Folgenden möchte ich die Zusammenarbeit der Firma Walther mit dem Spielwaren-Einzelhandel anhand einiger Aspekte genauer beschreiben.

Die Firma Walther bot ein Teilekabinett für Einzelteile an

Bereits ab 1925 bot die Firma Walther "komplette Stabil-Sortimente" in drei Größen für Spielwarenhändler an. Sie kosteten 28.50, 52.-, 107.- Gm. Es gab auch ein "Großes Sortiment im polierten Holzkasten" für 135 Goldmark. Bilder fehlen im Prospekt.
Aus den 30er Jahren ist dann ein polierter Holzkasten für Einzelteile mit 4 Schubfächern und Glasdeckel, leer, für 50.- RM bekannt. In den Einzelteil-Preislisten von 1932 bis 1937 ist dieses Teilekabinett abgebildet, in Prospekten von 1936-1939 wird es nur erwähnt.
Zusätzlich wurden in den Prospekten Komplette Einzelteil-Sortimente (ohne Holzkasten) in den Sortimentgrößen klein zu 25.-, mittel zu 46.- und groß zu 95.- RM angeboten. (1931 waren die Preise noch 28.50, 52.-, 107.- RM)

Teilekabinett von der Händlerseite Teilekabinett von der Käuferseite
Im Bild links oben sehen Sie das Kabinett von der Händlerseite, der Seite zum öffnen der Schubladen. Der Deckel mit Glasscheibe kann auf der Händlerseite angehoben werden und gibt dann das obere Fach frei. Dieses Fach hat keinerlei Unterteilung.
Unter dem Deckelfach befinden sich noch vier Schubladen. Jede hat vorne ein schmales Fach, dahinter ein recht großes. Es blieb dem Händler überlassen, wie er die Fächer nützte (siehe Bild links unten). Die Griffe der Schubladen sind aus Blech geformt und waren einmal schwarz lackiert.
Das Bild oben rechts zeigt das Kabinett von der Rückseite (oder von der Käuferseite, wenn es auf einer Ladentheke steht). Das gelbe Blechschild gehört mit zur Ausstattung des Kabinetts und ist fest eingearbeitet. Die blauen Stabil-Rauten an den Seitenwänden gehörten 1932/33 nicht zum Kabinett.
Im Bild unten rechts sehen Sie, wie die Teile unter dem Glasfenster angeordnet gewesen sein könnten. Die Anordnung ist nicht mehr original. In der Glasscheibe spiegeln sich zudem Objekte des Raumes, in dem fotografiert wurde. Die Teile sind auf einem braunen Brett befestigt.

Teilekabinett : Schublade Teilekabinett : Fenster
Ich danke Veit Hampel für die Überlassung der Bilder.


Ulrich Henf hat mir Bilder eines Holzkästchens gesendet, das möglicherweise auch als Teilekabinett in Spielwarenläden verwendet wurde. Der Holzkasten hat die Maße 350*250*230mm. Die Gestaltung der Schrift "Stabil" deutet auf die Jahre 1927-1929 hin. Es gibt aber keine weiteren Funde ähnlicher Art. Es gibt auch keine Bilder der Firma Walther über Teilekabinette aus dieser Zeit. Hat noch jemand ein vergleichbares Kästchen gesehen, das als Teilekabinett verwendet wurde?

Holzkasten mit Stabil-Logo Holzkasten: Einschübe


Die Firma Walther vermietete und verkaufte Schaufenstermodelle

Schaufenstermodelle gab es in verschiedenen Größen. Ein Händlerprospekt von 1929 aus dem Nachlass Walther stellt die Modelle vor. Darüber hinaus hatten die Vertreter der Firma Walther eine Reihe von Fotos bei sich, aus denen sich Händler passende Modelle aussuchen konnten.

Große Kaufhäuser, bei denen ausreichend Platz vorhanden war, konnten richtige Riesenmodelle, wie das in der Stabil- und Record-Zeitung Nr. 3 gezeigte 2.25m hohe Dresdner Kugelhaus oder die in der Stabil- und Record-Zeitung Nr. 4 abgebildete Schachtanlage mit Kesselhaus, Förderturm und Schornstein vorzeigen.
Oft wurden diese Großmodelle später als Ausstellungsstücke im Bastelsaal der Firma Walther gezeigt.

Etwas kleinere Modelle, die aber selbst mit dem größten Kasten Nr. 55 allein nicht mehr gebaut werden konnten, waren ebenfalls im Angebot der Firma Walther. Diese Schaufenstermodelle sollten ja auch in einem Schaufenster eines normalen Spielwaren-Einzelhändlers Platz finden, und sie sollten von dort aus die Möglichkeiten des Stabil-Systems möglichst anschaulich demonstrieren. Die Modelle wurden ganz speziell zu diesem Zweck von der Firma Walther entworfen und gebaut. Wegen der großen Menge an verbauten Teilen waren sie teuer. Damit selbst kleinere Geschäfte die Modelle nutzen konnten, wurden sie auch vermietet.
So konnte man das Olympia-Modell von 1936 für 1250 Mark kaufen, aber für eine Leihgebühr von 150 Mark auch mieten.

Um diese Zeit gab es anscheinend einen ruinösen Wettbewerb mit Märklin. 1932 bot die Firma Märklin ihre Schaufenstermodelle zu etwa gleichen Preisen wie Walther an. Bis 1937 jedoch wurden bei Märklin die Preise stark gesenkt. So kostete die große D-Zug-Lokomotive auf Brücke (M823) 1932 noch 550 Mark. 1937 war der Preis dann nur noch 96 Mark, wovon der Händler im Falle eines Kaufes nur noch 30% zu bezahlen hatte.

In den frühen Jahren verkaufte die Firma Walther auch kleine Modelle, so wie sie in den Vorlagenheften aufgeführt waren. Eine Rechnung aus dem Jahr 1914 zeigt das. Man war damals noch bescheiden in der Größe der Modelle.


Die Firma Walther lieferte Reklame-Standtafeln und -Plakate

Reklametafeln oder Reklameständer konnte man bei gutem Wetter als Blickfang vor das Schaufenster stellen. Im Verkaufsraum konnte man die Tafel so stellen, dass ein Kunde sofort sah, wo das Stabil-Sortiment stand.
Die Ständer bestehen aus stabiler Pappe.

Reklameständer von etwa 1931 und frühe 50er Jahre Das Bild links [Hahn S. 77] zeigt einen Reklameständer, wie er vielleicht schon um 1931, gewiss aber nach dem Krieg bis 1956 verwendet wurde. Bei dem Ständer wurden die Umrisse des Jungen und der Modelle aus der Pappe herausgestanzt; was nicht zum Bild gehörte, wurde entfernt.
Herbert Rogosch hat mir geschrieben, dass der Ständer unten 617mm breit ist und aus Pappe von 2mm besteht. Er ist etwa 945mm hoch. Vielen Dank.

Das Bild wirkt durch die freundliche Ausstrahlung das Jungen, durch das frohe Orange des Pullovers und durch den Silberglanz der Modelle.
Die unterschwellige Botschaft, durch Stabil werde man zum Ingenieur, tut ihre Wirkung.
Dass bei den Modellen die Lochabstände nicht passen, dass es einige Teile gar nicht im Stabil-System gibt, dass das Flugzeug stark verkleinert wurde, bevor es in das Bild gesetzt wurde, all das wirkt kaum störend.

Das Motiv mit dem freundlichen Jungen und genau mit diesen Modellen wurde auch als Skizze in Prospekten und im Vorlagenheften für den Kasten 48 bis zum Ende der Firma weiter benützt. Wahrscheinlich bezieht sich der Gebrauchsmusterschutz (DRGM) vom August 1931 für ein Reklamebild eben auf dieses Motiv.
Vielleicht entsprang dieses Motiv auch einer Initiative, mehr Mittel für Reklame auszugeben. Man wollte so ein besonderes Firmenimage schaffen. Die englische Firma Meccano versuchte nämlich damals mit bisher noch nie da gewesenem Werbeaufwand auch in Deutschland wieder in den Markt zu kommen. Walther musste da gegensteuern.

Leider wurde ab 1933 diese farbenfrohe Motiv nicht mehr gefunden. Die damaligen Machthaber hatten eben andere Vorstellungen, wie Jungen in der Reklame auszusehen hätten. Es fällt auf, dass in Reklamebildern aus dieser Zeit die Jungen immer nur kurze Hosen tragen.

Reklameständer aus den späten 50er Jahren Der Reklameständer links ist aus zwei Pappen zusammen gesetzt. Er zeigt die nüchterne Technik der Wirtschaftswunder-Zeit. Dieser Ständer wurde ab Anfang 1957 verwendet. Es werden in den Modellen jetzt die bunten Füllplatten eingesetzt.

Reklameplakat von etwa 1930 Das Bild links zeigt ein Reklameplakat, das im Original 486*386mm misst. Es ist ein kleines Plakat also, das man ins Schaufenster hängen kann. Aufgrund der Gestaltung dürfte es 1930 entstanden sein. Es wirbt für den 4. Stabil-Stipendium-Preiswettbewerb 1931. Siehe auch Stabil- und Record-Zeitung 8 vom Dezember 1930.
Ich danke Jürgen Kahlfeldt für das Foto.

Reklameplakat von etwa 1931 Das Bild links zeigt ein weiteres Reklameplakat, Maße 483*400mm. Es ist ebenfalls ein kleines Plakat für das Schaufenster eines Spielwarenhändlers. Aufgrund der farbenfrohen Gestaltung dürfte es um 1931/1932 entstanden sein.
Weiter Kommentare finden Sie beim Reklameständer von 1931.

Reklameplakat von 1937
Das Reklameplakat oben hat eine Größe von 2475*313mm. Das Plakat besteht aus nebeneinander liegenden senkrechten Leistenelementen. Dadurch kann es zusammengerollt werden und passt dann in eine zylindrische Dose von 32cm Höhe. Da auf der Dose für den Stabil-Wettbewerb von 1938 hingewiesen wird, kann dieses Plakat dem Jahr 1937 zugeordnet werden.
Mit mehreren dieser Plakate war auch der Stand der Firma Walther bei der Leipziger Messe [Das Spielzeug] dekoriert.

Die beiden folgenden Bilder zeigen die linke und darunter die rechte Hälfte des Plakates. Links wird auf Stabila, den Metallbaukasten für Mädchen; rechts auf den bekannten Stabil hingewiesen.

Reklameplakat von 1937, linke Seite Reklameplakat von 1937, rechte Seite

Reklame-Blechschild Das Blechschild links (Maße 210*293mm) zeigt die Reklame-Motive der 20er Jahre. Ich danke Jürgen Kahlfeldt für die Überlassung des Bildes.
Als Anschrift der Firma Walther ist noch Berlin SO33 angegeben. Damit wurde das Schild spätestens 1927 entworfen, danach aber noch viele Jahre weiter verwendet, z.B. im Teilekabinett.
Ein ähnliches Schild gibt es zu den Holzbaukästen Record.


Die Firma Walther half aus mit Prospekten.

Normalerweise wurden die Prospekte von der Fa. Walther entworfen und an die Händler weitergegeben. In wie weit die Händler an den Kosten für die Prospekte beteiligt wurden, ist nicht genau bekannt.
Aus den 30er Jahren ist jedoch bekannt, dass die Firma Walther die Prospekte auf Bestellung kostenfrei an die Spielwarenhändler abgab. Üblicherweise hatten die Prospekte ein vorgegebenes Feld, in das der Händler dann seinen Firmenstempel setzen konnte. Wenn ein Händler seinen Namen gleich mit auf den Prospekt gedruckt haben wollte, so nahm die Firma Walther pauschal 2,50RM für bis zu 1000 Stück.

Bei größeren Abnehmern, etwa Kaufhäusern, gab es besondere Prospekte, bei denen bisweilen sogar die Vorderseite ersetzt wurde, so dass der Name der Handelskette besonders deutlich herausgestellt wurde. Am weitesten ist in dieser Hinsicht die dänischen Handelskette "Illum" gegangen, die sogar den Namen "Stabil" gegen "Den lille Ingeniør" austauschte.


Die Firma Walther hielt sich streng an die Festpreisbindung.

Bis in die 50er Jahre hinein wurde der Verkaufspreis der Kästen von der Fa. Walther festgelegt. Ein Junge konnte so einen bestimmten Kasten bei fast jedem Spielwaren-Einzelhändler genau zu diesem festgesetzten Verkaufspreis erstehen. Die Händler waren angewiesen, zum festgesetzten Preis zu verkaufen. Es gab eine feste Preisbindung. Bei der Fa. Walther konnte ein Junge jedoch nicht kaufen oder bestellen, man nannte ihm aber gerne Einzelhändler in der Nähe seines Wohnortes, bei denen er kaufen konnte.
Ein Händler dagegen bestellte seine Ware direkt bei der Firma Walther. Er bekam dabei einen Rabatt von meist 40%-50%, der vom Verkaufspreis abgezogen wurde (siehe Händlerrechnung von 1920). Dieser Rabatt war dann der Gewinn des Händlers. Großhändler bekamen höhere Rabatte.
Spätestens in den 60er Jahren wurde diese Festpreisbindung aufgeweicht. So konnten Händler für ihre Waren vom "empfohlenen Verkaufspreis" nach unten, aber auch nach oben abweichen. Auch die Fa. Walther nahm jetzt Bestellungen von Endverbrauchern an. Diese bekamen jedoch keinen Rabatt und mussten den normalen Verkaufspreis bezahlen.
Die damalige Festpreisbindung sicherte dem Händler einen maßvollen Gewinn und dem Endverbraucher einen stabilen Preis.


Antwortkarten

Die Antwortkarte war eine zweiteilige zusammengeklappte Postkarte doppelter Größe. Die eine Hälfte (oder Klappe) war der Frageteil, die zweite Hälfte der Antwortteil. Dabei befand sich die Anschriftseite des Antwortteils innerhalb der zusammengeklappten Karte.
Zuerst beschrieb der ursprüngliche Absender den Frageteil und versendete die zweiteilige, zusammengeklappte Antwortkarte an den Empfänger. Der Empfänger trennte den Frageteil ab und sendete den nun separaten Antwortkartenteil zurück. Der Frageteil hatten einen Wertzeicheneindruck, der vom ursprünglichen Absender bezahlt wurde. Der Antwortteil konnte auch vom Absender schon bezahlt werden.
Antwortkarten sind seit 1971 nicht mehr zugelassen.

Antwortkarten wurden von der Firma Walther gerne an Spielwarenhändler - wegen der ermäßigten Gebühr als Drucksache - versendet.
Der Frageteil nannte Neuerungen bei der Firma Walther. Der Antwortteil war eine Bestell-Liste. Den Antwortteil an Walther musste der Händler selbst frankieren.

Antwortkarte von 1936, Außenseite Antwortkarte von 1936, Innenseite

Das erste Bild zeigt die Vorderseite einer Antwortkarte, das zweite Bild die Innenseite. Oben in beiden Bilder ist der Frageteil, unten der Antwortteil.
Bei Karten, die auf der Spielwarenmesse an Händler ausgegeben wurden, wurde die Adresse des Frageteils durch eine Reklame ersetzt.

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